Flächendeckendes Internet

Digitale Agenda der Regierung in der Kritik: Es geht um fehlende Milliarden

Die Regierung hat einen Entwurf für die Digitale Agenda in Deutschland vorgelegt. Doch dieser stößt auf heftige Kritik. Denn als Förderung für den flächen­deckenden Internetausbau sind nur zehn Millionen Euro pro Jahr vorgesehen. Benötigt wird aber weitaus mehr.
Von Rita Deutschbein

Digitale Agenda der Regierung in der Kritik Digitale Agenda der Regierung in der Kritik
Bild: dpa
Die Digitale Agenda für Deutschland ist auch im Koalitions­vertrag der neuen Bundes­regierung ein wichtiges Thema. Mit ihrer Hilfe soll Deutschland zum digitalen Wachstumsland Nummer eins in Europa werden, so der Plan der federführenden Bundes­minister Thomas de Maizière, Sigmar Gabriel und Alexander Dobrindt. Noch steht Deutschland bei der Digitali­sierung aber hinter Ländern wie Schweden, Niederlande oder Groß­britannien zurück. An der Entwurfsvorlage für die Digitale Agenda wird derzeit gefeilt, am 20. August - nach gut sechsmonatiger Arbeit der Regierung an der Agenda - soll das Papier das Kabinett passieren. Doch es hagelt Kritik an der Kabinetts­vorlage.

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In der Vorlage, die 36 Seiten umfasst, werden zwar deutlich schnellere Internet­verbindungen für ganz Deutschland gefordert, aber als Förderung sind nur zehn Millionen Euro pro Jahr vorgesehen. Das berichtet der Focus [Link entfernt] . Der netzpolitische Sprecher der SPD, Yannick Haan, sagte dem Nachrichten­magazin: "Hier müssen deutlich mehr Bundesmittel zur Verfügung gestellt werden." Noch deutlicher wird der Tele­kommuni­kations- und Branchenverband VATM. "Solch ein Betrag ist angesichts notwendiger Investitionen ins Breitbandnetz lächerlich", so der Geschäftsführer Jürgen Grützner. Der Branchenverband Bitkom erklärte: "Es geht um fehlende zweistellige Milliardenbeträge, nicht um Millionen."

40 bis 60 Milliarden Euro: Flächendeckendes Internet wird teuer

Nach Schätzung des Grünen-Abgeordneten im Bundestag, Konstantin von Notz, wird es etwa 40 bis 60 Milliarden Euro kosten, bis ganz Deutschlands mit schnellem Internet versorgt ist. Laut dem Tagesspiegel hapert es aber auch an einer weiteren Stelle: Über die konkrete Finanzierung wird in dem Kabinetsentwurf für die Digitale Agenda kein Wort verloren. Zudem wird der Zeitpunkt der Abrechnung auf 2018, also auf das Jahr nach der nächsten Bundestagswahl, verschoben, so die Kritik von Notz. "Deutschland", bemängelt der Politiker, "wird damit weiter zurückfallen".

Die Deutsche Telekom teilte auf Focus-Anfrage mit, es werde in den kommenden Tagen bei der Bundes­netzagentur zahlreiche Sonder-Anträge für den Glasfaser-Ausbau stellen. In 50 Städten und auch in ländlichen Gebieten gäbe es dann bald schon deutlich schnellere Internet-Anschlüsse. Die Wettbewerber im Festnetz- und Mobilfunkbereich einschließlich den Kabelnetzbetreibern wollen laut des Wissen­schaftlichen Instituts für Infrastruktur und Kommuni­kations­dienste (WIK) sogar etwa doppelt so viel investieren wie die Telekom Deutschland bis 2018. Die Investitions­quote bezogen auf den erwirtschafteten Gewinn liegt sogar zwei bis drei Mal so hoch, so das WIK. "Das bedeutet, die Wettbewerber stecken das verdiente Geld zu einem viel größeren Anteil wieder in den Netzausbau in Deutschland als die Telekom", lobt Peer Knauer, Präsident des VATM.

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