Konzern-Umbau

Vodafone: Kunden und Mitarbeiter leiden unter Sparprogramm

Laut dem Handelsblatt brodelt es bei Vodafone Deutschland gewaltig. Probleme bei der Netzversorgung, Ideenlosigkeit, drastische Sparmaßnahmen, Einmischungen aus Großbritannien und ein zu BWL-zentrierter Führungsstil werden Jens Schulte-Bockum vorgeworfen.
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Vodafone: Wie lange kann sich der Deutschland-Chef noch halten Vodafone: Wie lange kann sich der Deutschland-Chef noch halten?
Foto / Logo: Vodafone; Montage: teltarif.de
Kunden, die sich über technische Probleme und eine ungenügende Netzversorgung beschweren, sind nur eine der Sorgen, die Vodafone momentan hat. Das Problem dabei ist, dass diese Beschwerden sich meist nur recht unspezifisch auf die eigene Nutzung des Vodafone-Netzes am eigenen Ort beziehen. Fakt ist, dass Vodafone in den vergangenen Monaten überwiegend in den LTE-Ausbau investiert und dabei auch schon ein großes Pensum geschafft hat. Doch dafür hat Vodafone die Pflege älterer Netzstandards vernachlässigt, was der Konzern auch bestätigt hat.

In seiner heutigen Ausgabe gewährt das Handelsblatt nun tiefere Einblicke hinter die Kulissen und schreibt über die die momentane Situation bei Vodafone. Unter dem Titel "Düstere Stimmung in Düsseldorf" beruft sich das Blatt auf Mitarbeiter und Branchenbeobachter, die mit vielen strategischen Entscheidungen des Deutschland-Chefs Jens Schulte-Bockum nicht einverstanden sind. Doch nicht für alle Kritikpunkte ist Schulte-Bockum verantwortlich.

Sparmaßnahmen, Entlassungen, BWL-Stil und Einmischung aus England

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Ein namentlich genannter Branchenexperte, der sich zum Thema äußert, ist Frank Rothauge von der Vermögensverwaltung AHP. Er kritisiert, dass Vodafone mit zu wenig Ideen an die Vermarktung herangehe, die Marke Vodafone würde verblassen. Toni Wolf, der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats bei Vodafone findet, dass Schulte-Bockum sich "mit seiner rational-analytischen Art" häufig selbst im Weg stehe. Der Deutschland-Chef sei im Kern Berater geblieben und es falle ihm schwer, Mitarbeiter mitzureißen.

Ein wesentlicher Kritikpunkt sind auch die vor wenigen Tagen angekündigten Sparmaßnahmen. Mit dem "Fit for Growth" genannten Programm sollen laut Schulte-Bockum 100 Millionen Euro aus den jährlichen operativen Kosten von zwei Milliarden Euro "herauskürzt" werden. Eine Maßnahme, um dieses Ziel zu erreichen: Beschäftigte im Service-Bereich müssen einmalig auf turnusmäßige Gehaltserhöhungen verzichten. Außerdem sollen in der Netztechnik und IT etwa 350 Stellen nach Rumänien und Indien ausgelagert werden. Auch betriebsbedingte Kündigungen werden nicht ausgeschlossen.

Im Handelsblatt sagt der Betriebsratsvorsitzende Wolf, dass viele Einschnitte "hart, aber nötig" seien. Die Betroffenen fühlten sich aber leider "vor den Kopf gestoßen", viele würden einen Arbeitsplatzwechsel in Betracht ziehen. Den Großteil der neun Geschäftsführer hat Schulte-Bockum selbst ausgetauscht - ohne dass sich viel geändert hätte.

Auch die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Zehn Prozent Kundenverlust, ein deutlicher Abstand zum Marktführer Deutsche Telekom sowie ein Einbruch des operativen Gewinns um 13 Prozent machen die Lage nicht einfacher. Zu allem Überfluss mischt sich aufgrund dieser Probleme die britische Konzern-Zentrale vermehrt ins Deutschland-Geschäft ein, was die Vorgänger von Schulte-Bockum stets zu begrenzen wussten. Betriebsratsvorsitzender Wolf sagt ganz klar, dass Schulte-Bockum nur die Vorgaben aus England verwalte.

Dass dies auf dem deutschen Markt nicht funktionieren kann, erscheint nachvollziehbar. Denn gerade deutsche Kunden profitieren von einem lebendigen Wettbewerb und haben mitunter ein großes Detailwissen in technischen und tariflichen Fragen. Und wenn die Kunden-Probleme dauerhaft nicht angegangen werden, wenden sich die Nutzer möglicherweise der Konkurrenz zu. Abzuwarten bleibt, was die Übernahme von E-Plus durch o2 für Auswirkungen auf Vodafone haben wird - einfacher wird es für die britische Tochterfirma sicherlich nicht.

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