Themenmonat Mobilfunk-Discount Interview

Congstar-Chef: "Wir setzen einen neuen Trend"

Preis sei nicht mehr das entscheidende Kriterium der Tarifwahl
Von Björn Brodersen

"Congstar" heißt der "billige Jakob", den die Deutsche Telekom lange Zeit nicht ins Haus lassen wollte. Seit gestern nun ist die neue Billigmarke einer der Hoffnungsträger des Bonner Konzerns - allerdings ohne das "T" im Namenszug und somit ohne sichtbaren Bezug zur Telekom. Sie soll den Kundenabwanderungstrend umkehren und ihrerseits Kunden der Telekom-Konkurrenz zu einem Wechsel animieren. Marktbeobachter sind allerdings skeptisch, dass dies gelingt. Congstar käme zu spät, sei nicht preisaggressiv genug und kannibalisiere den Mutterkonzern, lauten ihre Argumente. Warnendes Beispiel: Im DSL-Bereich konnte die bisherige Congster-Marke nicht einmal 100 000 Kunden von dem eigenen Angebot überzeugen. Dr. Alexander Lautz

Congstar-Chef Alexander Lautz hält die Zweifel für unbegründet. Bis zum Jahr 2010 will der Anbieter einen Umsatz von einer Milliarde Euro erzielen. Wie es die Mobilfunk-Discounter vorgemacht haben, setzt Congstar vor allem auf eine schlanke Unternehmensstruktur (zurzeit zählt Congstar weniger als 50 Mitarbeiter), den Online-Vertrieb und einfache Tarife. Wann das Unternehmen allerdings schwarze Zahlen schreiben soll und welche Kundenzahl angestrebt wird, ließ Lautz bei der Präsentation der Congstar-Tarife offen. Der Preis sei nicht mehr das entscheidende Kriterium bei der Tarifwahl, betonte Lautz gestern in Köln, die Kunden suchten vielmehr preiswerte und flexible Angebote ohne lange Mindestvertragslaufzeiten. In diesem Sinne sieht er Congstar als Trendsetter auf dem Markt an, wie er uns im Gespräch verriet.

Herr Lautz, ganz plakativ gefragt: Was kann ein "A" statt eines "E"s im Namenszug von Congster bewirken?

Ganz, ganz viel - Congster war eine Marke für den unkomplizierten DSL- und Internetzugang, bekannt aber nur für eine kleine Zielgruppe. Sie wird jetzt erweitert um Mobilfunkkomponenten und erfährt auch Erweiterungen im DSL-Bereich, so dass man sagen kann: Es ist ein komplett neuer Auftritt, eine komplett neue Firma. Das Gute wiederum ist, wir haben auch ein Angebot für Bestandskunden. Diese können in der nächsten Zeit in die neuen Congstar-Tarife wechseln, werden aber nicht automatisch umgestellt.

Im Mobilfunkbereich unkten Kritiker vor dem Congstar-Start, dass die Billigmarke der Telekom zu spät komme und vor allem der Tochter T-Mobile die Kunden abziehen werde. Warum glauben Sie, dass Congstar auf dem umkämpften Mobilfunkmarkt bestehen kann?

Congstar kommt nicht zu spät, sondern setzt durch die flexible Struktur der Tarife, unser Baukastensystem, einen neuen Trend im Telekommunikationsmarkt. Mit unserem flexiblen Modell, ausgerichtet auf Flatrates, schaffen wir etwas Neues. Hätten wir dagegen einfach einen günstigen Tarif - 1 Cent unter den Preisen der Konkurrenz - herausgebracht, wäre das sicherlich nicht der große Wurf gewesen.

Diesen Trend werden andere Anbieter voraussichtlich aufgreifen: Was erwarten Sie, wie die Konkurrenz der Mobilfunk-Discounter auf die Congstar-Angebote reagieren wird?

Das kann ich nicht sagen, das wird der Markt zeigen - ich bin da auch gespannt.

Die Telekom wird ja aber den anderen Mobilfunk-Anbietern die gleichen Vorleistungs-Konditionen einräumen wie Congstar.

Genau. Es kann jetzt jeder Anbieter für sich entscheiden, ob er sich ein ähnliches Produktportfolio aufbauen will, sowohl im Mobilfunk- als auch im DSL-Bereich. Der Vorteil bei uns ist, wir haben ein durchgehendes Prinzip mit DSL und dem Sprechtarif als Basisangebote und Extras, die der Kunde hinzu- und abbestellen kann. Wir haben also ein sehr einfaches Prinzip, genauso wie ich mir im Selbstbedienungs-Restaurant einzelne Komponenten auswählen kann.

Bei der Präsentation haben Sie die Aspekte Einfachheit und Transparenz in den Vordergrund gestellt: Wie erklärt sich dann die Trennung zwischen Congstar- und T-Mobile-Flatrate?

Wir haben eine Community, einen Tarif für Gespräche von Congstar zu Congstar, den wir technisch auch so betreuen können. Und dann ist das T-Mobile-Netz genauso ein Fremdnetz wie das von Vodafone oder anderen. Unsere Congstar-Flatrate ist im Grunde das Pendant zu den Community-Tarifen, die man bei anderen Mobilfunk-Discountern findet.

Herr Lautz, vielen Dank für das kurze Gespräch.

Weitere Meldungen zu Congstar

Weitere Interviews