Überfordert

BKA-Experten scheitern mit Entwicklung eines Staatstrojaners

Noch immer keine rechtskonforme Überwachungs-Software
Von Marie-Anne Winter

Das BKA ist mit der Entwicklung eines rechtskonformen Staatstrojaners überfordert. Das BKA ist offenbar mit der Entwicklung eines rechtskonformen Staatstrojaners überfordert.
Bild: Tomasz Trojanowski - Fotolia.com
Experten des Bundeskriminalamtes (BKA) ist es bislang noch immer nicht gelungen, eine rechtskonforme Software zu entwickeln, mit der verschlüsselte E-Mails und Internet-Telefondienste wie Skype überwacht werden können. Das berichtet das Magazin Der Spiegel. Ein solches Programm wird von staatlichen Ermittlern als versteckter Anhang einer E-Mail auf den Rechner eines Verdächtigen geschmuggelt und deshalb auch Staatstrojaner genannt.

Das BKA ist mit der Entwicklung eines rechtskonformen Staatstrojaners überfordert. Das BKA ist offenbar mit der Entwicklung eines rechtskonformen Staatstrojaners überfordert.
Bild: Tomasz Trojanowski - Fotolia.com
Jahrelang benutzten die Behörden Software privater Hersteller, die deutlich mehr konnte, als erlaubt war. Nachdem der Chaos Computer Club im vergangenen Herbst erstmals die Funktionsweise des Bundestrojaners untersucht und seine Ergebnisse veröffentlicht hatte, forderten Datenschützer und Politiker verschiedener Parteien Konsequenzen. Auch Experten der IT-Sicherheitsfirmen F-Secure und Kaspersky hatten nach der Veröffentlichung durch den CCC weitere Komponenten der Schüffelsoftware untersucht und weitere interessante Details aufgedeckt.

In den weiteren Analysen stellte sich heraus, dass die Spähsoftware neben dem Datei-Manager von Windows die Browser Firefox sowie Opera und die Telefon-Software Skype überwacht. Auch weitere Anwendungen fürs Telefonieren im Internet (VoIP) sowie die Messenger-Programme ICQ, MSN Messenger, VoipBuster und Yahoo! Messenger konnte der Staatstrojaner ausspionieren. Besonders problematisch war nach Ansicht des CCC allerdings, dass aufgrund von groben Design- und Implementierungsfehlern in der Software "eklatante Sicherheitslücken in den infiltrierten Rechnern", entstehen würden, die wiederum von Dritten ausgenutzt werden könnten.

Das Zollkriminalamt hatte die Spähsoftware im Jahr 2009 zum Preis von rund zwei Millionen Euro bei dem Softare-Unternehmen DigiTask bestellt. Als im vergangenen Herbst herauskam, dass ein bayerischer Fahnder Bildschirminhalte kopiert hatte, war vorerst Schluss mit dem Einsatz. Das BKA bekam den Auftrag, eine Software zur sogenannten Quellen-Telekommunikationsüberwachung zu entwickeln, die nur das kann, was gesetzlich zulässig ist. Vor Vertretern aus Bund und Ländern musste das BKA jetzt einräumen, dass es mit der Aufgabe offenbar überfordert ist. Bis ein entsprechendes Programm zur Verfügung steht, können Verdächtige wohl weiterhin abhörsicher per Internet kommunizieren.

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