Telekom-Vorstand: Tim Höttges 10 Jahre im Amt
Regelmäßig hinterfragt Höttges intern die Profitabilität neuer oder bestehender Produkte, und manches Angebot wurde schon trotz Kundenprotesten eingestellt, weil es sich "nicht rechnet." Das war beispielsweise der Parallelruf im Telefonnetz (ein Anruf konnte "parallel" auf mehreren Anschlüssen z. B. Fest/Mobil) klingeln). Auch die persönliche Rufnummer (0700) wurde bei der Telekom als Nummernhoster gekippt.
Ein besserer OTT-Messenger der Telekom namens IMMMR wurde vorgestellt, erprobt und verschwand wieder.
Aufwendig angekündigte "eigene" Produkte wie eine hoch intelligente "KI"-Smartwatch wurden in Barcelona vorgeführt. Die Uhr verschwand danach auf Nimmerwiedersehen. Ein intelligenter Lautsprecher "Hallo Magenta" wurde später wegen Erfolglosigkeit "eingestampft", obwohl er in weiser Voraussicht schon "Alexa" mitintegriert hatte.
Die plausible Idee, dass die Deutsche Telekom als internationaler Anbieter in jedem Land Europas unter der eigenen Marke und mit eigenen Produkten vor Ort präsent sein müsste, wurde auf dem Altar der Rentabilität geopfert, beispielsweise in Albanien oder Rumänien.
In den Niederlanden wurde die im Prinzip erfolgreiche T-Mobile.NL verkauft, da sie kein Festnetzangebot machen konnte.
Die Euro-Telco, ein Traum?
Höttges hatte mehrfach kritisiert, dass es z. B. im 300-Millionen-Einwohner-Land USA nur drei bis vier große Mobilfunkanbieter gibt, in Europa hingegen sind es 94 Mobilfunk-Netzbetreiber aus 28 Ländern, wie das Unternehmen Umlaut ermittelt hat.
Höttges plädierte für eine Europäische Telco, die bisherige nationale Anbieter zusammenschließen müsste.
Doch dieser Plan dürfte unerreichbar sein: Erstens gibt es in Europa unterschiedliche Sprachen und Mentalitäten. Zweiten würde eine Europa-Telco als erstes die Personalzahlen radikal kürzen, weil viele Unternehmensteile dann europaweit agieren würden und die Leute in den nationalen Außenstellen "überflüssig" wären. Das könnte je nach Land und Unternehmen zu gewaltigen "Verwerfungen" und Protesten führen.
Auch die Leitung einer europäische Telco müsste auf nationale Befindlichkeiten Rücksicht nehmen und wäre dann entweder schwerfällig oder man würde kompromisslos eine Linie durchziehen, was entweder eine lange Durststrecke, (politische) Proteste oder Kundenverlust bedeuten könnte.
Verständliche Reden
Höttges wurde mehrfach für die verständlichsten Vorstandsreden ausgezeichnet. Vielleicht könnte man ihn früh morgens wecken und ihn um eine Finanzzahlenübersicht bitten, die er vermutlich aus dem Stand allgemein verständlich wiedergeben könnte.
Wer könnte Höttges Nachfolger/in werden?
Wer könnte Nachfolger von Höttges werden? Vorständin Technik & Innovation Claudia Nemat (links) oder Deutschland Chef Srini Gopalan (rechts)?
Foto: Deutsche Telekom
Aktuell steht das Thema Nachfolge noch nicht zur Debatte. Allgemein wird Deutschland-Chef Srini Gopalan als möglicher Nachfolger gesehen, ihm könnte dann Wolfgang Metze als neuer Deutschland-Chef folgen. Andere meinen, dass Technik-Vorständin Claudia Nemat gute Chancen hätte. Wer es am Ende wird, ist heute noch nicht absehbar.
Telekom = Behördenpost?
Vielen Kritikern ist die Telekom "unheimlich", weil sie mit der Telekom immer noch die Behördenpost verbinden. Jeder Mensch im Land kann über persönliche Erlebnisse und Eindrücke berichten. Nicht immer verliefen die so, wie der einzelne Kunde sich das vorgestellt hat.
Eins ist aber klar: Ohne die Deutsche Telekom läuft in Deutschland und darüber hinaus nichts. Würde das Unternehmen - aus welchen Gründen auch immer - über Nacht ersatzlos verschwinden, hätten die Konkurrenten und Mitbewerber gewaltige Probleme.
Also kann die Konkurrenz nur durch Kooperation und durch bessere und preiswertere Produkte und vor allen Dingen einen besseren Service punkten. Doch da hat die Telekom eine sehr hohe Latte vorgelegt.
Tim Höttges wünschte sich mehr Kauflust der Deutschen.