LTE450: 450connect erhält Zuschlag für 450-MHz-Frequenzen
Die 450connect, ein Joint-Venture von Unternehmen der Energiewirtschaft, darf auf 450 MHz ein Sicherheitsfunknetz aufbauen.
Foto: Picture Alliance / dpa
Um ein "sicheres Funknetzes zur Umsetzung der Energie- und Verkehrswende" zu erreichen, hatte sich der Funknetzbetreiber "450connect" um die Nutzung der 450-MHz-Frequenzen beworben.
Die 450connect, ein Joint-Venture von Unternehmen der Energiewirtschaft, darf auf 450 MHz ein Sicherheitsfunknetz aufbauen.
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Die 450connect GmbH hat ihren Sitz in Köln und wird die zugeteilten 450-MHz-Funkfrequenzen alleine betreiben und möchte "zügig ein bundesweites leistungsfähiges Mobilfunknetz" aufbauen. Hinter dem Joint Venture 450connect stehen vier gleichberechtigte Gesellschafter:
- Die "Alliander", ein Konsortium regionaler Energieversorger und im Sektor "digitale Energieinfrastruktur" tätig. Alliander plant für Städte und Gemeinden Installation und Betriebsführung von Infrastrukturen im Bereich Energie, Verkehr und der Telekommunikation.
- Die "Versorger-Allianz 450" repräsentiert eine Gruppe von mehr als 200 nationalen Unternehmen der Energie- und Wasserver- und -entsorgungsbranche. Zur 2020 gegründeten "Versorger-Allianz 450 Beteiligungs GmbH & Co.KG" gehören unter anderem die AVU Netz, Creos Deutschland, DB Energie, Energie Waldeck Frankenberg, MVV (Mannheim), Netze BW (EnBW), Oberhessische Versorgungsbetriebe, Rhenag Rheinische Energie, Stadtwerke Osnabrück, TWS, Überlandwerk Mittelbaden und die VBV Wind. Weitere Unternehmen planen den Beitritt.
- Ein "Konsortium der kommunalen Regionalversorger", die bereits heute auf einem Fünftel der Fläche Deutschlands regionale 450-MHz-Funknetze betreiben, ist mit dabei. Dazu gehören die EAM, ENTEGA, EWE NETZ, Harz Energie, TEAG (Thüringen) und wahrscheinlich werden die WEMAG, RheinEnergie, SachsenEnergie, die Stadtwerke Düsseldorf und die Westfalen Weser Energie bald hinzustoßen.
- Der Energie-Konzern E.ON. hat seinen Sitz in Essen, mit dem Schwerpunkt Energienetze und Kundenlösungen. Mehr als 50 Millionen Kunden beziehen bei E.ON. Strom, Gas, Produkte für Elektromobilität, Energieeffizienz oder Klimaschutz.
- E.ON. ist quasi der Nachfolger von "VIAG", die einst unter dem Namen VIAG Interkom das 4. deutsche Mobilfunknetz gestartet haben, das heute unter dem Markennamen o2 bekannt ist. E.ON. ist heute aber nicht mehr an dem o2-Netz, das inzwischen der Telefónica Germany gehört, beteiligt.
LTE-Funknetz bei 450 MHz
In dem Frequenzbereich bei 450 MHz (Wellenlänge ca. 70cm) wird nun ein deutschlandweites, "besonders sicheres und hochverfügbares" LTE-Funknetz für die Energie- und Wasserwirtschaft sowie andere kritische Infrastrukturen entstehen.
