Glasfaser: Netzbetreiber setzen vermehrt auf Open Access
Hier darf die Deutsche Telekom natürlich nicht fehlen. Im Berlin-Pankower Florakiez baut der Ex-Monopolist ein Glasfasernetz für rund 18.200 Haushalte und 800 Unternehmen. Die Ausbauarbeiten haben bereits begonnen und sollen laut Telekom "nur wenige Monate dauern". Anschlüsse können bereits gebucht werden, insofern die Telekom über die Genehmigung zum Verlegen der Glasfaser vom Hauseigentümer besitzt. Um die müssen sich die Mieter in den Beständen der ProPotsdam GmbH keine Sorgen machen. Das Wohnbauunternehmen hat seine Kooperation mit Tele Columbus verlängert und um den Glasfaserausbau aller 18.500 Haushalte bis 2026 ergänzt. Über Open Access können auch andere TK-Unternehmen das neue Glasfasernetz benutzen.
Das Open-Access-Modell verfolgt auch die DNS:NET, die vornehmlich im Berliner Speckgürtel aktiv ist. Im östlich von der Hauptstadt gelegenen Petershagen-Eggersdorf baut der Netzbetreiber für 5600 Haushalte ein FTTH-Netz, auf dem ebenfalls andere TK-Unternehmen ihre Dienste anbieten können. Derzeit aktiviert DNS:NET für tausende Haushalte die Anschlüsse. In Schönwalde-Glien, im Nordwesten Berlins, wurde Ende April 2023 der offizielle Spatenstich für den Glasfaserausbau gefeiert. Rund 3000 Haushalte werden davon profitieren. "Je mehr Haushalte sich jetzt in der aktuellen Bauphase noch für die Vorverträge entschließen, umso schneller kann in den noch unterversorgten Gebieten gebaut werden", wirbt DNS:NET-Repräsentant Hardy Heine für den FTTH-Anschluss.
In Schönwalde-Glien nahe Berlin baut DNS:NET für rund 3000 Haushalte ein Glasfasernetz
Foto: DNS:NET Internet Service GmbH
Und auch die Glasfaser Nordwest, das Joint Venture zwischen Telekom und dem Energieversorger EWE, setzt auf Open Access. Inzwischen sind es nicht mehr nur die Telekom und EWE-Töchter, die in den neuen Netzen ihre Dienste anbieten, sondern vermehrt auch Stadtwerke wie etwa in Jork und in Winsen (Luhe). In Jork sind die Stadtwerke Buxtehude mit an Bord. Dort baut Glasfaser Nordwest für 5100 Haushalte ein FTTH-Netz. In Winsen (Luhe) nutzen die hiesigen Stadtwerke das Netz von Glasfaser Nordwest. Dafür wurde eine Vermarktungskooperation aufgesetzt. Von der Kooperation profitieren 5200 Haushalte. Laut Hans-Georg Preuß, Geschäftsführer der Stadtwerke Winsen (Luhe), erhöht sich dadurch auch das Ausbautempo.
Große Ausbauvorhaben in Leipzig und Augsburg
Auch in Augsburg sind die Stadtwerke aktiv. Sie kooperieren im Glasfaserausbau mit M-net. Das Augsburger Gewerbegebiet Lechhausen wird aber von 1&1 Versatel mit Glasfaser ausgebaut. Ab Juli 2023 erhalten 1500 Unternehmen, das entspricht etwa 10 Prozent der Augsburger Gewerbetreibenden, einen Glasfaseranschluss. Bis Jahresende sollen die ersten von sechs Bauabschnitten fertiggestellt sein. "Durch die Verlegung von Glasfaser bis ins Gebäude entstehen für die Unternehmen bedeutende Vorteile," sagte Wolfgang Hübschle, Wirtschaftsreferent der Stadt Augsburg, bei der Präsentation der Ausbaupläne für das Gewerbegebiet Lechhausen.
1&1 Versatel erschließt in Augsburg das Gewerbegebiet Lechhausen mit Glasfaser. Davon profitieren rund 1500 Unternehmen, was 10 Prozent der Augsburger Unternehmen entspricht
Bild: 1&1 Versatel
Leipzig zählt ebenfalls zu den Städten, in denen mehrere Unternehmen Glasfasernetze bauen. So kündigte etwa die Deutsche Glasfaser an, 33.000 Anschlüsse in Leipzig realisieren zu wollen. Vodafone will ein Glasfasernetz für rund 1900 Haushalte errichten und Tele Columbus schließt 140 Leipziger Schulen an. Nun kommt noch die Deutsche GigaNetz hinzu, die mit der Verwaltung der Stadt eine Kooperation für den Glasfaserausbau in Baalsdorf, Holzhausen, Liebertwolkwitz, Meusdorf, Probstheida und Mölkau unterzeichnet hat. Weitere Ortsteile sollen in Planung sein.
"Nur wenige tausend Haushalte in Leipzig verfügen derzeit über einen echten Glasfaseranschluss", sagt Soeren Wendler, Geschäftsführer der Deutschen GigaNetz. "Das ist absolut nicht mehr zeitgemäß." Bei all diesen Ausbauvorhaben, durch die viele tausende Haushalte einen Glasfaseranschluss erhalten, steht ein Sieger bereits heute fest: Die Tiefbaubranche muss sich in den nächsten Jahren keine Sorgen um zu wenig Arbeit machen - eher um zu wenig Bagger.