Telekom-Vorstand: Tim Höttges 10 Jahre im Amt
2019 hat die Telekom ihr "Entertain"-Angebot in "MagentaTV" umbenannt. Zugleich wurde die Tele2-Niederlande gekauft, in Form einer 25-prozentigen Beteiligung und 189 Millionen Euro in bar.
Die Telekom Albania "performte" wohl nicht so erfolgreich wie erhofft und wurde daher von der griechischen Telekom-Tochter OTE für 50 Millionen Euro an eine "Telecom Invest AD" verkauft. In vielen Kritiken war damals öfters zu lesen, dass das Netz der Telekom in Albanien "besser" als der Telekom in Deutschland sei. Das wird von der Telekom aber deutlich dementiert.
Der damalige albanische Präsident Edi Rama war stolz, die Deutsche Telekom im Land zu haben.
Foto: Picture Alliance / dpa
Organisatorisch wurde dem Telekom-Vorstand ein neues Ressort GD (Group Development) hinzugefügt. Dort wurden die Bereiche "USA & Unternehmensentwicklung" zusammengefasst. Spöttisch könnte man sagen, dass dort alle Aktivitäten und Beteiligungen zu finden sind, von den sich die Telekom-Entscheider nicht sicher sind, was sie damit machen wollen. Für die Beteiligung in den USA hingegen gilt das sicher nicht. Denn T-Mobile USA befeuert heute wesentlich den Erfolg der Deutschen Telekom weltweit.
Im gleichen Jahr wurde Christian P. Illek zum Finanzchef der Telekom bestellt. Er besitzt eine Detailkenntnis über Vorgänge und Produkte der Telekom, auch wenn diese nicht direkt mit Finanzen zu tun haben. Der studierte Chemiker und Betriebswirt Illek war schon 2010 bei der Telekom als Privatkundenvorstand und ab 2012 Chef von Microsoft in Deutschland gewesen.
Birgit Bohle wurde zur CHRO (Chief Human Ressources Officer, auf Deutsch: Personalvorständin) ernannt.
In Österreich wurde die T-Mobile Austria (die vorher die populäre Marke max.mobil ("Klax Max") eingestellt hatte) mit der frisch eingekauften UPC-Austria fusioniert und in "Magenta" umbenannt.
Erstmalig wurden sogenannte ESG (Klimaschutzziele) formuliert.
2020
Das Jahr 2020 war ein turbulentes Jahr.
Die Telekom startete mit dem MagentaTV Stick den Umstieg ihres Internet-TV-Angebotes ins OTT-Zeitalter (OTT = Over the Top) und gründete die Glasfaser Nordwest, eine sehr erfolgreiche Kooperation mit der privaten EWE Tel. Das Ziel: 1,5 Millionen Haushalte mit Glasfaser bis ins Haus oder die Wohnung zu versorgen.
Nach jahrelangen Verhandlungen mit Regierungen, Gewerkschaften, Bundesstaaten und vor Gericht passierte das lange für unmöglich gehaltene: Die Fusion von T-Mobile US und US Sprint zur neuen T-Mobile US wurde vollzogen.
In Deutschland, Kroatien, Ungarn und Tschechien nahm die Telekom erste 5G-Campus-Netze in Betrieb.
In Deutschland wurde der Geschäftskundenbereich neu geordnet und in die TDG integriert.
Da Anbieterwechsel (speziell im Festnetz) immer noch eine ziemlich diffizile Angelegenheit werden können, wurde bei der Telekom der sogenannte "Concierge Service" für Wechsel, Umzug und Bauherren eingeführt. Seitdem bietet die Telekom eine spezielle Beratung für eine optimale Heimvernetzung an, etwa durch die neuen Speed Home WiFi/WLAN-Mesh-Repeater, welche die Heimversorgung verbessern können.
Ende des Jahres wurde bei der Telekom Deutschland erstmals ein neuer Chef ernannt, der nicht in Deutschland geboren und muttersprachlich mit Englisch aufgewachsen ist. Srini Gopolan, der in Rekordgeschwindigkeit Deutsch gelernt hat und dessen deutsches Lieblingswort "Genehmigungsverfahren" lautet, hat viele Probleme des deutschen Marktes besser verstanden als seine heimischen Kollegen. Für die Telekom Europa wurde die belgisch-stämmige TK-Managerin Dominique Leroy (früher bei Belgacom/Proximus) berufen.
2020 war auch das Jahr der Corona-Pandemie, die "trotz extremer Nachfrage" bewältigt werden konnte, wie die Telekom betont. Die von SAP und Telekom gebaute und organisierte amtliche Corona Warn App erzielte 50 Millionen Downloads. Sämtliche Call-Center-Aktivitäten der Telekom wurden vorübergehend ins Home-Office verlegt. Das gab, so makaber es klingt, der Digitalisierung im Lande einen gewaltigen Schub.
