Frisches Geld für den Glasfaserausbau
Damit soll erst einmal Schluss sein: Vodafone fährt den Glasfaserausbau in Gemeinden und Gewerbegebiete zurück, um sich dem Ausbau des Kabelnetzes zu widmen.
Vodafone
Vodafone hat insbesondere in Kooperation mit Gemeinden und in Gewerbegebieten Glasfasernetze errichtet. Für über 1800 Betriebe läuft derzeit die Vorvermarktung. Ob diese Unternehmen vom Düsseldorfer Telekommunikationsunternehmen einen Glasfaseranschluss bekommen, steht in den Sternen, denn Vodafone will sich auf den Ausbau des Kabelnetzes konzentrieren. Hierzu erhielten Mitte November 2020 420 000 Kabelhaushalte in Nordrhein-Westfalen, Hessen und Baden-Württemberg, dem ehemaligen Versorgungsgebiet von Unitymedia, neue Gigabit-Anschlüsse. Allein in NRW waren es 300 000 Haushalte.
Dagegen engagiert sich die Deutsche Telekom in zahlreichen Gewerbegebieten. In den vergangenen Wochen haben die Bonner vielerorts mit der Vorvermarktung begonnen. Insgesamt können über 18 000 Unternehmen einen Glasfaseranschluss von der Telekom buchen. Zuvor waren es oftmals kleine Gewerbegebiete, die der ehemalige Staatsmonopolist mit Glasfaser ausbauen wollte. Nun sind es Gebiete mit mehreren hundert Unternehmen. Das größte Projekt befindet sich in Karlsruhe. In den Gewerbegebieten Alter Schlachthof/Gerwigstraße, Killisfeld und Raumfabrik könnte die Telekom 760 Betriebe mit schnellem Glasfaserinternet versorgen, wenn 30 Prozent der Unternehmen einen Vorvertrag abschließen.
NetCologne und BBV investieren
Damit soll erst einmal Schluss sein: Vodafone fährt den Glasfaserausbau in Gemeinden und Gewerbegebiete zurück, um sich dem Ausbau des Kabelnetzes zu widmen.
Vodafone
Als Reaktion auf den Rückzug Vodafones kündigt NetCologne weitere Investitionen in den eigenen Glasfaserausbau an. Der Aufsichtsrat hat dazu einen dreistelligen Millionenbetrag durchgewunken. In den vergangenen fünf Jahren hat NetCologne nach eigenen Angaben rund 180 Millionen Euro in den Ausbau investiert und 500 000 Kunden angeschlossen. Über welchen Zeitraum das Geld investiert werden soll, teilte das Telekommunikationsunternehmen nicht mit.
Konkreter wird hingegen BBV Deutschland. Das Unternehmen wurde vom britischen Investor Infracapital übernommen und will in den kommenden drei bis vier Jahren mindestens 500 Millionen Euro in den Glasfaserausbau stecken. Um in den nächsten Jahren für 200 000 bis 250 000 Haushalte und Unternehmen einen Glasfaseranschluss zu bauen, will BBV ganze Landkreise flächendeckend versorgen. So geht das Unternehmen bereits den Glasfaserausbau im Neckar-Odenwald-Kreis mit einer Investitionssumme von 125 Millionen Euro an. Hier genügte der BBV eine Abschlussquote von 20 Prozent in der Vorvermarktung, um den Ausbau stemmen zu können.
Überbau in Nuthetal
Weitere Investitionen sind dringend notwendig, denn auch wenn immer mehr Glasfaseranschlüsse entstehen, hinkt Deutschland im internationalen Vergleich weiterhin hinterher. Für Ende Dezember 2019 gibt die OECD eine Verfügbarkeit von Glasfaseranschlüssen in Deutschland mit 4,1 Prozent an. Der Durchschnitt liegt bei 28 Prozent. Die Erhebungen einzelner Branchenverbände tendieren um die zehn Prozent.
