Schnelles Internet: Weiterhin Handlungsbedarf bei Anbietern
Heute hat die Bundesnetzagentur zum vierten Mal detaillierte Ergebnisse ihrer Breitbandmessung veröffentlicht. Und das Ergebnis bleibt wenig schmeichelhaft: "Gegenüber den Vorjahren zeigen sich erneut wenige Veränderungen. Über alle Bandbreiteklassen und Anbieter hinweg erreichen Kunden oft nicht die maximale Geschwindigkeit, die ihnen in Aussicht gestellt wurde. Somit besteht nach wie vor Handlungsbedarf bei den Breitbandanbietern", erklärte Jochen Homann, der Präsident der Bundesnetzagentur seine Zahlen.
Ergebnisse im Festnetz
Bandbreitenversprechen und Realität bei der BNetzA: Die Telekom (blaue Linie) steht bundesweit gesehen teilweise am besten da
Grafik: Bundesnetzagentur / Screenshot teltarif.de
Über alle Bandbreiteklassen und Anbieter hinweg erhielten im Download 70,1 Prozent der Nutzer (in den Vorjahren 2017/2018: 71,3 Prozent) bei stationären Breitbandanschlüssen mindestens die Hälfte der vertraglich vereinbarten maximalen Datenübertragungsrate. Bei 16,4 Prozent der Nutzer (2017/2018: 12,0 Prozent) wurde diese voll erreicht oder überschritten.
Die Ergebnisse fielen zwischen den einzelnen Bandbreiteklassen und Anbietern wieder unterschiedlich aus. Die meisten Kunden waren auch im aktuellen Berichtszeitraum mit der Leistung ihres Anbieters zufrieden (Noten 1 bis 3). Dabei ist der Anteil zufriedener Kunden mit 61,4 Prozent weiterhin leicht rückläufig (im Vorjahr 2017/2018: 62,0 Prozent).
Ergebnisse im Mobilfunk
Das generelle Niveau lag bei mobilen Breitbandanschlüssen auch im aktuellen Berichtszeitraum deutlich unter dem von stationären Breitbandanschlüssen. Über alle Bandbreiteklassen und Anbieter hinweg erhielten im Download 14,9 Prozent der Nutzer (2017/2018: 16,1 Prozent) mindestens die Hälfte der vertraglich vereinbarten geschätzten maximalen Datenübertragungsrate; bei 1,5 Prozent der Nutzer wurde diese voll erreicht oder überschritten, wobei sich der Anteil im Vergleich zum Vorjahr nicht verändert hat.
Mit Blick auf die Bandbreiteklassen zeigt sich, dass in höheren Bandbreiteklassen tendenziell niedrigere Prozentwerte in Bezug auf das Erreichen der vertraglich vereinbarten geschätzten maximalen Datenübertragungsraten festgestellt wurden. Wie im stationären Bereich zeigen sich auch im Mobilfunk hinsichtlich der Anbieter Unterschiede.
Die Endkunden bewerteten ihre Anbieter erneut weit überwiegend mit Noten von 1 bis 3 (74,3 Prozent, vorher 2017/2018 waren es 74,7 Prozent).
Verhältnis auf niedrigerem Niveau
Dass der in der Breitbandmessung ermittelte Verhältniswert wieder auf einem geringen Niveau lag, legt für die Marktbeobachter der Netzagentur "weiterhin den Schluss nahe", dass die Nutzer bei mobilen Breitbandanschlüssen eher die Mobilität und die zur Verfügung stehende Performance bewerten als das Erreichen der in Aussicht gestellten Datenübertragungsrate.
Messungen lassen keine Rückschlüsse auf Breitbandversorgung zu
Bei allen spannenden Zahlen: Die Ergebnisse der Breitbandmessung hängen davon ab, welchen Tarif der Nutzer mit dem Anbieter vereinbart hat. Insofern können auf der Grundlage der Breitbandmessung keine Aussagen zur Versorgungssituation oder Verfügbarkeit von breitbandigen Internetzugangsdiensten getroffen werden. Es wird lediglich geprüft, ob die Anbieter ihren Kunden die vertraglich zugesicherte Bandbreite liefern.
Bericht von 2018 - 2019 mit interessanten Details
Der Bericht umfasst den Zeitraum vom 1. Oktober 2018 bis zum 30. September 2019. Insgesamt wurden für stationäre Breitbandanschlüsse 829.426 und für mobile Breitbandanschlüsse 527.558 valide Messungen berücksichtigt (2017/2018: stationär 900.579; mobil 384.999).
Der vollständige Bericht ist auf der Internetseite der Bundesnetzagentur unter www.bundesnetzagentur.de/breitbandmessung veröffentlicht. dort finden sich auch Ausführungen zur Validierung, der Methodik und die konkreten Messergebnisse.
Wer es genauer wissen will, insbesondere nach Anbieter aufgegliedert, kann sich das bei der Netzagentur interaktiv anschauen und dann die einzelnen Netzanbieter per Klick in der Grafik zu und wegschalten.
Dabei zeigen sich interessante Ergebnisse: So liegt die Deutsche Telekom recht weit oben und wird nur von regionalen Anbietern wie Netcologne oder NetCom BW übertroffen. Dieser Vergleich ist aber etwas unfair: Während sich 278.228 Telekom-Kunden zum Test gemeldet haben, waren es bei Netcologne nur 8.171 und bei NetCom BW sogar nur 2.662 Kunden. (Hinweis: Je nach verwendetem Browser zweigt die Seite zeitweise keine Detail-Grafiken an)
Messergebnisse werden mit Kabel zum Router besser
Wer sich über schlechtes Internet daheim wundert, sollte wissen, dass bei einer Breitbandmessung der testende Computer unbedingt per Kabel direkt mit dem Router verbunden sein sollte, weil die Funkverbindung über WLAN sehr stark von örtlichen Gegebenheiten abhängt. Wird WLAN auf 2,4 GHz (oft überbelegt) oder 5 GHz (schneller) verwendet? Wie weit ist der Computer über WLAN räumlich vom seinem Router entfernt? Wie viele andere Router sind auf dem gleichen Frequenzband in der Umgebung aktiv? Sind Repeater im Einsatz? Auch diese können die mögliche Höchstgeschwindigkeit drosseln.
Probieren Sie es aus: Die Unterschiede zwischen WLAN und Netzwerkkabel sind teilweise dramatisch. Darauf weist auch die Bundesnetzagentur in ihrer Breitbandmessung-App hin, aber in der Praxis sind feste Daten-Kabel zwischen Router und Computer oft nicht erwünscht ("Wie sieht das denn aus?") oder schlicht baulich nicht möglich ("Ich darf kein Loch für ein Kabel bohren").