vertrieben

Editorial: Bitte wählen Sie den falschen Tarif

... denn dann sind Sie 24 Monate an uns gebunden
Von

Vergleich von o2 Blue 100 und o2 o o2-Tarife im Vergleich: Bei rot ist o2 Blue 100 günstiger, bei grün o2 o. Bei gelb sind beide Tarife ungefähr gleich teuer.
Grafik: teltarif.de
Es ist Herbst, das für die Mobilfunker traditionell gute Weihnachtsgeschäft naht, und eine große Vielfalt neuer Geräte wie das iPhone 4, Smartphones mit Windows Phone 7 - dem neuen Betriebssystem von Microsoft - oder das neue Tablet Galaxy Tab von Samsung locken die Käufer. Und mit diesen Geräten wiederum locken die Mobilfunk-Anbieter die Kunden und hoffen auf den Abschluss von neuen Verträgen: Also höchste Zeit, die alten Tarifschemata zu überarbeiten. Doch dabei bleiben die Mobilfunker ganz offensichtlich ihrem alten Grundsatz treu: Verwirre den Verbraucher mit einer unübersichtlichen Tarifvielfalt, in der Hoffnung, dass er den falschen Tarif wählt, in dem er dann zum Teil über 24 Monate hinweg zu viel bezahlt.

Vergleich von o2 Blue 100 und o2 o o2-Tarife im Vergleich: Bei rot ist o2 Blue 100 günstiger, bei grün o2 o. Bei gelb sind beide Tarife ungefähr gleich teuer.
Grafik: teltarif.de
Beispiel o2: Mit dem iPhone-Verkaufsstart wurden zwei neue "o2 Blue"-Tarife aus der Taufe gehoben, die es jeweils mit und ohne subventioniertem Handy gibt. Zwar sind beim Blue Flex 100 (ohne subventioniertes Handy) für 20 Euro schon eine Handy-Surf-Flatrate (300 MB bis zur Drossel), eine netzinterne Sprachflatrate und 120 Minuten in Fremdnetze enthalten. Dafür beträgt der Minutenpreis für Telefonate in Fremdnetze nach Verbrauch der Inklusivminuten 29 Cent pro Minute - 114 Prozent mehr als beim o2 o online. Und der vorteilhafte Kostendeckel von o2 o fehlt ganz.

Klar, wer viel netzintern telefoniert und bei Fremdnetzgesprächen innerhalb des Minutenkontingents bleibt, der profitiert vom o2 Blue Flex 100. Und wenn man sich sicher ist, den Tarif auch für volle 24 Monate brauchen zu können, dann kann man als Ausgleich für die lange Bindung auch noch die SMS-Flatrate mit abgreifen. Aber wehe, man telefoniert mal mehr in's Fremdnetz oder Festnetz. Dann wird es teuer.

Wer von vornherein weiß, dass er viele Fremdnetz-Minuten braucht, kann auch den o2 Blue Flex 250 buchen. Doch liegt er beim Monatspreis von 35 Euro nur noch 19 Euro unter dem Kostendeckel der Alternative (o2 o mit Online-Rabatt und inklusive Internet Pack M). Entsprechend genau muss man sein Gesprächsverhalten kontrollieren, damit der Blue Flex 250 am Ende wirklich günstiger ist als der o2 o. Sowohl bei geringer Nutzung als auch bei starker Nutzung ist letzterer nämlich deutlich überlegen.

Qual der Wahl auch bei anderen Anbietern

Nicht weniger als zwölf Tarife bietet die Deutsche Telekom künftig den Kunden an, die einen ihrer T-Punkte aufsuchen, um einen neuen Mobilfunkvertrag abzuschließen - Zusatz-Optionen noch nicht mitgerechnet. Und so wird der aufmerksame Kunden am Ende einiges rechnen müssen, ob er eine Flatrate ins Festnetz und/oder zu anderen Telekom-Mobilfunkkunden und/oder zum Surfen braucht, oder ob nicht doch die Inklusivminuten (meist 120 an der Zahl) reichen. Auch bei der Telekom zwingt der hohe Minutenpreis von 29 Cent zur richtigen Paketwahl. Und so wird im Zweifelsfall aus Vorsicht die eine oder andere Flat hinzugebucht, die der Nutzer nicht wirklich braucht.

Nicht viel anders auch bei Vodafone: Der Düsseldorfer Anbieter stellt Interessenten auf seiner Homepage vor die Wahl aus nicht weniger als neun Tarifen und weiteren neun meist kostenpflichtigen Optionen. Auch Vodafone arbeitet mit teuren 29 Cent pro Minute für Gespräche außerhalb der Flatrates und Inklusivminuten und lockt die Kunden so eher in die Flatrate oder zur Buchung eines zusätzlichen Minutenpaketes.

Die Buchung dieser zusätzlichen Vertragsbestandteile rechnet sich für den Verbraucher egal bei welchem Anbieter häufig nur aus Aspekten der Vorsicht und aus Angst vor übermäßigen Rechnungen. Sie lohnt sich vor allem aber für den Anbieter und dessen Anteilseigner. Die Kunden wären häufig besser in den Supermarkt statt ins Fachgeschäft gegangen - denn irgendeine SIM aus dem Discounter-Regal wäre in vielen Fällen billiger gewesen.

Weitere Editorials