Tätigkeitsbericht

BNetzA: Glasfaser bis ins Haus nur von wenigen gefragt

Der Breitbandhunger der Internet-Kunden ist im Festnetz und mobilen Internet ungebrochen. Telefoniert wird vermehrt per Mobilfunk und OTT-Dienste wie Skype. Der große Verlierer des Telekommunikationsmarktes ist die SMS.
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Jochen Homann bei der Präsentation des Jahresberichts der BNetzA Jochen Homann bei der Präsentation des Jahresberichts der BNetzA
Bild: BNetzA
Wie in jedem Jahr hat die Bundesnetzagentur ihren Tätigkeitsbericht für den Bereich der Telekommunikation vorgestellt. Dabei berichtet die Behörde nicht nur über die von ihr regulierten Bereiche, sondern auch ganz allgemein über die Entwicklung des Marktes. Dabei gibt es immer wieder Zahlen und Statistiken, die aufhorchen lassen.

Grundsätzlich stellt die BNetzA im Tätigkeitsbericht fest, dass die Kunden vermehrt nach Internetanschlüssen mit hoher Bandbreite fragen und diese auch buchen. Etwa 60 Prozent der Breitbandkunden würden mittlerweile eine Anschlusskapazität von 10 MBit/s und mehr verlangen. Bis zum Ende des ersten Halbjahres 2015 waren 30,1 Millionen festnetzgebundene Breitbandanschlüsse in Betrieb.

Wenig gefragt sind dabei wohl allerdings Breitband-Anschlüsse, bei denen die Glasfaser bis direkt ins Haus reicht (FTTB/FTTH). Zwei Millionen Anschlüsse sind momentan bereits über FTTB/FTTH realisierbar, das heißt technisch vorbereitet. Mitte 2015 gingen aber tatsächlich nur 258 000 Kunden per FTTB und 132 000 über FTTH ins Internet. Die Nachfrage scheint hier also nicht besonders hoch zu sein. Das künftige Verhältnis der tatsächlich angeschlossenen zu den anschlussfähigen Haushalten wird nach Auffassung der BNetzA "ganz wesentlich" vom Aufkommen attraktiver Dienste abhängen, die entsprechende Bandbreiten benötigen.

"Erst wenn attraktive Dienste höhere Bandbreiten erfordern, wird die Zahlungsbereitschaft für sehr schnelle Anschlüsse ansteigen und entsprechende Investitionen rentabler machen", äußerte BNetzA-Präsident Jochen Homann. "Angesichts der großen Bedeutung eines schnellen Internets für die digitale Zukunft reicht allerdings allein das Warten auf Kunden nicht aus. Deshalb müssen auch jetzt schon alle Anstrengungen unternommen werden, um die Infrastrukturen zukunftstauglich zu machen". Für den Breitbandausbau auf der Basis von Mobilfunk seien zwischen 2013 und 2014 knapp 10 000 LTE-fähige Basisstationen hinzugekommen.

Sind SMS und Festnetztelefonie vom Aussterben bedroht?

Jochen Homann bei der Präsentation des Jahresberichts der BNetzA Jochen Homann bei der Präsentation des Jahresberichts der BNetzA
Bild: BNetzA
2012 wurden noch 59,8 Milliarden SMS versandt, 2013 waren es nur noch 37,9 Milliarden. Nachdem 2014 nur noch 22,3 Milliarden Kurzmitteilungen versandt wurden, konstatiert die BNetzA: "Im Bereich Mobilfunk verlieren einige Dienste ihre Marktstellung und werden durch neue, innovative Anwendungen ersetzt." Zunehmend wichtiger würden dabei Instant-Messaging-Dienste, wie zum Beispiel WhatsApp. Darüber hinaus stellt sich auch die Frage, ob und in welcher Form Over-the-top-Dienste wie Gmail, Skype oder WhatsApp nicht auch bestimmten Regeln des Telekommunikationsgesetzes unterworfen werden sollen.

Die Over-the-top-Dienste im Bereich der Telefonie wie beispielsweise Skype sind nach Auffassung der BNetzA auch dafür verantwortlich, dass die im Festnetz vertelefonierten Minuten zurückgehen: Waren es 2010 noch 193 Milliarden Minuten, sind es 2015 bislang 141 Milliarden Minuten. Per Mobilfunk steigt die Anzahl der Gesprächsminuten stetig an (112 Milliarden Minuten bislang im Jahr 2015), sie hat aber das Festnetz noch nicht eingeholt.

Auch das Breitband-Datenvolumen in Festnetzen ist in den vergangenen Monaten weiter gewachsen. 2015 liegt es bei 11,5 Milliarden Gigabyte. Durchschnittlich verbraucht ein Breitbandkunde 32 GB pro Monat. Das mobil versurfte Datenvolumen stieg zwischen 2013 und 2014 von 267 Millionen Gigabyte auf knapp 395 Millionen Gigabyte. 2015 wird es noch deutlich darüber liegen, genaue Zahlen hat die BNetzA noch nicht genannt. 2015 nutzen rund 55 Millionen Anwender regelmäßig UMTS und LTE.

"Das Kommunikationsverhalten der Menschen verändert sich und findet immer stärker internet- und somit datenbasiert statt. Im Mobilfunk wird das Datenvolumen und im Festnetz die Übertragungsgeschwindigkeit immer ausschlaggebender", fasste Homann diese Zahlen zusammen.

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