Jahresendspurt: Viele neue FTTH-Netze angekündigt
Eines der größten Ausbauprojekte der jüngeren Vergangenheit spielt sich in Essen ab. Dort wurde das Joint Venture ruhrfibre ins Leben gerufen. Neben der Stadt Essen gehören dem Unternehmen der Projektentwickler metrofibre sowie der Telekommunikationskonzern Vodafone an. In den kommenden drei Jahren sollen 150.000 FTTH-Anschlüsse entstehen. Im Frühjahr 2023 soll der Ausbau beginnen. Da Vodafone bereits über sein Kabelnetz 200.000 Essener Haushalte mit Gigabit versorgt, werden mit Abschluss des Ausbaus durch ruhrfibre 90 Prozent der Essener Haushalte einen Gigabit-Anschluss besitzen.
Christopher Rautenberg, Geschäftsführer von ruhrfibre, Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen und Marcel de Groot, Geschäftsführer Privatkunden bei Vodafone Deutschland (v. l. n. r.) wollen in der Ruhrmetropole 150000 Glasfaseranschlüsse bauen
Foto: Peter Wieler
Auch Deutschlands zweiter großer TK-Konzern, die Deutsche Telekom, baut immer mehr Glasfaseranschlüsse. Ab 2023 werden in der Kernstadt von Mülheim am Main sowie in den Stadtteilen Dietesheim und Lämmerspiel für 16.470 Haushalte Glasfaseranschlüsse entstehen. Zwischen 2024 und 2028 wollen die Bonner zudem Oberasbach mit Glasfaser ausstatten. Der Ausbau betrifft 13.600 Haushalte. Und in Hennef baut die Telekom für 15.280 Haushalte ein Glasfasernetz auf. Die Bauarbeiten sollen in der zweiten Jahreshälfte 2023 starten.
GlasfaserPlus, Deutsche GigaNetz und Glasfaser Nordwest
Darüber hinaus ist die Telekom über zwei Joint Ventures am Glasfaserausbau in Deutschland beteiligt. Zusammen mit dem Energieversorger EWE entstehen unter dem Namen Glasfaser Nordwest FTTH-Netze. Eines der ersten Projekte war der Landkreis Osnabrück. Seit 2020 baut Glasfaser Nordwest hier an 80.000 FTTH-Anschlüssen. Derzeit ist das Unternehmen in 60 Ausbaugebieten in 18 Kommunen aktiv. In Minden erweitert Glasfaser Nordwest den Ausbau um 1200 auf insgesamt über 11.000 Haushalte.
Oberasbachs Erste Bürgermeisterin Birgit Huber und Telekom Regionalmanager Thomas Vollrath unterzeichnen die Kooperationsvereinbarung für den Glasfaserausbau
Foto: Marco Wolfstädter, Breitbandpate der Stadt Oberasbach
Das zweite Joint Venture der Telekom ist die GlasfaserPlus. In den vergangenen zwei Wochen kündigte der Netzbetreiber an, in Osterburg, Mechernich, Rattelsdorf, Hahnheim, Clingen und Mistelbach sowie in Kulmbach, Wolframs-Eschenbach und Rotenburg a. d. Fulda Glasfasernetze zu bauen. Das betrifft insgesamt knapp 23.000 Haushalte. Die Baustarts für die angekündigten Projekte erfolgen im Zeitraum zwischen 2023 und 2025.
Im Gegensatz zur GlasfaserPlus setzt die Deutsche GigaNetz auf eine Vorvermarktung, um das Marktpotenzial und damit die Finanzierung des Netzbaus abschätzen zu können. In Weinsberg und Gemmingen konnte der Netzbetreiber die Vorvermarktung erfolgreich abschließen. Jeweils 35 Prozent der Bürger haben sich für einen Glasfaseranschluss der Deutschen GigaNetz entschieden. Gleiches erhofft sich das Unternehmen auch in Wüstenrot, wo die GigaNetz mit der Gemeindeverwaltung eine Kooperation abgeschlossen hat. Etwas weiter ist die Deutsche GigaNetz dagegen in Kelkheim. Hier ist der Baubeginn für März 2023 geplant.
Plusnet kooperiert mit Eurofibre und Telekom
Neben Joint Ventures schließen sich auch einige Netzbetreiber zusammen, um gemeinsam Glasfasernetze zu nutzen (Open Access). So erhält Plusnet, ein Unternehmen des Energieversorgers EnBW, in Berlin Zugang zum Netz von Vattenfall Eurofiber. Durch die Kooperation kann Plusnet bis 2026 sukzessive an rund 500.000 Glasfaseranschlüssen die eigenen Produkte vermarkten. Eine ebensolche Open-Access-Vereinbarung hat Plusnet zudem mit der Telekom geschlossen. Dadurch erhält Plusnet bis Ende 2024 Zugriff auf rund zehn Millionen FTTH-Anschlüsse im Telekom-Netz sowie auf sämtliche weiteren Kundenanschlüsse, die das Bonner Unternehmen im Zuge seines Glasfaserausbaus realisieren wird.
Gemeinsam mit Lydia Hüskens, Sachsen-Anhalts Ministerin für Infrastruktur und Digitales (2. v. l.) und Bürgermeisterin Steffi Trittel nahmen Vertreter der Deutschen Glasfaser das FTTH-Netz in der Gemeinde Hohe Börde in Betrieb. Die Gemeinde ist damit die erste in Sachsen-Anhalt, die über ein nahezu flächendeckendes Glasfasernetz verfügt.
Foto: Deutsche Glasfaser
Plusnet, Eurofibre und auch die Telekom sind erst ins Glasfasergeschäft eingestiegen, als die Deutsche Glasfaser bereits die ersten Kunden begrüßte. Der FTTH-Pionier strebt gemeinsam mit dem Landkreis Mittelsachsen eine flächendeckende Glasfaserversorgung an. Dafür wird eine Ausbaustrategie verfolgt, die den eigenwirtschaftlichen und geförderten Ausbau kombiniert. Die Strategie soll als Musterprojekt für zukünftige Ausbauvorhaben gelten. All das hat die Gemeinde Hohe Börde bereits hinter sich. Mitte Dezember 2022 nahm die Deutsche Glasfaser das FTTH-Netz im Beisein von Lydia Hüskens, Sachsen-Anhalts Ministerin für Infrastruktur und Digitales, für zwölf der insgesamt 14 Ortsteilen in Betrieb. Die Gemeinde Hohe Börde ist damit die erste in Sachsen-Anhalt, die über ein nahezu flächendeckendes Glasfasernetz verfügt.