Ausbau

Hessen: Jeden Werktag ein neuer Mobilfunk-Standort

Im Bundes­land Hessen sei an jedem Werktag ein Mobil­funk­standort errichtet worden, rechnet die Landes­regie­rung vor. Betei­ligt sind Telefónica (o2), Telekom und Voda­fone.
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Das Bundes­land Hessen hat seine Jahres­bilanz des Zukunfts­pakts Mobil­funk vorge­stellt. An jedem Werktag, so rechnet die Landes­regie­rung vor, wurde ein Mobil­funk­standort in Hessen neu errichtet und täglich seien über vier Stand­orte moder­nisiert worden.

Bis 2024: 4000 neue Stand­orte

Wenn es weiter gut läuft, sollen bis Ende 2024 in Hessen rund 4000 Mobil­funk­stand­orte neu errichtet oder ertüch­tigt (aufge­rüstet) werden. Dies sei eine der Verab­redungen aus dem „Zukunfts­pakt Mobil­funk für Hessen“, den die Hessi­sche Landes­regie­rung seiner­zeit im Januar 2022 mit den drei Mobil­funk-Anbie­tern Deut­sche Telekom, Telefónica Deutsch­land und Voda­fone unter­zeichnet hatte. Die hessische Digitalministerin hat Kommunikationswissenschaft, Pädagogik, Biologie und Chemie studiert und hält eine Professur in Public Affairs. Die hessische Digitalministerin hat Kommunikationswissenschaft, Pädagogik, Biologie und Chemie studiert und hält eine Professur in Public Affairs.
Foto: Picture Alliance/dpa
Hessens Digi­tal­minis­terin Prof. Dr. Kris­tina Sinemus vermel­dete gestern stolz, dass bereits ein Jahr nach Abschluss über 1900 Maßnahmen und damit knapp die Hälfte umge­setzt worden seien, davon seien speziell in Hessen 271 neue Mobil­funk­stand­orte in Betrieb genommen und 1631 LTE- als auch 5G-Erwei­terungen fertig­gestellt worden.

„Unser Zukunfts­pakt mit den Mobil­funk­betrei­bern hat spürbar den Ausbau beschleu­nigt und erfolg­reich an unseren ersten Mobil­funk­pakt von 2018 ange­knüpft. Mit unseren beiden Pakten konnten seit Mitte 2019 in fast 670.000 Haus­halten die grauen Flecken geschlossen werden, um den Verbrau­che­rinnen und Verbrau­chern die Wahl­frei­heit zu ermög­lichen. Ein Rück­gang um fast 90 Prozent bei den Haus­halten in grauen Flecken“, so die Minis­terin

Schnel­lerer Ausbau in Hessen

Die Statistik meldet Stand Mitte 2019, dass in Hessen noch 780.000 Haus­halte nicht "drei­fach mit LTE" versorgt waren. Im Dezember 2022 seien es nur noch 110.000 Haus­halte. Auch bei 5G wurde die Netz­ver­dich­tung voran­getrieben. In 2022 seien 819 Stand­orte auf die 5G-Tech­nologie umge­stellt worden, ein Jahr vorher, also 2021, waren es rund 600 5G-Maßnahmen, die theo­retisch eine bis zu zehnmal schnel­lere Daten­über­tra­gung als LTE ermög­lichen sollen.

Einen Grund für den schnellen Ausbau sieht Sinemus auch in der Ände­rung der Geneh­migungs­ver­fahren für Mobil­funk. Dazu wurde die Hessi­sche Bauord­nung geän­dert, durch die eine Redu­zie­rung der Abstands­flä­chen (also wie nah ein Sender an anderen Grund­stü­cken oder der Bebauung heran­rei­chen darf) sowie eine Erhö­hung der geneh­migungs­freien Mast­höhe erreicht wurde.

„Das Tempo muss aber weiter gestei­gert werden, daher wird bundes­weit einmalig zum zweiten Mal in einer Legis­latur mit dem Mobil­funk­aus­bau­beschleu­nigungs­gesetz ein Gesetz einge­bracht, mit dem der Mobil­funk­ausbau durch Anpas­sungen der Hessi­schen Bauord­nung und des Hessi­schen Stra­ßen­gesetzes weiter beschleu­nigt und verein­facht wird. Damit schaffen wir gute Rahmen­bedin­gungen für die Mobil­funk­unter­nehmen, um noch schneller bauen zu können“, kündigte Sinemus an.