2021
2021 wurde das Funkturmgeschäft in den Niederlanden in einen Infrastrukturfonds (DIV) umgelagert.
Nach 17 Jahren wurden alle UMTS-Netz-Systeme ausgeschaltet. Die bisher mit 3G (UMTS) genutzten Frequenzen bei 2,1 GHz stehen seitdem für 4G und 5G zur Verfügung.
In den USA hat die Telekom ihren Anteil an der T-Mobile USA durch "Aktientausch" mit dem japanischen Unternehmen Softbank erhöht.
Das Thema Open RAN drang erstmalig in das Bewusstsein der Öffentlichkeit. Im Berliner "Open Lab i14y" können interessierte Netzbetreiber, Hersteller und Diensteanbieter ihre Open-RAN-Produkte auf Interoperability (zwischen dem ersten "I" und dem letzten "y" sind 14 Buchstaben, deswegen "i14y") prüfen.
Stolz vermeldet die Telekom, über 90 Prozent der Bevölkerung mit 5G versorgt zu haben. Abseits der Ballungszentren warten aber Bürger immer noch drauf, überhaupt einmal mit Mobilfunk versorgt zu werden. In extremen Fällen greift die "Mobilfunkbehörde" MIG unter die Arme.
Derweilen wurde TMUS zum zweitgrößten Mobilfunkanbieter in den USA. Damit die US-Kunden schneller auf 5G umsteigen, wurde dort ein kostenloses Geräte-Umtauschangebot aufgelegt.
Im Sommer 2021 schockte eine Flutwelle das Ahrtal und die Welt. In allerkürzester Zeit musste die komplett zerstörte Infrastruktur wieder auf- oder besser neugebaut werden. Hier hatte die Telekom den Vorteil, dass sie schon aus historischen Gründen auf Groß-Schadensereignisse besser vorbereitet ist als ihre meist kleineren privaten Konkurrenten. Einige Orte wurden dabei von Grund auf mit Glasfaser versorgt, die Kupferleitungen und ganze Gebäude voller Vermittlungstechnik hatte es schlicht "fortgeschwemmt".
Nutzer von MagentaEINS können seit 2021 eine Unlimited-Option bekommen, wenn der Grundtarif MagentaMobil L gebucht ist. Durch die Kombination von Festnetz und zahlreichen Mobilfunk-Zusatzkarten kann die Nutzung von Telekom-Produkten günstiger werden. Allerdings muss der Gesamtvertrag auf ein "Familienoberhaupt" laufen, wobei die Beziehungs-Verhältnisse nicht von Belang sind. Das "Oberhaupt" zahlt und haftet. Single-Haushalte ohne Festnetz zahlen dafür im Mobilfunk weiterhin oft viel zu viel.
Die letzten Funklöcher geraten mehr ins öffentliche Bewusstsein. Der Begriff "graue Flecken" wurde vorgestellt. Das sind Bereiche, wo wenigstens ein Netzbetreiber bereits versorgt, die anderen aber nicht. Mit Unterstützung der Bundesnetzagentur wurden erste Vereinbarung zwischen der Telekom, o2-Telefónica, Vodafone und sogar 1&1 geschlossen.
Die Technik MOCN erlaubt es, das ein Netzbetreiber nicht nur seine eigene Kennung, sondern auch eine fremde Kennung ausstrahlt. Die Signale der fremden Kunden werden dann mitversorgt und später im Netz an den Konkurrenten übergeben. Doch es gibt Einschränkungen: Nur auf 800 MHz, nur auf Gegenseitigkeit und nur eine stark begrenzte Anzahl von Stationen, die daran teilnehmen dürfen. Die Telekom möchte ihren USP (Alleinstellungsmerkmal) des "besseren" oder "besten" Netzes nicht verlieren und begründet damit ihre - je nach Tarif und Rechnungsweise - höheren Preise.
Weltweit wurde 2021 bei der Telekom die Funktion "Network Slicing" vorgestellt. Hier kann in einem 5G-Netz ein spezieller abgeschirmter "Bereich" definiert werden, wo Datenverbindungen zuverlässig zustande kommen, wenn außerhalb des "Slice" bereits Überlastungen auftreten. Wer einen Slice buchen will, muss einen Aufpreis bezahlen. Zielgruppe sind zunächst Hochsicherheits-, Industrie- oder andere "wichtige" Nutzer, etwa Radio- oder TV-Stationen, die aus Hotspots berichten wollen und garantierte Bandbreiten brauchen.
Auf Seite 4 schauen wir uns die Jahre 2022 und 2023 an.