Konkurrenz erwünscht

Editorial: Wann kommt eine starke Nummer drei?

Zu wenige Smartphone-Betriebssysteme zur Wahl
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Mobile Betriebssysteme Smartphone-Betriebssysteme:
Starke Nummer drei gesucht
Montage: teltarif.de
Konkurrenz belebt das Geschäft. Das sieht man besten am vor wenigen Tagen auch offiziell erschienenen Betriebssystem Windows 8. Seit dem Umstieg von DOS auf Windows hat Microsoft das Bedienkonzept nie so stark verändert wie jetzt beim Wechsel von Windows 7 zu 8. Aber die Pflicht, nicht nur die bekannt flexible Mausbedienung, sondern auch ein gutes Touch-Bedienkonzept für Tablets und Smartphones zu integrieren, zwang Microsoft, die gewohnten Pfade zu verlassen. Klar macht sich Microsoft mit den Kacheln nicht nur Freunde. Aber Touchscreen und Kacheln machen den PC auch solchen Nutzern erstmalig zugänglich, die mit der fippseligen und kleinteiligen Mausbedienung einfach nicht zurecht kamen.

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Starke Nummer drei gesucht
Montage: teltarif.de
Microsoft riskiert nur auf den ersten Blick viel: Es droht, dass die Nutzer das neue Bedienkonzept nicht annehmen. Doch die Mehrzahl derjenigen, die den PC oder Laptop als Arbeitsgerät verwenden, wird dann bei Windows 7 bleiben, mit dem Microsoft ebenfalls Geld verdient. Und für die Computernutzung in der Freizeit, zum Beispiel für Spiele, Navigation, Browsing oder das Herumzeigen von Inhalten, werden sich Tablets auch weiter als relevante Plattform etablieren. Wenn dort die Kacheln nicht gefallen, dann wird der Tablet-Markt weiterhin ohne Microsoft stattfinden - so, wie es sowieso der Fall gewesen wäre, wenn Microsoft die Oberfläche von Windows 8 nicht verändert hätte. Am Ende kann Microsoft also nur gewinnen.

Klar ist es für Nutzer und Programmier gleichermaßen ärgerlich, sich in den Bedienkonzepten umgewöhnen oder gar komplette Anwendungen umschreiben zu müssen. Doch nur, indem man alte, eingefahrene Wege verlässt, ist überhaupt Innovation möglich.

Wahl bei mobilen Betriebssystemen

Vor diesem Hintergrund ist es sehr zu begrüßen, dass es im Smartphone-Markt zwei starke Plattformen gibt, iOS von Apple und Android von Google. Selbst der daraus folgende, immer groteskere Patentstreit hat bisher nicht verhindern können, dass diese sich gegenseitig inspirieren und zu Höchstleistungen anstacheln.

Noch besser wäre sogar, es gäbe noch eine dritte, starke Plattform. Denn beide bestehenden Systemen haben nicht unerhebliche Nachteile: iOS zwingt den Nutzer in die geschlossene Apple-Welt, während bei Android nie so ganz klar ist, zu welchen Zwecken die Datenkrake Google die Nutzereingaben noch verwendet. Wünschenswert ist ein innovatives, für Anwendungs- wie Hardwarehersteller offenes System, das zugleich die Nutzerdaten besonders sicher verwahrt.

An guten Ansätzen mangelt es nicht: Windows Phone 8, Boot to Gecko alias Firefox OS oder Tizen als Nachfolger von Meego und Bada. Doch durchschlagender Erfolg ist bisher keiner dieser Plattformen zuteil geworden. Hoffentlich ändert sich das.

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