Interview

Bekenntnis: Vodafone will am Festnetz festhalten

Jens Schulte-Bockum: Kritik an Telekom-Plänen zu Vectoring
Von Thorsten Neuhetzki

Vodafone will nicht ausschließlich auf das Mobilfunknetz setzen. Vodafone will nicht ausschließlich auf das Mobilfunknetz setzen.
Foto: dpa
Der neue Deutschland-Chef von Vodafone, Jens Schulte-Bockum, will neben dem Mobilfunkgeschäft unbedingt am Festnetzgeschäft festhalten. Zu Gerüchten, dass die von Vodafone 2008 integrierte Festnetztochter Arcor verkauft werden könnte, sagte er in einem morgen erscheinenden Interview mit dem Nachrichtenmagazin Focus: "Festnetz und Mobilfunk werden immer stärker aufeinander angewiesen bleiben. Wir glauben an den Technologiemix aus Mobilfunk und Festnetzlösungen." Erst in dieser Woche hatte es Gerüchte um eine Übernahme von Kabel Deutschland durch Vodafone gegeben.

Vodafone hatte ursprünglich geplant, statt des Festnetzes ausschließlich auf Mobilfunkleitungen zu setzen. So sollte die von der Telekom gemietete Kupferleitung (Fachbegriff TAL) durch LTE ersetzt werden. Schon damals hielten Experten diesen Plan für gewagt, da LTE ein Shared Medium ist und sich alle Kunden die Kapazität eines Funkmastes teilen müsste. Ein Wechsel hätte zwar eine Ersparnis von etwa 10 Euro netto pro Kunde und Monat für die Miete der TAL eingebracht, hätte jedoch auch schnell zu Problemen führen können.

Kein annehmbares Vectoring-Angebot vorliegend

Vodafone will nicht ausschließlich auf das Mobilfunknetz setzen. Vodafone will nicht ausschließlich auf das Mobilfunknetz setzen.
Foto: dpa
Im gleichen Interview kritisierte der 46-Jährige Vodafone-Chef die - so Focus - "zögerliche Haltung der Telekom" bei den Plänen, das alte Kupferkabel mit schnellerer Technologie (VDSL Vectoring) aufzurüsten. Für die Teilnahme am Vectoring liege Vodafone noch kein Angebot vor, "das für Telekom-Wettbewerber annehmbar wäre", so Schulte-Bockum. Letztlich sei durch die neue Technologie, die der Telekom wieder die Netzhoheit beim Festnetz zurückgäbe, eine "Remonopolisierung des Festnetzgeschäftes" möglich, so der Manager.

Diese Kritik ist insofern auch interessant, als dass die Telekom in dieser Woche in einem Positionspapier Vodafone als Befürworter der Telekom-Pläne dargestellt hat. Wörtlich heißt es in dem unserer Redaktion vorliegenden Dokument, das heftige Reaktionen ausgelöst hat, in einer Art Faktencheck wörtlich: "[Fakt ist, dass ...] 3. die Wettbewerber keineswegs geschlossen gegen die Investitionspläne der Telekom sind. Die im VATM organisierten Unternehmen wie Vodafone und Telefonica - im Unterschied zur politischen Verbandspitze - haben großes Interesse an der Nutzung der Hochleistungsanschlüsse. Dort, wo die Telekom in Vectoring investiert, profitieren auch Wettbewerber und deren Kunden: Sie erhalten mit Vectoring ein Bitstromprodukt mit der doppelten Bandbreite in Vergleich zum herkömmlichen VDSL." Beim Mobilfunkgeschäft nannte Schulte-Bockum erstmals Zahlen der wieder belebten Zweitmarke otelo. "Wir haben übrigens derzeit 800 000 otelo-Kunden," sagte er. In der Vergangenheit hätte man die Marke vernachlässigt, jetzt investiere man wieder.

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