Magenta Smart Home

Telekom: Smartes Zuhause in Magenta im Test

Wir haben das Telekom Magenta Smart-Home System getestet, und zwar mit eigenen und fremden DECT-ULE-Komponenten. Trotz interessanter Funktionen sind uns im Test fragwürdige Beschränkungen aufgefallen.
Von Jan Rähm

Jetzt melden wir ein paar Geräte an. Das erfolgt mithilfe eines Dialogs ziemlich einfach und gut verständlich. Zu jedem von uns ausgewählten Gerät gibt der Dialog Hinweise, wie das entsprechende Gerät mit Energie versorgt wird und wie lange es paarungsbereit sein wird. Alle Geräte verbinden sich problemlos und können noch im Dialog einem Raum zugeordnet werden.

Screenshot der Benutzeroberfläche zu Beginn des Dialogs um Geräte einzubinden. Große Vielfalt und doch ein Käfig: Das Magenta Smarthome System versteht sich auf viele Hersteller, lässt aber keine unbekannten Geräte zu.
Jan Rähm / teltarif.de
Allerdings lässt sich nur eine ausgewählte – wenn auch vergleichsweise große – Zahl an Geräten mit der Basis verbinden. Unsere Versuche, die Steckdose „FRITZ!DECT 200“ oder das Comet-Thermostat von EUROtronic mit der Home Base zu koppeln, scheitern daran, dass sich für diese Geräte kein Eintrag im Auswahldialog finden lässt. Es gibt auch keinen Eintrag „Andere Geräte koppeln“. So stellt sich Magenta Smarthome hier als zum Teil geschlossenes System dar. Nur wer kooperiert, bekommt auch Zugang. Für die Nutzer ist das nicht so schön. Andere Systeme wie beispielsweise AVM mit seiner FRITZ!Box zeigen sich hier offener und lassen die Kopplung aller Komponenten zu, auch wenn die Funktionalität anschließend (noch) eingeschränkt sein kann. Screenshot des Dialogs zur Einbindung der Komponenten. Vorbildlich: Das System führt auch unbedarfte Nutzer gut nachvollziehbar durch die Einbindung der Komponenten.
Jan Rähm / teltarif.de

Mit den angemeldeten DECT-ULE-Komponenten können wir in der App manuelle und automatische Situationen sowie Alarmsysteme erstellen. Dahinter verbergen sich jeweils Kombinationen von Aktoren und Sensoren, die je nach Zustand die jeweils andere Komponente aktivieren. So können wir einen einfachen „Post-Melder“ erstellen. Dafür befestigen wir einen der Magnetschalter im Inneren unseres Briefkastens und mit der Klappe und legen ein entsprechendes Profil in der App an. Nun meldet uns unser Handy, wenn die Klappe des Briefkastens für mehr als ein paar Sekunden geöffnet wurde. Genauso können wir ein Alarmsystem einrichten. Wir montieren den anderen Magnetschalter an der Eingangstür und verknüpfen ihn in der App mit der Sirene. Melden wir uns in der App dann als abwesend, ertönt bei Türöffnung nach drei Sekunden ohrenbetäubendes Schrillen der Sirene. Für die Einrichtung der Profile hält die App zahlreiche Vorlagen und Assistenten bereit, was die Erstellung der Szenen auch für eher unbegabte Nutzer einfach machen sollte.

SMS-Alarm nur für Telekom-Kunden

Screenshot der Magenta Smarthome App für Smartphones. Auch in der Magenta Smarthome App für Smartphones helfen Dialoge bei der Einrichtung der Szenen und Alarmsysteme.
Jan Rähm / teltarif.de
Aber auch hier müssen wir mäkeln. Denn neben dem Push-Alarm aufs Smartphone bietet uns die App die Möglichkeit, bei Alarm oder bei einer Meldung eine SMS an mehrere Nummern zu versenden. Das ist praktisch, wenn das eigene Telefon unterwegs die Datenverbindung verliert (Stichwort: Offline trotz EDGE). Der Haken dabei allerdings: Die SMS können ausschließlich an Mobilnummern im Netz der Telekom gesendet werden.

Das ist für uns absolut nicht nachvollziehbar. Warum zwingt der Konzern Kunden, die bereits für die Nutzung der App (und damit des Dienstes) zahlen, auch mit seinem Mobilfunkanschluss zum Konzern zu wechseln? In Zeiten von kaum mehr existenten Kosten für Kurzmitteilungen kann dieses Verhalten nur als „Käfighaltung“ der eigenen Kunden gewertet werden. Auch diesbezüglich haben wir bei der Telekom angefragt und warten noch auf Antwort.

Bug or Feature?

Bei der Nutzung von Magenta Smarthome sind uns weitere kleinere Unstimmigkeiten aufgefallen. So erfolgt bei Verlust der Verbindung zwischen Basis und Sensor oder Aktoren kein automatisches neues Pairing. Das Gerät muss erst erneut in den Pairing-Modus versetzt und mit dem System verbunden werden. Dies erfolgt nicht automatisch. Während der Vorgang läuft, wird das Gerät wieder erkannt und gekoppelt, allerdings gibt der Dialog darauf keinen Hinweis und läuft immer weiter. Wir haben ihn abgebrochen und das entsprechende Gerät war wieder aktiv. Noch einen zweiten Punkt entdeckten wir in Sachen Pairing. Nachdem wir die Sirene vom Strom getrennt haben, verblieb sie im System für eine ziemlich lange Zeit als aktiv gekennzeichnet.

Auch bei den Räumen hat das System einen Bug (oder ein Feature, je nach Sichtweise). Wir leerten das System von allen Räumen, um eine übersichtliche Testumgebung zu haben. Das mag Qivicon allerdings gar nicht und hat immer wieder eine Grundauswahl an Räumen automatisch erstellt. Erst nachdem wir einen einzelnen „Testraum“ eingerichtet hatten, beließ es das System dabei und fügte keine weiteren Räume hinzu.

Fazit

In Sachen Magenta Smarthome sind wir gespalten. Uns gefällt die optisch wie funktional gute Umsetzung des Systems mit seinen sehr hilfreichen Assistenten. Allerdings sehen wir in Magenta Smarthome einen Käfig: Verwenden kann man nur ausgewählte Komponenten. Nutzen kann man das System nur mit einem monatlichen Abo des Dienstes. Obendrein muss man, um alle Optionen zu nutzen, auch noch zwingend Mobilfunk-Kunde der Telekom sein. Dazu kommt, dass das System zwingend Cloud-basiert arbeitet, obwohl viele Funktionen auch offline beziehungsweise lokal umsetzbar sind, wie es viele andere Systeme es vormachen, wie unter anderem die freie Hausautomation FHEM oder auch die noch sehr begrenzte Smarthome-Funktionalität der FRITZ!Box von AVM. So lautet unser Fazit: Schönes System mit schalem Beigeschmack.

Nach diesem Test hat die Telekom nun ausführlich auf unsere Fragen und Kritikpunkte reagiert. Die offizielle Stellungnahme lesen Sie hier: Magenta Smarthome - Telekom äußert sich zu SMS- und Energieproblemen.

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