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Editorial: Zu viel nackte Haut!

Wie offen sollte ein Anwendungsladen sein?
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Sex sells. Und so finden sich nicht nur in der Regenbogenpresse, sondern auch in vergleichsweise seriösen Nachrichtenmagazinen immer wieder Nacktbilder. Daran nahm nun Apple Anstoß, und entfernte kurzerhand die Nachrichten-App von stern.de aus dem AppStore für das iPhone. Erst nach Protesten wurde die Anwendungen wohl doch wieder freigeschaltet.

Apple iPhone 8GB

Man könnte nun eine Diskussion über Moral und kulturelle Unterschiede führen und dabei feststellen, dass sich im AppStore allerlei harte Ballerspiele mit der Altersangabe "12+" finden, die es schwer hätten, hierzulande überhaupt eine Jugendfreigabe zu erhalten, und wenn, dann ab 16. Hingegen fliegen Nackedeis, über die sich hierzulande kaum jemand mehr aufregt, zumindest vorübergehend aus dem AppStore.

Den anderen Weg geht der Netzbetreiber E-Plus: Der lässt mit SIM69 ausdrücklich einen Erotik-Anbieter auf die Plattform für Mobilfunk-Discounter. Downloads aus dem SIM69-Portal sollen sogar kostenlos sein. Vermutlich wird man aber recht schnell bei "externen Anbietern" landen, wo die Zugriffe dann mit 49 Cent pro Megabyte nicht mehr gerade günstig sind. Bei anderen Discountern auf derselben E-Plus-Plattform, wie Aldi Talk, ist der Datentarif nicht einmal halb so hoch.

Geschlossen oder offen?

Aber zurück zum AppStore. Apple hat für diesen das Prinzip der geschlossenen Gesellschaft gewählt: Entwickler müssen sich namentlich anmelden und erstmal bezahlen, bevor sie überhaupt Anwendungen für das iPhone schreiben dürfen. Und vor der Veröffentlichung im AppStore prüft Apple die Software, ob sie den eigenen Richtlinien entspricht. Und selbst nach Erteilung der Freigabe behält sich Apple vor, eine App zurückzuziehen, siehe oben. Ohne Jailbreak ist es aber nicht möglich, Anwendungen aus anderer Quelle zu installieren.

Apples Strenge hat durchaus Vorteile für die Nutzer. So bemühen sich die Entwickler, ihre Anwendungen nahtlos ins iPhone-Bedienkonzept einzupassen, da sie andernfalls eine Verweigerung der Freigabe durch Apple fürchten. Ebenso hält die Vorabkontrolle hoffentlich Viren, Würmer und Trojaner auf Distanz. Schließlich hat man mit dem AppStore einen übersichtlichen Laden mit allen verfügbaren Anwendungen.

Apples Konzept hat aber auch Nachteile für die Nutzer. Was Apple nicht gefällt, kommt nicht aufs iPhone. Das betrifft nicht nur nackte Haut, sondern auch diverse tief im System sitzende Anwendungen, etwa Antivirensoftware, Programme zur Datenverschlüsselung oder für VoIP-Telefonie. Am Ende wird der Kunde auf Dauer vom Hersteller abhängig: Man stelle sich eine Fernseher vor, auf dem man keine neuen Programme einstellen kann, weil Quelle pleite gegangen ist.

Auch im Fall von Sicherheitslücken kann sich Apples zumeist mehrwöchiger Begutachtungsprozess negativ auswirken. Wird in einer bestehenden und weit verbreiteten Applikation ein Problem bekannt, werden die Entwickler sicher bemüht sein, dieses schnellstmöglich zu schließen. Doch so lange Apple die neue Version nicht freigegeben hat, kann sie nicht verteilt werden.

Somit gilt: Apples geschlossene Politik ist einer der Eckpfeiler des iPhone-Erfolgs. Sie taugt aber keineswegs für alle Smartphones.

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