Spatenstich in Nuthetal (v. l. n. r.): Colin-Alexander Rauer Sales-Leiter DNS:NET, DNS:NET-Repräsentatn Hardy Heine sowie Jürgen Wagner, Programmmanager FTTH DNS:NET, und Fred Gericke, 1. Vorsitzende des Vereines SG Saarmund 1954. Zusätzlich baut in Nuthetal auch die Deutsche Glasfaser ein FTTH-Netz.
DNS:NET/Thomas Ecke
Während vielerorts also noch auf die Glasfaser gewartet wird, befindet sich die brandenburgische Gemeinde Nuthetal in der zweifelhaften Position, demnächst mit zwei FTTH-Netzen versorgt zu werden. Ende November 2020 feierte der Netzbetreiber DNS:NET den Spatenstich. Das Unternehmen will den knapp 9000 Nuthetalern Highspeed bis 2,5 GBit/s bieten. Einen der ersten Anschlüsse soll der hiesige Sportverein, die SG Saarmund 1954, bekommen.
Wie bereits berichtet, will aber auch die Deutsche Glasfaser in Nuthetal ein FTTH-Netz bauen. Mitte November 2020 kündigte das Unternehmen an, dass „in Kürze“ die ersten Bagger anrollen, um Leerrohre zu verlegen. Die Deutsche Glasfaser hat mit der Gemeinde einen Kooperationsvertrag geschlossen. Auf Anfrage, ob ein Überbau zustande käme, verweist DNS:NET darauf, dass wie geplant in den genannten Bereichen ausgebaut wird. Das betrifft sämtliche Ortsteile Nuthetals. Da auch die Deutsche Glasfaser den gesamten Ort mit einem FTTH-Netz versorgen will, ist ein Überbau unausweichlich.
Den kann selbst die Gemeinde nicht verhindern, da der Aufbau eines Glasfasernetzes keine Pflichtaufgabe der öffentlichen Daseinsfürsorge sei, wie die Verwaltung mitteilt. Der Ausbau sei dem freien Markt überlassen. „Es ist deshalb möglich, dass unterschiedliche Anbieter nacheinander in den Straßen Nuthetals tätig werden“, heißt es weiter. DNS:NET will über 60 Kilometer Tiefbauarbeiten und die damit verbundene Leerrohrverlegung mit über 80 Kilometern vornehmen. Der Netzbetreiber ist sich sicher, im Wettbewerb mit der Deutschen Glasfaser zu bestehen und verweist auf die Teilnehmerquote, die „bei weit über 50 Prozent der Haushalte“ liege.
Nachdem M-net Weilersbach mit FTTC versorgt hat, folgt nun der Anschluss mit Glasfaser bis in die Wohnungen. M-net-Mitarbeiterin Sandra Stiedl, Bürgermeister Marco Friepes (Mitte) und Jürgen Fiedler, Geschäftsführer der Stadtwerke Ebermannstadt, mit dem unterzeichneten Ausbauvertrag.
M-net
Nach FTTC kommt FTTH
Mit weniger Tiefbauarbeiten darf die oberfränkische Gemeinde Weilersbach rechnen. Nachdem M-net bereits die Glasfaser bis zu den Verteilerkästen gelegt hat (FTTC), nimmt der Münchener Netzbetreiber nun den Ausbau bis in die Wohnungen vor (FTTH). Zusammen mit den Stadtwerken Ebermannstadt werden 950 Haushalte angeschlossen. Die Stadtwerke übernehme die passive Leitungsinfrastruktur. M-net will Internetzugänge mit bis zu 300 MBit/s anbieten.
Positives gibt es auch aus Resse in der Wedemark zu berichten. Nach einer Fristverlängerung hat der Netzbetreiber htp die 40-Prozent-Hürde in der Vorvermarktung erreicht, sodass er zusammen mit der Deutschen Glasfaser die Planungen für das FTTH-Netz angehen kann. Währenddessen hat htp den ersten Hub in Sehnde südöstlich von Hannover aufgebaut. Er versorgt die Sehnder Ortsteile Bolzum, Müllingen, Wehmingen und Wirringen mit Highspeed Internet. In Evern, Dolgen und Gretenberg will htp im 1. Quartal und in der Kernstadt im 2. Quartal 2021 mit der Vermarktung für Glasfaseranschlüsse beginnen.