Breitbandausbau

Glasfaser: Netzbetreiber setzen vermehrt auf Open Access

Während viele kleine Orte froh sind, dass über­haupt ein Netz­betreiber bei ihnen Glas­faser ausbaut, lassen in einigen Groß­städten gleich mehrere TK-Unter­nehmen die Bagger kommen. Allen voran im Groß­raum Berlin.
Von Marc Hankmann

Hier darf die Deut­sche Telekom natür­lich nicht fehlen. Im Berlin-Pankower Flora­kiez baut der Ex-Mono­polist ein Glas­faser­netz für rund 18.200 Haus­halte und 800 Unter­nehmen. Die Ausbau­arbeiten haben bereits begonnen und sollen laut Telekom "nur wenige Monate dauern". Anschlüsse können bereits gebucht werden, inso­fern die Telekom über die Geneh­migung zum Verlegen der Glas­faser vom Haus­eigen­tümer besitzt. Um die müssen sich die Mieter in den Beständen der ProPotsdam GmbH keine Sorgen machen. Das Wohn­bau­unter­nehmen hat seine Koope­ration mit Tele Columbus verlän­gert und um den Glas­faser­ausbau aller 18.500 Haus­halte bis 2026 ergänzt. Über Open Access können auch andere TK-Unter­nehmen das neue Glas­faser­netz benutzen.

Das Open-Access-Modell verfolgt auch die DNS:NET, die vornehm­lich im Berliner Speck­gürtel aktiv ist. Im östlich von der Haupt­stadt gele­genen Peters­hagen-Eggers­dorf baut der Netz­betreiber für 5600 Haus­halte ein FTTH-Netz, auf dem eben­falls andere TK-Unter­nehmen ihre Dienste anbieten können. Derzeit akti­viert DNS:NET für tausende Haus­halte die Anschlüsse. In Schön­walde-Glien, im Nord­westen Berlins, wurde Ende April 2023 der offi­zielle Spaten­stich für den Glas­faser­ausbau gefeiert. Rund 3000 Haus­halte werden davon profi­tieren. "Je mehr Haus­halte sich jetzt in der aktu­ellen Bauphase noch für die Vorver­träge entschließen, umso schneller kann in den noch unter­ver­sorgten Gebieten gebaut werden", wirbt DNS:NET-Reprä­sen­tant Hardy Heine für den FTTH-Anschluss. In Schönwalde-Glien nahe Berlin baut DNS:NET für rund  3000 Haushalte ein Glasfasernetz In Schönwalde-Glien nahe Berlin baut DNS:NET für rund 3000 Haushalte ein Glasfasernetz
Foto: DNS:NET Internet Service GmbH
Und auch die Glas­faser Nord­west, das Joint Venture zwischen Telekom und dem Ener­gie­ver­sorger EWE, setzt auf Open Access. Inzwi­schen sind es nicht mehr nur die Telekom und EWE-Töchter, die in den neuen Netzen ihre Dienste anbieten, sondern vermehrt auch Stadt­werke wie etwa in Jork und in Winsen (Luhe). In Jork sind die Stadt­werke Buxte­hude mit an Bord. Dort baut Glas­faser Nord­west für 5100 Haus­halte ein FTTH-Netz. In Winsen (Luhe) nutzen die hiesigen Stadt­werke das Netz von Glas­faser Nord­west. Dafür wurde eine Vermark­tungs­koope­ration aufge­setzt. Von der Koope­ration profi­tieren 5200 Haus­halte. Laut Hans-Georg Preuß, Geschäfts­führer der Stadt­werke Winsen (Luhe), erhöht sich dadurch auch das Ausbau­tempo.

Große Ausbau­vor­haben in Leipzig und Augs­burg

Auch in Augs­burg sind die Stadt­werke aktiv. Sie koope­rieren im Glas­faser­ausbau mit M-net. Das Augs­burger Gewer­bege­biet Lech­hausen wird aber von 1&1 Versatel mit Glas­faser ausge­baut. Ab Juli 2023 erhalten 1500 Unter­nehmen, das entspricht etwa 10 Prozent der Augs­burger Gewer­betrei­benden, einen Glas­faser­anschluss. Bis Jahres­ende sollen die ersten von sechs Bauab­schnitten fertig­gestellt sein. "Durch die Verle­gung von Glas­faser bis ins Gebäude entstehen für die Unter­nehmen bedeu­tende Vorteile," sagte Wolf­gang Hübschle, Wirt­schafts­refe­rent der Stadt Augs­burg, bei der Präsen­tation der Ausbau­pläne für das Gewer­bege­biet Lech­hausen. 1&1 Versatel erschließt in Augsburg das Gewerbegebiet Lechhausen mit Glasfaser. Davon profitieren rund  1500 Unternehmen, was 10 Prozent der Augsburger Unternehmen entspricht 1&1 Versatel erschließt in Augsburg das Gewerbegebiet Lechhausen mit Glasfaser. Davon profitieren rund 1500 Unternehmen, was 10 Prozent der Augsburger Unternehmen entspricht
Bild: 1&1 Versatel
Leipzig zählt eben­falls zu den Städten, in denen mehrere Unter­nehmen Glas­faser­netze bauen. So kündigte etwa die Deut­sche Glas­faser an, 33.000 Anschlüsse in Leipzig reali­sieren zu wollen. Voda­fone will ein Glas­faser­netz für rund 1900 Haus­halte errichten und Tele Columbus schließt 140 Leip­ziger Schulen an. Nun kommt noch die Deut­sche GigaNetz hinzu, die mit der Verwal­tung der Stadt eine Koope­ration für den Glas­faser­ausbau in Baals­dorf, Holz­hausen, Liebert­wolkwitz, Meus­dorf, Probst­heida und Mölkau unter­zeichnet hat. Weitere Orts­teile sollen in Planung sein.

"Nur wenige tausend Haus­halte in Leipzig verfügen derzeit über einen echten Glas­faser­anschluss", sagt Soeren Wendler, Geschäfts­führer der Deut­schen GigaNetz. "Das ist absolut nicht mehr zeit­gemäß." Bei all diesen Ausbau­vor­haben, durch die viele tausende Haus­halte einen Glas­faser­anschluss erhalten, steht ein Sieger bereits heute fest: Die Tief­bau­branche muss sich in den nächsten Jahren keine Sorgen um zu wenig Arbeit machen - eher um zu wenig Bagger.

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