Kostenfalle

Editorial: Wenn iPhone-Features zu Kostenfallen werden können

Regelmäßiger E-Mail-Abruf kann teuer zu stehen kommen
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Wer also seine E-Mails alle 15 Minuten abruft, verbraucht hierfür pro Stunde schon bis zu 400 kB an Datenvolumen. Am Tag wären das 9,6 MB und im Monat mit 31 Tagen kommen die Kunden auf 297,6 MB. Damit wären schon mehr als die Hälfte der Inklusivleistung im Complete-S-Tarif verbraucht, ohne dass auch nur eine Webseite aufgerufen oder ein YouTube-Video angesehen wurde.

Datenblätter

Noch problematischer wird es für Kunden, die den Complete-S-Tarif nach dem 30. September abschließen oder nach diesem Datum in diesen Tarif wechseln. Dann nämlich sind statt 500 nur noch 100 MB monatlich inklusive und die Kunden sind rein durch die E-Mail-Nutzung schon in der Kostenfalle.

Betroffen sind auch Flatrate-Kunden

Auch wer den Complete-M-Tarif wählt und eigentlich eine Flatrate für den mobilen Internet-Zugang hat, ist vom ungünstigen Takt betroffen. Zwar fallen keine vom Nutzungsverhalten abhängigen Zusatzkosten an. Dafür drosselt T-Mobile ab einem Verbrauch von bereits 300 MB im Monat die Übertragungsgeschwindigkeit. Stehen vorher auf dem iPhone bis zu 3,6 MBit/s - mit dem Laptop und einem passenden Modem sogar bis zu 7,2 MBit/s - zur Verfügung, so sind es nach der Drosselung nur noch magere 64 kBit/s.

Offiziell gab es die Drosselung der Geschwindigkeit ab Verbrauch eines bestimmten Volumens im Monat bei den Complete-Tarifen für das iPhone zwar schon immer. Bis Ende Juni lag hierfür die Grenze im Complete-M-Tarif sogar bei 200 MB. Umgesetzt wurde die Begrenzung der Übertragungsgeschwindigkeit in der Praxis aber nicht. Erst jetzt schränkt T-Mobile bei Vielnutzern die Performance gemäß seinen Tarifbestimmungen ein. Im Gegenzug steht für Besitzer eines iPhone 3G aber HSDPA-Geschwindigkeit zur Verfügung und die Kunden können mit einer MultiSIM auch am Laptop ohne Aufpreis mit ihrem iPhone-Tarif surfen.

Dass im "kleinsten" iPhone-Tarif keine Flatrate enthalten ist, ist sicherlich ebenso verständlich wie eine Performance-Drosselung je nach verbrauchtem Volumen in den anderen Preismodellen. Mehr als unglücklich ist es aber, dass eines der wichtigsten iPhone-Features, der Versand und Empfang von E-Mails, der eigentlich keine größeren Datenmengen verursacht, zur Kostenfalle werden oder zu einer Performance-Drosselung beitragen kann.

Abrechnung nach Blackberry-Modell könnte Problem entschärfen

Abhilfe wäre leicht möglich: Beim Blackberry-Dienst rechnet T-Mobile beispielsweise in 10-kB-Schritten anstelle der 100-kB-Blöcke ab. Würde der Netzbetreiber diese Abrechnungsweise auch für das iPhone einführen, so wäre der durch die E-Mail-Nutzung anfallende Datenverkehr deutlich kleiner. Je nach Umfang der empfangenen elektronischen Post fallen so bei Abruf im 15-Minuten-Takt pro Stunde nur noch 40 kB an. Das wäre am Tag nicht mal ein Megabyte und pro Monat würden die Kunden rund als 30 MB verbrauchen - abhängig davon, wie viele Mails empfangen werden und welchen Umfang diese haben.

Bleibt zu hoffen, dass T-Mobile die Blackberry-Abrechnung perspektivisch auch für iPhone-Kunden übernimmt. So hätten viele Kunden, die auch E-Mails unterwegs empfangen und verschicken, sicher noch deutlich mehr Spaß an ihrem Gerät und die Gefahr der Kostenfalle oder Datenbremse wäre deutlich kleiner. Bis es soweit ist, sei den iPhone-Besitzern empfohlen, E-Mails vielleicht nur im 30- oder 60-Minutentakt abzurufen. Das spart nicht nur Übertragungsvolumen, sondern nicht zuletzt auch Akku-Kapazität.

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