Glasfaserausbau: Telekom überbaut eigenes Vectoring
In der thüringischen Landeshauptstadt will die Telekom für 120.000 Haushalte FTTH-Anschlüsse bauen. Seit 2014 haben die Bonner die Internetanschlüsse für rund 100.000 Erfurter Haushalte mit Super-Vectoring hochgerüstet. Mehr als 90 Prozent davon werden nun mit Glasfaser überbaut.
Der FTTH-Ausbau soll im ersten Quartal 2024 in den Stadtteilen Daberstedt und Löbervorstadt für rund 15.400 Haushalte und Unternehmen beginnen. Vorher will die Telekom gemeinsam mit den hiesigen Stadtwerken den Glasfaserausbau im Hanseviertel (ca. 3500 Haushalte) starten.
Künzells Bürgermeister Timo Zentgraf (l.) freut sich, dass Oliver Knöll, Regiomanager bei der Deutschen Telekom, mit seinem Team in der Stadt 8600 FTTH-Anschlüsse bauen will
Foto: Deutsche Telekom
Wer im Glasfaserausbau derzeit nach großen Zahlen sucht, kommt an der Telekom nicht vorbei. In den vergangenen Wochen kündigte sie gleich mehrere Großprojekte an, darunter in Ansbach (9530 Haushalte), Berlin-Lichterfelde (14.150 Haushalte), Dieburg (9700 Haushalte), Dinslaken (18.000 Haushalte), Krefeld (22.000 Haushalte), im Kreis Höxter (20.800 Haushalte), Künzell (8600 Haushalte), Meerbusch (30.000 Haushalte) und Wesel (8900 Haushalte). Zum Teil sind die Bauarbeiten bereits im Gange, zum Teil beginnen sie in den kommenden Wochen oder sind für 2023 bzw. 2024 angekündigt.
Joint Ventures mit weiteren Breitbandprojekten
Darüber hinaus ist die Telekom über Joint Venture an der Glasfaser Nordwest und der GlasfaserPlus beteiligt. Die Glasfaser Nordwest, das Joint Venture mit dem Energieversorger EWE, will in Holzminden 4500 Haushalte mit FTTH-Anschlüssen versorgen. Die Anschlüsse können ab dem 1. März 2023 vorbestellt werden. Im Laufe des Sommers soll der Ausbau im östlichen Stadtgebiet starten. Weitere 4300 FTTH-Anschlüsse entstehen derzeit in Hameln. "Neben dem Osten der Stadt werden wir auch das Gebiet Hameln Innenstadt Nord mit Glasfaser versorgen. Von dieser Erweiterung profitieren mehr als 2700 Haushalte und Unternehmen", ergänzt Arnold Diekmann, Geschäftsführer von Glasfaser Nordwest. Im kommenden Frühling will das Joint Venture zudem in Stadthagen 9000 FTTH-Anschlüsse bauen. Dieses Projekt zählt mit zu den größten des Netzbetreibers.
Zusammen mit dem australischen Fondsverwalter IFM Investors errichtet die Telekom über das Joint Venture GlasfaserPlus FTTH-Netze in Nackenheim, Geldersheim, Steinbach am Wald, Speichersdorf, Lonnerstadt, Ebermannstadt Bad Rodach und Hirscheid für insgesamt rund 12.000 Haushalte. Vor dem kommenden Jahr werden in diesen Gemeinden aber keine Bagger im Auftrag der GlasfaserPlus anrollen. Zum Teil ist der Ausbaubeginn auch erst für 2025 angedacht.
Breitbandförderung: Rekordsumme fürs Emsland
Allerdings kann auch die große Telekom den Glasfaserausbau in Deutschland nicht allein stemmen. Deshalb bauen auch viele kleine und mittelständische Netzbetreiber FTTH-Anschlüsse. In diesem Frühjahr will die Deutsche GigaNetz damit in Aarbergen, Bad Schwalbach und Hohenstein beginnen. Derzeit ist der Netzbetreiber mit der Detailplanung beschäftigt. Von Anfang an war die Deutsche GigaNetz zusammen mit den Kommunen bestrebt, einen großen Ausbaucluster zu entwickeln, um Synergieeffekte zu nutzen. So können etwa Streckenverläufe für den Tiefbau Kommunen-übergreifend geplant werden.
Im gesamten Gebiet der Verbandsgemeinde Ransbach-Baumbach will die Deutsche GigaNetz ein Glasfasernetz errichten. Entscheiden sich bis zum 15. Mai 2023 genügend Bürger für einen FTTH-Anschluss, will die Deutsche GigaNetz im Winter 2023 mit dem Ausbau beginnen
Foto: Creative Commons
Darüber hinaus schloss der Netzbetreiber in den vergangenen Wochen Kooperationsvereinbarungen mit der Gemeinde Böhl-Iggelheim und der Verbandsgemeinde Ransbach-Baumbach ab. Bei entsprechend erfolgreicher Vorvermarktung erhalten neben der Stadt Ransbach-Baumbach auch die Ortsgemeinden Alsbach, Breitenau, Caan, Deesen und Hundsdorf sowie Nauort, Oberhaid, Sessenbach, Wirscheid und Wittgert ein FTTH-Netz. Den erfolgreichen Abschluss der Vorvermarktung meldet die Deutsche GigaNetz für Weißbach und Holzheim. Für beide Orte beginnt der Netzbetreiber derzeit mit den Planungen.
In Cottbus können 450 Unternehmen in zwölf Gewerbegebieten in Zukunft über Glasfaser im Internet surfen. Der Netzbetreiber envia TEL unterzeichnete mit der Stadt einen Ausbauvertrag. Im kommenden Frühjahr soll der Startschuss fallen. In Cottbus hat envia TEL bereits 21 Gewerbegebiete eigenwirtschaftlich mit Glasfaser erschlossen. Für das nun anstehende Förderprojekt werden Kosten von rund 1,6 Millionen Euro veranschlagt, die je zur Hälfte durch den Bund und das Land Brandenburg finanziert werden.
Landrat Marc-André Burgdorf (r.) und Kreisdezernent Michael Steffens präsentieren den Förderbescheid des Bundes, der mit 55,75 Millionen Euro die Hälfte der Kosten für den Ausbau der "grauen Flecken" im Emsland übernimmt
Foto: Landkreis Emsland
Ohne Förderung geht es auch im Landkreis Emsland nicht. Für die Schließung sogenannter "grauer Flecken" mit Download-Geschwindigkeiten von weniger als 30 MBit/s erhält Landrat Marc-André Burgdorf vom Bund 55,75 Millionen Euro - eine "absolute Rekordsumme für den Landkreis", wie Burgdorf bei der Übergabe des Förderbescheids sagte.
Damit stemmt der Bund die Hälfte der Ausbaukosten von insgesamt 111,5 Millionen Euro. Das Land Niedersachsen schießt 27,87 Millionen Euro zu. Der Landkreis mit seinen Kommunen beteiligt sich mit 13,93 Millionen Euro. Große Zahlen gibt es eben nicht nur bei der Telekom.
In einer weiteren Meldung zum Thema Breitbandausbau geht es um: Erste Übernahmen im Glasfasermarkt.