Themenspecial Telefon und Internet im Festnetz Hintergrund

Die Fakten: So sieht der All-IP-Anschluss der Telekom aus

Die Vor- und Nachteile eines entbündelten DSL-Anschlusses für den Nutzer
Von Björn Brodersen

Den Kunden in den All-IP-basierten Call&Surf-Anschlüssen stehen generell die gleichen Telefonmerkmale zur Verfügung wie den Telekom-Kunden mit klassischem Festnetzanschluss. Dazu gehören Dienstmerkmale wie Rückruf bei Besetzt, die Anzeige der Rufnummer des Anrufers, die Übermittlung der eigenen Rufnummer, Anklopfen, Rückfragen/Makeln, Dreierkonferenz, eine weltweite Anrufweiterleitung sowie eine netzseitige Sprachbox. Auch von ISDN bekannte Dienstmerkmale stehen All-IP-Kunden offen: Sie können zum Beispiel laut Leistungsbeschreibung der Telekom parallel zwei Telefonverbindungen an ihrem Anschluss aufbauen und erhalten bis zu drei Ortsnetzrufnummern. Festnetz-Kunden erhalten dies nur bei der teureren ISDN-Anschluss-Variante "Universal". Echte Telefonkanäle werden bei Call&Surf IP allerdings nicht geschaltet.

Zu den teilweise kostenpflichtigen Telefonmerkmalen, die der Call&Surf-IP-Kunde auf Wunsch aktivieren lassen kann, gehören Kurzwahl, Anrufblockierungen, eine Wahlsperre, ein Einzelverbindungsnachweis (EVN), eine Anrufweiterschaltung sowie die Bereitstellung von bis zu sieben weiterer Ortsnetzrufnummern.

Leichtere Konfiguration der Hardware

Einen bei anderen entbündelten DSL-Anschlussangeboten oder von den jeweiligen Anbietern so bezeichneten NGN-Anschlüssen vorhandenen Vorteil genießen All-IP-Kunden der Telekom nicht: Sie erhalten keinen sich selbst konfigurierenden Router. Davon würden vor allem Einsteiger profitieren, die allein häufig an den Zugangseinstellungen der Hardware scheitern.

Die Telekom stattet ihre Call&Surf-IP-Kunden auf Wunsch mit denselben Router-Modellen der Speedport-Reihe aus, der an den Splitter angeschlossen wird, so wie schon bisher ihre Call&Surf-Kunden. Kompatibel und geeignet sind allerdings nur die neueren Speedport-Versionen mit Anschlussmöglichkeiten für herkömmliche Telefonapparate. Die Internetzugangsdaten werden den Kunden gesondert per Post zugesandt. Die Anschlusskennung und das persönliche Passwort muss der Nutzer dann selbst nach Anschluss und Einschalten des Routers in die Konfigurationsmaske im Browser eintragen.

Ein Problem kann auch die Stromversorgung sein. Während im klassischen Festnetz die analogen schnurgebundenen Telefone (gilt nicht für DECT-Telefone) über eine Amts-Fernspeisung in Betrieb gehalten werden, müssen bei IP-Telefonanschlüssen die Telefone oder Telefonadapter bzw. Router permanent ans Stromnetz angeschlossen sein, wenn die Telefone in Bereitschaft gehalten werden sollen. Es ist also zum Beispiel nicht möglich, die Engergieversorgung aus Stromspargründen nachts zu kappen, wenn die DSL-Leitung, nicht aber der leistungsgebundene Telefonanschluss abgeschaltet werden soll. Auch in einem Notfall kann das ernsthafte Konsequenzen haben, wenn in einem solchen Fall nicht schnell ersatzweise ein Handy zur Hand ist.

Übrigens sind auch während der bei DSL mit dynamischer IP-Adresse üblichen Zwangstrennung keine Telefonate möglich. Deshalb sollten die Call&Surf-IP-Kunden darauf achten, dass in der Routerkonfiguration die Zwangstrennung auf einen Zeitpunkt gelegt wird, zu dem das Telefon normalerweise nicht benötigt wird, und dass automatisch sofort eine Wiedereinwahl ins Internet vorgenommen wird.

Fazit: Noch keine Vorteile für die All-IP-Variante

Vor- und Nachteile von All-IP:
+ drei Rufnummern
+ zwei Telefonleitungen
- kein Call by Call
- keine Preselection
- dauerhafte Stromzufuhr
- kein netzseitiges QoS
Eine genauere Betrachtung der Leistungsbeschreibung der Call&Surf-IP-Anschlusspakete der Telekom liefert als Ergebnis keine nennenswerten Vorteile für den Kunden gegenüber den Call&Surf-Anschlüssen mit herkömmlichen Festnetzanschluss. Auch die Telekom kann auf Nachfrage die All-IP-Anschlüsse (noch) nicht wirklich empfehlen. Es handle sich eben nur um einen "Testballon für Technik-affine", heißt es, die Anschlüsse werden nicht offen vermarktet. Nur - auch Technik-Freaks werden nur dann auf ein Produkt wechseln, wenn sie dadraus Vorteile ziehen.

Vielmehr kann sich die fehlende Möglichkeit, günstigere Telefonate per Call by Call oder per Preselection als zu Telekom-Preisen zu führen, bei vielen Telekom-Kunden deutlich im Portemonnaie bemerkbar machen. Aus diesem Grund sollten Neukunden der Telekom, die vor der Wahl zwischen Call&Surf und Call&Surf IP stehen, zurzeit lieber noch zur herkömmlichen Variante greifen.

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