connect Festnetztest 2020: 1&1 schlägt Deutsche Telekom
Beim Festnetz-Test 2020 der Zeitschrift Connect hat sich 1&1 vor die Telekom geschoben
Foto: connect
Die Fachzeitschrift connect hat trotz Corona die Qualität der deutschen Festnetzanbieter getestet. Das Ergebnis dürfte teltarif.de-Leser "verwirren", die sich näher mit den Hintergründen der deutschen Anbieterlandschaft auskennen.
Der Gewinner 1&1 ist an vielen Stellen nur ein Wiederverkäufer (Reseller) von anderen Netzbetreibern, gleiches gilt auch für Telefónica (o2). Doch so "einfach" ist es auch wieder nicht, da diese Anbieter teilweise "weiter hinten im Netz" dann doch noch eigene Verbindungen ins Internet schalten und ihren Kunden eigene oder anderswo zugekaufte Dienste anbieten.
Netztest in Zeiten von Corona
Beim Festnetz-Test 2020 der Zeitschrift Connect hat sich 1&1 vor die Telekom geschoben
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Die Zeitschrift stellte sich die Frage, wer dieses Jahr das "stärkste Gesamtpaket aus Sprachqualität, Internetzugang und Web-TV" liefern könnte. Für den Festnetztest 2020 wurden gemeinsam mit dem Internet-Dienstleister zafaco die wichtigsten Anbieter in Deutschland einem umfangreichen Test unterzogen.
Anfangs hatte connect selbst gewisse Zweifel, ob man in Zeiten von Corona einen Netztest durchführen sollte. Die gestiegene Home-Office-Nutzung und abendliche Streaming-Marathons sorgten für besondere Bedingungen. Doch der Netztestpartner zafaco gab frühzeitig Entwarnung: "Die Netze halten der Belastung problemlos stand."
Für den nach Angaben des Magazins "Deutschlands umfangreichsten Festnetztest" nahmen automatisierte Testsysteme in 52 Städten etwa 3,9 Millionen Messungen von Telefonie, Datenübertragungen, Web-Diensten und -Angeboten und dem Fernsehen über das Internet vor.
Gesamtsieger ist ... 1&1
Bei den bundesweit verfügbaren, überregionalen Anbietern heißt der Sieger 1&1, gefolgt von der Deutschen Telekom und o2. Bei den rein regional verfügbaren Anbietern erreichte der in Norddeutschland starke Anbieter EWE Platz eins – mit einem hauchdünnem Vorsprung vor der überwiegend in Bayern aktiven M-net.
Dahinter folgten NetCologne (Region Köln, Aachen, Teile von NRW) ins Ziel. Insgesamt sechsmal konnte connect die Testnote „sehr gut“ vergeben.
Die Auswertung der Testergebnisse versprach Spannung: Der Anbieter 1&1 schob sich von Platz 3 (2019) auf Platz 1 in diesem Jahr. Dahinter kamen die Deutsche Telekom und o2/Telefónica ins Ziel. Diese beiden Anbieter boten ebenfalls eine „sehr gute“ Performance, stellten die Tester fest.
Auch der Netzbetreiber Vodafone konnte sich nach der Übernahme des Kabelnetzbetreibers Unitymedia verbessern: connect erteilte die Testnote „gut“ und gab dem bei vielen Lesern nur als Mobilfunkanbieter geläufigen Anbieter den Platz 4.
Bei den Regionalanbietern, die also nicht bundesweit überall verfügbar sind, gab es ebenfalls einen Wechsel an der Spitze: EWE verdränge den langjährigen Sieger M-net von Platz eins. Dahinter folgen NetCologne und Pÿur/Tele Columbus.
Nachfolgend lesen Sie die Ergebnisse im Einzelnen:
1&1: Bundesweit 1. Platz
Auf dem 1. Platz landete der Anbieter 1&1, der rund 4,3 Millionen Festnetzkunden hat. connect sieht ihn als drittgrößten deutschen Breitbandanbieter nach Telekom und Vodafone. In der Telefonie-Disziplin hätten die kurzen Verbindungszeiten überzeugt.
Beim Highspeed-Internet erzielte 1&1 gemeinsam mit EWE, M-net, NetCologne und o2/Telefónica "überragende Leistungen". Die Crowdsourcing-Analysen brachten befriedigende Ergebnisse, während der Anbieter bei den Web-Services gemeinsam mit o2 die besten Leistungen ablieferte.
connect verlieh das Urteil "sehr gut" und vergab 902 Punkte, maximal wären 1000 Punkte erreichbar gewesen.
Deutsche Telekom: Bundesweit 2. Platz
Mit 13,6 Millionen Festnetzkunden (Marktanteil: 39,4 Prozent) sind die Bonner der größte Breitbandanbieter in Deutschland. Auch dieses Jahr schafft das Unternehmen ein sehr gutes Ergebnis, liegt ach Auswertung der connect jedoch mit 13 Punkten Abstand hinter dem Gesamtsieger 1&1.
