Warnung

Bei Anruf Vorsicht: Anrufsperrbox ist Geld nicht wert

Wiso-Detektiv auf der Suche nach unseriösen Telefonvertrieblern
Von Thorsten Neuhetzki

Die Anrufsperrbox Die Anrufsperrbox
Quelle: Anrufsperrbox.com
Werbeanrufe sind für viele Verbraucher eine Plage. Auch wenn sie dank verschiedener Gesetze in der Vergangenheit schon weniger geworden sind, so fühlen sich doch genug Verbraucher von ihnen genervt. Um so dankbarer scheint da eine kleine Box, deren Funktion sein soll, Werbeanrufe technisch am eigenen Telefon zu unterdrücken. Doch ganz so zuverlässig ist diese Anrufsperrboxen nicht, wie ein Test von teltarif.de zusammen mit dem ZDF-Verbrauchermagazin Wiso gezeigt hat.

Die Anrufsperrbox Die Anrufsperrbox
Quelle: Anrufsperrbox.com
Vertrieben wird die Box - kurioserweise - per Werbeanruf. Eine Kundin aus Hamburg hat sich die Anrufsperrbox "aufquatschen" lassen, die einige Tage später dann per Nachnahme kam. Fast 120 Euro sollte die Kundin dem Boten geben - sie tat es schließlich auch, wollte das Geschäft aber später widerrufen. Also ging das Paket zurück an die in den Unterlagen angegebene Firma SB Ass. Service GmbH in Herdecke. Auf ihr Geld wartet sie heute noch. Gegenüber Wiso wollte die Firma sich nicht äußern, da sie nicht Vertragspartner der Kundin sei.

Anrufsperrbox im teltarif.de-Test durchgefallen

Was aber ist von derartigen Boxen, die wahlweise als Anrufsperrbox oder Filterbox verkauft werden, zu halten? teltarif.de konnte eine solche Box exemplarisch zusammen mit Wiso vor laufender Kamera testen. Die gute Nachricht: In der Tat kann sie Anrufe von bestimmten Nummern unterdrücken. Voraussetzung: Es wird eine Nummer übertragen, das Telefon wird an einem einfachen Analog-Anschluss betrieben und die Nummer wurde schon vorher vom Nutzer unterdrückt. Das erfordert also, dass genau diese Nummer zuvor schon einmal angerufen hat und der Angerufene dabei den Knopf zur Unterdrückung auf der Box bedient hat. Dann kommen von dieser Nummer keine weiteren Anrufe mehr durch.

Ruft das nächste Callcenter an, oder verwendet das Center eine andere Nummer, klingelt es aber wieder. Das kann jeder herausfinden, der sich ein wenig mit der Box beschäftigt. Denn die uns vom Wiso-Team vorgelegte Box hatte zwar eine Bedienungsanleitung, zu verstehen war sie nicht. Teilweise waren Funktionen und Knöpfe beschrieben, die es gar nicht gab. Selbst wir, die wir nahezu täglich neue Technik testen, brauchten einige Zeit, bis wir die Box verstanden haben. Die Zielgruppe der Werbeanrufer, eher Senioren und technisch weniger interessierte Verbraucher, werden damit überfordert sein. Alleine schon deswegen, weil die Anschlüsse an der Beispielbox falsch beschriftet werden und gar nicht funktionierten, nachdem wir sie nach Anleitung in Betrieb genommen hatten.

Schutz vor unseriösen Methoden

Doch wie kann man sich schützen? Zum einen sollte grundsätzlich kein Geschäft am Telefon eingegangen werden, wenn der Anruf nicht erwünscht ist. Der Vertragspartner ist dann in der Regel unbekannt. Zudem sollten keine Pakete per Nachnahme angenommen werden, außer der Händler ist bekannt und seriös und keine andere Versandart erwünscht oder möglich. Der Nachteil an der Nachnahme zeigt sich bei der betroffenen Kundin: Das Geld ist im Zweifel weg. Es zurück zu bekommen ist nahezu unmöglich.

Und wie schützt sich der genervte Telefonkunde vor Werbeanrufen? Vermeiden Sie die Angabe Ihrer Telefonnummer wann immer es geht. Ist Ihre Nummer erst einmal in den Dateien der Adresshändler, ist es mühsam, diese wieder aus den Datenbeständen herauszubekommen. Die Robinson-Liste verspricht, dass dort eingetragene Nummern nicht angerufen werden. Doch unseriöse Vertriebler werden sich daran ebenso wenig halten wie an das Verbot der Kaltaquise per Telefon.

Bestimmte Rufnummern können Telefonkunden teilweise auch über ihre heimische Anlage unterbinden. Einige Router und Anlagen erlauben es, alle Anrufe ohne übermittelte Rufnummer oder bestimmte Nummern zu unterdrücken. Doch Vorsicht: Werden alle Anrufe ohne sichtbare Nummer unterdrückt, könnte sich darunter auch die eigene Oma mit ihrem Uralt-Anschluss der Telekom befinden, wo die Übertragung noch nicht freigeschaltet wurde. Und: Gegen die von vielen gehassten Meinungsumfragen helfen alle Maßnahmen nichts. Die Callcenter rufen mit Nummernkennung an und wählen die Nummern rein zufällig an. Hier hilft nur ein Hinweis an den Mitarbeiter, er möge die Sperrung veranlassen.

Unterm Strich bleibt also einmal mehr die Erkenntnis, dass unerwünschte Werbeanrufe selten zu dem Ergebnis führen, das man sich verspricht. Nicht nur, dass in unserem Fall das Produkt überteuert zu sein scheint - es ist auch noch leicht auszutricksen und somit zumindest teilweise wirkungslos und für die Zielgruppe kaum zu konfigurieren.

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