Nest Indoor Cams

Smarte Raumüberwachung: Nest Cam Indoor & IQ im Test

Neben smarten Outdoor-Kameras hat Nest auch zwei Kamera mit Cloud-Anschluss für die Überwachung von Innenräumen im Angebot. Wir haben und die Cam Indoor und die Cam IQ näher angeschaut und getestet.
Von Jan Rähm

Vorbemerkung zur Indoor-Videoüberwachung

Angesichts der hohen Quote nicht aufgeklärter Einbrüche ist der Wunsch, wenigstens ein Bild der oder des Täters vorweisen zu können, um so die Ermittlungen zu beschleunigen, durchaus verständlich. So ist dann auch das Landeskriminalamt Berlin nicht ganz abgeneigt. „Wenn ich im Innenraum eine oder mehrere Videokameras habe, die die Täter gut erkennbar aufnimmt, dann habe ich als ermittelnder Beamter natürlich gute Chancen den Täter zu überführen“, sagt Georg von Strünck. Er ist Experte für technische Prävention der Beratungsstelle Einbruchschutz beim Landeskriminalamt Berlin. Der Beamte schränkt jedoch ein: „Videoüberwachung daheim ist nur teils-teils sinnvoll.“

Grenzwertig würde die Überwachung, wenn sie dank Push-Benachrichtigung und der Möglichkeit, live ins eigene Heim zu schauen, dazu verführt, sich zum Sklaven seines Smartphones zu machen. „Das finde ich prinzipiell schwierig. Das muss zwar jeder selber entscheiden, aber die Gefahr ist groß“, warnt von Strünck. Die Benachrichtigungen kommen, um kurz vorzugreifen, deutlich häufiger vor als erwartet. Schon ein Lichtreflex kann zur Alarmierung aufgrund erkannter Bewegung führen.

Ein weiter Aspekt, über den sich potentielle Käufer vorab klar werden müssen: Was mache ich, wenn wirklich ein Einbrecher im Live-Stream erscheint? „Mindestens muss ich die Nummern von Freunden oder Familie dabeihaben, die für mich im Zweifel die Polizei rufen können.“ Hintergrund des Hinweises des LKA-Beamten: Sobald ich mich nicht mehr im eigenen Bundesland aufhalte, wird es schwer, zur heimischen Notrufzentrale durchgestellt zu werden. Es müsse erst der entsprechende Kontakt hergestellt und der Funkwagen alarmiert werden. Der Einsatz erfolge entsprechend zeitversetzt. Vom Ausland aus werde das noch komplizierter. Daher der Hinweis auf vertrauenswürdige Kontakte für den Fall der Fälle.

Nimmt keiner der Freunde und Bekannten ab und erreicht man die Polizei nicht, nimmt das Unheil seinen Lauf. Dann würden die fernen Bewohner hilflos mit ansehen müssen, wie die Einbrecher durch die Wohnung wandeln und sie leer räumen.

Das ist keine hypothetische Annahme. Georg von Strünck berichtet von einem Fall, in dem es Einbrecher auf Geschäftsräume abgesehen hatten. Der Firmen-Inhaber und seine Frau sahen live zu, wie die Täter das Geschäft ausräumten. Sie hatten zwar die Polizei alarmiert, aber bis die eintraf, schauten beide weiter. „Sie sagten mir, sie seien regelrecht traumatisiert gewesen.“

Festzuhalten bleibt: Aufnahmen aus der Innenraumüberwachung können, so die Bilder scharf und klar sind, bei der Ermittlung der Täter helfen. Die Live-Stream-Funktion jedoch sollte nur nutzen werden, wer sicher ist, Hilfe rufen zu können.

Wichtig: Das LKA rät die Kameras am Besten in Kopfhöhe und gern auch etwas versteckt zu platzieren. Dicht unter der Zimmerdecke oder in der Ecke montierte Geräte lieferten kaum gut nutzbare Aufnahmen. Von Strünck erklärt: „Wichtig ist, dass die Kamera einen unverzehrten Blick hat.“ So nutzen dem Übeltäter auch Mütze oder Hut nichts. Und die Ermittler erhalten Bilder, mit denen sie etwas anfangen können.

Foto der Nest Cam IQ in Betrieb in einem geschmackvoll eingerichteten Bücherregal.
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  • Abbildung des Lieferumfangs der Nest Cam Indoor
  • Abbildung des Lieferumfangs der Nest Cam IQ
  • Foto der Nest Cam IQ in Betrieb in einem geschmackvoll eingerichteten Bücherregal.
  • Screenshot einer Warnmail des Nest-Systems
  • Ausschnitt aus einem Video-Clip, in dem ein "Einbrecher" zu sehen ist.

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