Zukunfts­pakt Mobil­funk "zahlt sich aus"

Valen­tina Daiber, Vorständin für Recht und Corpo­rate Affairs bei o2 Telefónica, ist voll des Lobes: „Hessen zeigt, wie es geht. Der Zukunfts­pakt und die bereits im Jahr 2020 erfolgten Anpas­sungen im Baurecht zur geneh­migungs­freien Aufrüs­tung bestehender Mobil­funk­stand­orte sind beispiel­haft und beschleu­nigen den Mobil­funk­ausbau. Das zahlt sich für die Digi­tali­sie­rung des Landes voll aus. o2 Telefónica hat in Hessen nicht nur früh­zeitig wich­tige Versor­gungs­auf­lagen erfüllt, sondern versorgt inzwi­schen rund 99 Prozent der hessi­schen Haus­halte mit 100 MBit/s und baut zügig das leis­tungs­starke 5G-Netz aus. Die aktu­elle Initia­tive des Geschäfts­bereichs der hessi­schen Digi­tal­minis­terin für weitere Erleich­terungen von Bauge­neh­migungen begrüßen wir sehr und würden uns wünschen, dass bald auch Geneh­migungs­fik­tionen für den Neubau von Mobil­funk­sta­tionen möglich sein werden.“

Mathias Poeten, Leiter Mobil­funk bei der Deut­schen Telekom, pflichtet seiner Kollegin bei: „Dank der guten Zusam­men­arbeit mit dem Geschäfts­bereich der hessi­schen Digi­tal­minis­terin konnten viele neue Stand­orte und Erwei­terungs­kapa­zitäten für den weiteren Ausbau unseres Mobil­funk­netzes geschaffen werden. Auf Basis dieses Zukunfts­paktes haben wir seit 2018 über 4000 Maßnahmen im Eigen­ausbau zur Verbes­serung des Mobil­funk­netzes in Hessen umge­setzt und unsere Netz­qua­lität stetig verbes­sert. Bereits heute errei­chen wir 99 Prozent der Bevöl­kerung und über 90 Prozent der Fläche in Hessen mit schnellem mobilem Internet und ermög­lichen unseren Kundinnen und Kundinnen dadurch die Teil­habe an der digi­talen Gesell­schaft.“

Michael Jung­wirth, Mitglied der Geschäfts­lei­tung bei Voda­fone Deutsch­land: „Der Zukunfts­pakt Mobil­funk für Hessen ist ein Para­debei­spiel für eine gute Zusam­men­arbeit von Politik und Wirt­schaft. Nicht zuletzt die Anpas­sungen im Baurecht haben den Netz­ausbau deut­lich voran­getrieben. Umso erfreu­licher, dass weitere Verein­fachungen geplant sind. Nachdem wir als Voda­fone im vergan­genen Jahr knapp 100 Funk­löcher in Hessen schließen konnten, erhöhen wir unsere Netz­kapa­zität weiter. Dafür sind allein in der ersten Jahres­hälfte zahl­reiche Ausbau- und Erwei­terungs­maß­nahmen geplant.“

Land hilft auch finan­ziell

Nicht nur dort, wo die Versor­gungs­auf­lagen der Bundes­netz­agentur greifen oder wo der eigen­wirt­schaft­liche Ausbau der Betreiber (ohne staat­liche Förder­gelder) die Versor­gung sichert, soll aus Sicht der Landes­regie­rung leis­tungs­fähiger Mobil­funk genutzt werden können. Das betrifft insbe­son­dere dünn besie­delte, gebir­gige, oft länd­liche Regionen. Für die hat Hessen ein eigenes Mobil­funk­för­der­pro­gramm gestartet. Dafür wurden die ersten beiden Förder­bescheide für die nord­hes­sischen Kommunen Frie­len­dorf und Knüll­wald über­geben. Sie sollen dadurch besser mit LTE- und/oder 5G versorgt werden. Weitere Förder­anträge für neue Stand­orte wurden bereits bewil­ligt, dafür gibt das Land Hessen fast 700.000 Euro aus.

Der im Januar 2022 unter­zeich­nete „Zukunfts­pakt Mobil­funk für Hessen“ baut auf dem schon 2018 abge­schlos­senen Mobil­funk­pakt auf. Bis Ende 2021 seien schon 5758 Mobil­funk­stand­orte neu errichtet oder umfas­send moder­nisiert. Alle diese Stand­orte senden mindes­tens im LTE (4G)-Stan­dard, teilte das Minis­terium mit.

Eine Einschät­zung (von Henning Gajek)

Nicht nur in Hessen, auch in anderen Bundes­län­dern versu­chen die Landes­regie­rungen mit Förder­mit­teln oder einer Entbü­rokra­tisie­rung den Netz­ausbau zu beschleu­nigen. Die bewil­ligten Förder­mittel können da nur einen Tropfen auf den heißen Stein darstellen, ein Standort kostet alleine heute schon 300.000 bis 500.000 Euro. Am Beispiel Hessen mit teil­weise wirk­lich dünn besie­delten Regionen ("wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen") kann man gut sehen, welcher Aufwand schon betrieben wurde und noch zu betreiben ist. Immerhin: Der Ausbau hat inzwi­schen auch die Ecken erreicht, in denen man lange niemals glaubte, je an die Neuzeit ange­schlossen zu werden. Und es gibt noch sehr viel zu tun.

Jede Woche berichten wir über den aktu­ellen Netz­ausbau in Deutsch­land.

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