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App-Allianz: Alle gegen Apple und das iPhone

T-Mobile bietet Empfehlungs-App und einfachere Bezahlvariante
Von Björn Brodersen

Bislang kochte jeder Handy-Hersteller oder Mobilfunkbetreiber in Sachen Smartphone-Apps sein eigenes Süppchen, so wie früher bei den Mobilportalen in den Anfangszeiten der mobilen Internetnutzung per Handy. Das sorgte teilweise für Wild-West-Verhältnisse: Statt Weideland mit Stacheldrahtzäunen zu sichern, markierten Handy-Hersteller und Mobilfunkbetreiber ihren Bereich auf dem Markt der mobilen Datendienste durch Handy-Betriebssystem und App-Stores. Das Ziel: Mit dem eigenen System auf möglichst vielen Smartphones in den Händen der Nutzer vertreten zu sein, also Reichweite schaffen.

Das Modell Apple iPhone mit dem geschlossenen Betriebssystem iPhone OS und der Download-Plattform iTunes ist nur ein Beispiel einer solchen Strategie und inzwischen vielfach kopiert worden: Samsung ist nur der bislang letzte Handy-Hersteller, der mit Bada ein spezielles auf Linux basiertes Betriebssystem für seine Smartphones angekündigt hat. Dazu drängen inzwischen auch Hersteller wie Research in Motion (RIM) mit den Blackberry-Smartphones, Palm mit dem Pre, webOS und dem App Catalog sowie Chip-Hersteller Qualcomm mit Brew auf den Privatanwender-Markt. Zudem versuchen Unternehmen wie Vodafone oder Yahoo, mit Plattform-unabhängigen Benutzeroberflächen wie Vodafone 360 oder OnePlace mit ihren Diensten auf den Handys der Mobilfunkkunden vertreten zu sein. Nokia Ovi Store Nokia Ovi Store
Foto: Nokia

Für die Kunden bedeutet dies: Weniger die Wahl des Mobilfunkanbieters und des Mobilfunknetzes als die Wahl einer Handy-Marke und des dazugehörigen Betriebssystems entscheidet darüber, wie viele und welche Dienste sie mobil nutzen können. Wer einen Blackberry kauft, wird keine Anwendungen aus dem Android Market auf sein Smartphone herunterladen können. Auch gibt es - anders als bei Windows Mobile oder Symbian - keine alternativen Download-Shops für das iPhone OS.

Die Smartphone-Nutzer "verstehen" Apps

Eine solche Strategie wie jene von Apple wird häufig als Walled-Garden-Ansatz beschrieben. Das klingt kundenfreundlich, so, als ob der Nutzer gut behütet in einer blühenden Dienste-Landschaft lustwandeln kann. Vor Jahren sollten die WAP-Portale von T-Mobile (t-zones), Vodafone (live) und E-Plus (i-mode) in Verbindung mit speziellen Datentarifen und für den Zugriff vorkonfigurierten Handys solche abgeschotteten Oasen im World Wide Web darstellen. Der Versuch, das Nutzungsverhalten der Kunden auf diese Weise zu steuern, scheiterte jedoch. Die Online-Portale, auf denen vor allem Spiele, Bilder und Musik zum Download bereitstanden, haben sich inzwischen geöffnet bzw. der i-mode-Dienst in Deutschland wurde eingestellt.

Einen Vorteil für den Kunden hat das Walled-Garden-Modell: In durchdachten Systemen wie etwa dem iPhone mit dem iTunes-AppStore muss sich der Nutzer nicht durch das Dickicht technischer Begriffe durchschlagen oder befürchten, sich in den Tiefen eines Menüs oder eines Netzwerks zu verirren. Der Nutzer kann zum Beispiel zu Hause am PC oder unterwegs direkt vom Handy aus den Apple-AppStore ansteuern und einfach per (Maus-)Klick neue Dienste oder neuen Content auf das iPhone installieren und künftig anwenden. Die heruntergeladenen Programme sortieren sich automatisch auf einem der verschiedenen Startbildschirme ein, können aber auch vom Nutzer an eine andere Stelle verschoben werden. Und der Nutzer kann darauf vertrauen, dass die bereitgestellten Apps geprüft worden sind und fehlerfrei laufen. Apple iPhone 3G S Apple iPhone 3G S
Foto: Apple

Was die heutigen App-Stores von den früheren Multimedia-Portalen unterscheidet und worin das Geheimnis des Erfolgs des App-Stores von Apple liegt: Das Angebot an Anwendungen und Inhalten ist viel reichhaltiger und dadurch interessanter und das Herunterladen, Installieren und Nutzen der Anwendungen vor allem spielend einfach. Und die Nutzer "verstehen" Apps und kehren daher wahrscheinlich häufiger wieder in den App-Store zurück.

Geschlossene Gesellschaft: iPhone OS und iTunes-AppStore

Mündigere Handy-Nutzer fühlen sich jedoch in solchen geschlossenen Systemen wie dem von Apple auch gegängelt, auch wenn beispielsweise im iTunes-AppStore inzwischen über 150 000 Anwendungen zur Auswahl stehen. Dies gilt vor allem, wenn Apple wie kürzlich erst in die zur Auswahl stehenden Inhalte eingreift und freizügige Apps aus dem AppStore entfernt. Davon zeugen die zahlreichen Hacks und Jailbreaks für das iPhone, mit denen die Nutzer ihr iPhone auch für Anwendungen von Fremdanbietern öffnen wollen. Hierzulande wird das (illegale) Öffnen des iPhone-Smartphone noch interessanter, weil die Nutzer so nicht auf die Paket-Tarife des bislang noch exklusiven Vertriebspartners von Apple, des Mobilfunkbetreibers T-Mobile, angewiesen sind, sondern auf günstigere bzw. mehr auf ihr jeweiliges Telefonverhalten zugeschnittenere Tarife anderer Anbieter ausweichen können.

Auf der letzten Seite unseres Artikels geht es um Planungen der Mobilfunk-Netzbetreiber und Handy-Hersteller Einheits-Apps einzuführen, die auf Smartphones mit beliebigem Betriebssystem genutzt werden können.

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