Verkauf

Versatel übernimmt das Alice-Glasfaser-Netz in Hamburg

Telefónica verkauft 1 000 Kilometer Glasfaser und Rechenzentrum
Von Thorsten Neuhetzki

Knapp 1000 km Glasfaserkabel hat HanseNet einst in Hamburg vergraben. Sie gehen nun an Versatel. Knapp 1­000­km Glasfaserkabel hat HanseNet einst in Hamburg vergraben. Sie gehen nun an Versatel.
Foto: teltarif.de
Offenbar hat der Aus­verkauf des HanseNet-Tafel­silbers begonnen: Telefónica scheint sich derzeit von vielem zu trennen, was nicht hundert­prozentig in das Konzept des Anbieters passt. Nachdem am Wochen­ende bekannt wurde, dass auch Bestandskunden künftig kein Alice TV mehr nutzen können, gibt Telefónica nun den Verkauf des von HanseNet übe­rnommenen Glasfaser­netzes in Hamburg an Versatel bekannt.

HanseNet hatte als ursprünglich nur in Hamburg agierender City-Carrier in das dortige eigene Netz Investiert. Erst Anfang 2005 wagte sich das Unternehmen aus seiner hanseatischen Deckung und startete zunächst in einigen Großstädten und später bundesweit unter dem Markennamen Alice. HanseNet gehörte damals zu weiten Teilen der Telecom Italia, der auch die Markenrechte an Alice gehörten. 2009 hat Telecom Italia HanseNet dann an Telefónica verkauft. Zu dem Zeitpunkt war HanseNet bereits bundesweit sehr erfolgreich und hatte in der Heimatstadt Hamburg sogar mit einem FTTH-Ausbau begonnen. Jetzt also geht das Glasfasernetz in Hamburg an Versatel - Zustimmung der Kartellbehörden vorausgesetzt.

1 000 Kilometer Glasfaser in Hamburg wechseln den Besitzer

Knapp 1000 km Glasfaserkabel hat HanseNet einst in Hamburg vergraben. Sie gehen nun an Versatel. Knapp 1­000­km Glasfaserkabel hat HanseNet einst in Hamburg vergraben. Sie gehen nun an Versatel.
Foto: teltarif.de
Das "sehr dichte Glasfasernetz", wie Versatel sagt, hat eine Länge von etwa 93 000 Faserkilometern bzw. 1 000 Kabelkilometer. Versatel sichert sich mit der Vertragsunterzeichnung nach eigenen Angaben eine der größten Erweiterungen des eigenen Glasfasernetzes in der jüngeren Unternehmensgeschichte. Neben dem Netz erwirbt Versatel auch ein neu gebautes Rechenzentrum.

Versatel hatte sich bereits in Berlin durch die viele Jahre zurückliegenden Übernahme des Berliner Lokalanbieters Berlikomm ein dichtes Glasfasernetz in Berlin gesichert. Auch in Kiel hat das Unternehmen vor nicht allzu langer Zeit KielNet übernommen. Insgesamt verfügt Versatel über ein Glasfaserregionalnetz mit einer Gesamtlänge von 52 000 Kilometern in ganz Deutschland. Allein in 32 der 50 größten Städte ist Versatel mit eigener Netzinfrastruktur vertreten.

Telefónica nutzt Versatel-Netz mit

Der Verkauf des Netzes an Versatel ist jedoch kein reiner Verkauf, sondern es hängt eine Kooperation zwischen Versatel und Telefónica an diesem Verkaufsvertrag. "Versatel verfügt über eine langjährige Erfahrung im Betrieb und Ausbau von Glasfaserinfrastrukturen. Durch die Konsolidierung der Netze sind wir gemeinsam nun umso mehr die richtigen Partner für die wachsenden Breitbandanforderungen von Geschäftskunden sowohl im Raum Hamburg als auch deutschlandweit.", sagt Johannes Pruchnow, Vorsitzender der Geschäftsführung von Versatel.

Auch René Schuster, CEO von Telefónica Deutschland, sieht Vorteile für sein Unternehmen. "Der Ausbau der bestehenden Kooperation ermöglicht es Telefónica, langfristig und flexibel im gesamten Glasfasernetz der Versatel UMTS- und LTE-Mobilfunkstationen mit Glasfaser anzubinden, um den Geschäfts- und Privatkunden von Telefónica eine hervorragende mobile Datennutzung bereitzustellen." Auch sonst habe man einen langfristigen Zugang zu Glasfaseranbindungen im Ausbaugebiet der Versatel vereinbart. Dadurch könne Telefónica auch weiterhin Geschäfts- und Privatkunden attraktive Telekommunikationsprodukte anbieten. Versatel bindet bereits für den Noch-Mitbewerber und Übernahmekandidaten E-Plus die Basisstationen an, künftig werden es dann auch die o2-Masten sein.

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