Der Zuschlag kam offenbar schneller als erwartet. „Wir freuen uns sehr über den Zuschlag der 450-MHz-Frequenzen“, sagt Carsten Ullrich, Sprecher der Geschäftsführung der 450connect. „Die Entscheidung der Bundesnetzagentur zeigt, dass unser Frequenznutzungskonzept für die Versorgung kritischer Infrastrukturen überzeugt hat.“
Theo Waerder, Vorstandsvorsitzender der Versorger-Allianz 450 e.V. und Geschäftsführer der Bonn-Netz GmbH ist überzeugt: „450connect bietet allen Betreibern kritischer Infrastrukturen einen diskriminierungsfreien und schwarzfallfesten Zugang zur 450-MHz-Funknetzplattform an“ und möchte mit einem "nationalen und branchenübergreifenden Ansatz" seinen Partnern und Kunden die Möglichkeit bieten, Funkdienstleistungen für ihre Ende-zu-Ende-Lösungen einzusetzen. Angedacht ist, dass die Partner eigene Infrastruktur einbringen, weil "dadurch der nationale Netzaufbau deutlich beschleunigt wird.“
Für Frank Zeeb, Vorstandsvorsitzender der Alliander AG und Initiator der 450connect GmbH, war früh klar: „Der Zuschlag der 450-MHz-Frequenzen ist das Ergebnis der unermüdlichen Arbeit ... unterstützt von einer Vielzahl an Unternehmen und Organisationen ..., die wir für dieses wichtige Vorhaben gewinnen konnten“. Mit dem 450-MHz-Funknetz soll die Energiewende ermöglicht werden, damit stehe der Digitalisierung der Branche nichts mehr im Wege.“
Sendestart bis Ende 2024
Torsten Maus, Vorsitzender der Geschäftsführung der EWE NETZ GmbH, hat bereits feste Pläne: Die digitale Kommunikationsinfrastruktur mit ihren rund 1.600 Funkstandorten soll bis Ende 2024 in Betrieb gehen. Die Energie-Netzbetreiber haben dann die Möglichkeit, Energieerzeugung, -transport und -verbrauch in Echtzeit zu kontrollieren und bei Bedarf zu steuern. Zudem können sie die vielen dezentralen Wind-, Photovoltaik- und KWK-Anlagen deutlich effizienter in die Energiesysteme einbinden. "Damit leistet das 450-MHz-Funknetz einen ganz erheblichen Beitrag für den Erfolg von Energie-, Verkehrswende und zur Bekämpfung der Auswirkungen des Klimawandels.“
Dr. Alexander Montebaur, Vorsitzender des Vorstands der E.DIS AG für die E.ON SE findet den Zuschlag der 450-MHz-Frequenzen an die 450connect" wichtig "für die Betreiber kritischer Infrastrukturen und insbesondere die Energie- und Wasserwirtschaft“. Die Branche sei angesichts der Herausforderungen durch Energie- und Verkehrswende sowie Klimawandel zwingend auf eine solche sichere und hochverfügbare Kommunikationsinfrastruktur angewiesen. Untersuchungen würden belegen, dass ein 450-MHz-Funknetz die technisch und wirtschaftlich tragfähigste und sicherste Lösung sei.
Entscheidung nach etwa 3 Monaten
Die Bundesnetzagentur hatte das Verfahren zur Vergabe der 450-MHz-Frequenzen am 16. November 2020 offiziell eröffnet. Bewerbungen waren bis zum 18. Dezember möglich gewesen. Anhand vorab gelegter Kriterien, wie Zuverlässigkeit, Fachkunde oder Leistungsfähigkeit erfolgte der Zuschlag an 450connect, welche die Frequenzen bis zum 31. Dezember 2040 nutzen darf.
Spezielle Endgeräte
Für das Netz sind spezielle Endgeräte erforderlich, die nach dem LTE-Prodokoll bei 450 MHz arbeiten. Nur Firmenkunden aus der Energie- (Strom, Gas) und Wasserwirtschaft oder anderen kritischen Infrastrukturen bekommen Verträge und die notwendigen SIM-Karten. Für Privatpersonen ist das Netz nicht zugänglich.
Das Netz wird auf LTE-Technologie (4G und 5G) arbeiten und Dienste wie Sprache als "Sprechfunk" oder Zweiwege-Telefonie (klassisches Gegensprechen) ferner Datenübertragungen und Maschine-zu-Maschine (IoT) Protokolle unterstützen.