Neuordnung

Motorola-Verkauf: Google ordnet die Smartphone-Welt neu

Mit dem Verkauf von Motorola an Lenovo kann sich Google wieder ganz auf Android konzentrieren. Neue Geräte von Samsung werden künftig wieder mit Google-Diensten kommen.
Von Marie-Anne Winter mit Material von dpa

Es ist erst zweieinhalb Jahre her,da legte Google noch 12,5 Milliarden Dollar für den Handy-Pionier Motorola auf den Tisch. Jetzt stößt der Suchmaschinengigant die Handy-Sparte wie berichtet für schlappe 2,9 Milliarden wieder ab. Auf den ersten Blick sieht dies nach einer Verzweiflungstat aus, um einem schlechten Geschäft ein schnelles Ende zu bereiten. Schaut man aber genauer hin, ist durchaus zu erkennen, dass Google mit diesem Kraftakt die Macht-Verhältnisse im Smartphone-Markt zum eigenen Vorteil neu zugeschnitten hat.

Mit dem Milliarden-Deal wird der chinesische Konzern Lenovo zur neuen weltweiten Nummer drei von Googles Gnaden. Mit der Marke Aus mit der Google Company: Motorola geht an Lenovo. Aus mit der Google Company: Motorola geht an Lenovo.
Bild: dpa
Motorola können die Chinesen ihre internationale Expansion vorantreiben und zu einem echten Herausforderer vom derzeitigen Marktführer Samsung werden.

Den Smartphone-Marktführer Samsung konnte Google gleichzeitig mit einer großen Patent-Partnerschaft enger an sich binden. Zudem verzichten die Südkoreaner laut einem Medienbericht zugunsten von Google-Diensten auf einige Eigenentwicklungen.

Nach dem plötzlichen Verkauf von Motorola an Lenovo muss sich Google-Chef Larry Page mehr denn je fragen lassen, warum der Internet-Konzern den schwächelnden Handy-Pionier damals überhaupt gekauft hat. Zwar konnte Google in der Folge rund drei Milliarden Dollar für die Settopbox-Sparte von Motorola kassieren und beim Finanzamt Verluste aus dem laufenden Motorola-Geschäft mit den gigantischen Gewinnen aus der Internet-Werbung verrechnen. Aber ein guter Deal sieht auch im Silicon Valley komplett anders aus.

Motorola-Patentschatz nützt nicht wirklich

Bei der Ankündigung der Motorola-Übernahme 2011 erklärte Page, es gehe um den Patentschatz des Konzerns, der vor gut 30 Jahren das Mobiltelefon miterfunden hatte. Damals näherte sich der von Apple angestoßene Patentkrieg dem Höhepunkt und die 17 000 Motorola-Patente wirkten auf den ersten Blick wie eine gute Investition. Schließlich hatte Apple-Gründer Steve Jobs mit einem Atomkrieg gegen das Smartphone-System Android gedroht, weil er das iPhone dreist von Google kopiert sah.

Doch in den Rechtsstreitigkeiten nützten die vielen Motorola-Patente Google wenig. Gerade weil Motorola an den Anfängen der Mobilfunk-Branche stand, gehört ein großer Teil davon zum Grundstock technischer Standards wie GSM oder UMTS. Und damit kann man zwar unter Umständen Patentprozesse gewinnen - aber bei Verkaufsverboten auf ihrer Basis reagierten Wettbewerbshüter in Europa und den USA allergisch und wiesen Google in die Schranken. Standard-Patente müssen zu fairen Konditionen und ohne Diskriminierung gewährt werden. Das verträgt sich nach Ansicht der Regulierer nicht mit Verkaufsverboten. So wurden die Klagen mit Motorola-Patenten zurückgefahren - und brachten Google letztlich kaum etwas.

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