kassiert

Editorial: Rufumleitung extrateuer

Ehemals kostenloser Dienst nun teilweise teurer als abgehendes Telefonat
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Rufumleitungen sind praktisch. Ist man vorübergehend unter seiner gewohnten Rufnummer nicht erreichbar, veranlasst man per Steuercode sein Netz, die Telefonate dorthin zu schicken, wo man voraussichtlich erreichbar sein wird. Ist man wieder zurück, gibt es einen weiteren Steuercode, um die Umleitung zu löschen. Beide Vorgänge lassen sich bei den allermeisten Endgeräten auf Funktionstasten programmieren oder im Telefonbuch speichern, und so sind Umleitungen schnell eingerichtet oder später wieder gelöscht.

Schnell mal dorthin, wo die Qualität besser ist

Dabei muss es sich nicht einmal um lange Wege handeln, damit eine Umleitung nützlich ist: Hat man zum Beispiel zu Hause oder im Büro schlechten Empfang auf seinem Handy, kann man die mobilen Anrufe auf die jeweilige Festnetznummer des Privat- oder Büroanschlusses weiterleiten, um störungsfrei mit Anrufern telefonieren zu können. Vorteil für den Netzbetreiber: Das so umgeleitete Telefonat dauert wahrscheinlich länger und bringt somit mehr Umsatz, als wenn es gleich aufs Festnetz verlagert wird oder an der Mailbox endet.

An einem ins Festnetz weitergeleiteten Gespräch verdient der Netzbetreiber den vollen Mobilfunk-Interconnect, während er für die Zustellung im Festnetz nur den wesentlich geringeren Festnetz-Interconnect bezahlen muss. Da zudem keine Mobilfunkstrecken belegt werden, ist eine solche Weiterleitung für den Netzbetreiber hochprofitabel. Dennoch boten die Netzbetreiber früher nur bei Profi-Verträgen mit hoher monatlicher Grundgebühr kostenlose Weiterleitungen ins Festnetz an. Heutzutage sind diese oft nicht einmal mehr dann kostenlos, wenn man eine Flatrate für Telefonate ins Festnetz gebucht hat: "Außer Sonderrufnummern, Mehrwertdienste und Rufumleitung" ist eine beliebte Fußnote an der Preisangabe von "0 Cent" für Festnetz-Telefonate.

Die Möglichkeit, an einem Ort mit schlechtem Empfang mal eben auf ein nahes Festnetztelefon umzuleiten, ist damit zwar immer noch vorhanden. Aber wer möchte das wirklich noch, wenn er für die Weiterleitung bezahlen muss?

Zum anderen Handy: Alles bleibt im Netz

Am allereinfachsten ist für die Netzbetreiber die Abwicklung netzinterner Rufumleitungen: Wenn bei Teilnehmer A in der Datenbank eine Weiterleitung zu Teilnehmer B steht, dann wird halt die SIM im Handy von B statt der SIM im Handy von A gerufen und die Verbindung dorthin aufgebaut. Außer der einen zusätzlichen Abfrage am so genannten HLR (home location register) fällt kein zusätzlicher Aufwand an.

Angesichts des minimalen Aufwands gehörten kostenlose netzinterne Rufweiterleitungen lange zum Service der Netzbetreiber. Als einer der letzten Anbieter hat nun T-Mobile diese für Neuverträge abgeschafft. Immerhin ist T-Mobile so fair, bei der Abrechnung von Rufumleitungen die Flatrates und Minutenpakete der Kunden zu berücksichtigen. Max-L-Kunden können ihre Anrufe somit auch kostenlos in Fremdnetze umleiten.

Insgesamt fügen sich die genannten Verschlechterungen aber in das System, dort, wo nur wenige Kunden auf die Preise achten, die Konditionen zu verschlechtern. Natürlich dienen die höheren Preise für Weiterleitungen ins eigene Netz oder ins Fremdnetz dazu, die Umsatzrückgänge durch die immer niedrigeren Minutenpreise für Telefonie zumindest teilweise auszugleichen. Das Standardprodukt - mobile Telefonie - wird so zwar immer günstiger, aber der Komfort nimmt immer weiter ab.

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