Dabei wurde die Telekom in der Disziplin Sprache der beste Anbieter, ermittelte das Magazin. Entscheidende Punkte hätten die Bonner aber bei den Highspeed-Internetmessungen verloren. Dem stünden gute Leistungen in der Crowdsourcing-Kategorie gegenüber. Bei den Web-Services sei das Bild "durchwachsen".
connect vergab das Urteil "sehr gut" und 889 Punkte.
o2/Telefónica: Bundesweit 3. Platz
Im Vergleich zum Vorjahr steigert sich o2/Telefónica deutlich. connect bescheinigt Verbesserungspotenzial bei Verbindungsaufbau- und Sprachlaufzeiten, hingegen seien die Leistungen in der Kategorie Highspeed-Internet "herausragend".
Ähnliches gelte für die Web-Services, bei denen Telefónica mit 1&1 am besten abschnitt. Auch beim Web-TV seien die Leistungen "sehr gut". Im Crowdsourcing habe der Anbieter nur im Mittelfeld rangiert.
connect bewertet mit "sehr gut" und vergab 882 Punkte.
Vodafone: Bundesweit 4. Platz
Gegenüber 2019 konnte sich Vodafone steigern, doch auch 2020 lautet die Gesamtnote nur „gut“. Das kombinierte Unternehmen aus Vodafone und dem ehemaligen Kabelnetzbetreiber Unitymedia lieferte sehr gute Telefonieleistungen, urteilten die Tester, auch die Highspeed-Internet-Performance sei sehr gut.
Allerdings geriet einer der getesteten Kabelanschlüsse bei Volllast unter Druck und brach bei Uploads ein. Web-Services und Web-TV hätten insgesamt "sehr gute Leistungen", aber auch Probleme wie langsame Webseitenabrufe oder hohe YouTube-Antwortzeiten gezeigt.
Dafür vergab die connect das Urteil: "gut", 842 Punkte.
Die Ergebnisse der regionalen Anbieter:
EWE: Rang 1
Das Kürzel EWE steht für Energieversorgung Weser-Ems – der Netzbetreiber bietet zwischen Ems und Elbe, in Brandenburg und auf Rügen VDSL- sowie Glasfaserleitungen an. EWE überzeugte nicht nur mit kurzen Verbindungsaufbau- und Sprachlaufzeiten, sondern erzielte beim Highspeed-Internet und in den Crowdsourcing-Analysen gute Werte.
Bei den Web-Services zeigen sich jedoch lange Ladezeiten und langsame Gaming-Pings. In der Kategorie Web-TV überzeugte EWE mit Höchstwerten für Bildqualität und Fehlerraten.
Das brachte das connect-Urteil: "sehr gut" und 909 Punkte ein.
M-net: Rang 2
Das Versorgungsgebiet von M-net umfasst im wesentlichen die Großräume München und Ulm, aber auch viele Regionen in Bayern sowie den grenznahen Main-Kinzig-Kreis in Hessen. Bei der Telefonie ermittelten die Tester die kürzesten Verbindungsaufbauzeiten sowie "Top-Sprachlaufzeiten".
Das Highspeed-Internet sei hervorragend getestet worden, nur im Crowdsourcing hätten die Münchner nur im Mittelfeld mitgespielt. Bei den Web-Services gefielen die schnelle DNS-Auflösung und schnellen Gaming-Pings.
Der Lohn der mühen: "sehr gut" und 906 Punkte.
NetCologne: Rang 3
Das von Rheinenergie, der Sparkasse Köln/Bonn und den Kölner Verkehrsbetrieben getragene Unternehmen "NetCologne" habe sich im Vergleich zum Vorjahr deutlich gesteigert. Telefonie sei nicht die stärkste Disziplin des Anbieters. Richtig ab ging es aber beim Highspeed-Internet.
Im Crowdsourcing meldeten die Nutzer das beste Ergebnis für NetCologne, auch die Leistungen bei den Web-Services wurden gelobt.
Das ergab ein connect-Urteil "sehr gut" und 878 Punkte.
Pÿur/Tele Columbus: Rang 4
Der in Berlin ansässige Anbieter Pÿur/Tele Columbus entstand einst aus dem Zusammenschluss mehrerer regionaler Kabel-TV-Netzanbieter. Von der Note „befriedigend“ arbeitete sich das Unternehmen auf ein „gut“ hoch. Nach wie vor sei die Sprachtelefonie kein Glanzlicht, während die Datentests eine sehr hohe Performance offenbart hätten.
Jedoch könne Volllast dazu führen, dass die Download-Bandbreiten einbrechen, bemängelt die Zeitschrift. Entsprechend schlecht sehe es beim Web-TV aus, und im Crowdsourcing belegt Pÿur/Tele Columbus mit deutlichem Abstand den letzten Rang.
Es gab immerhin noch "gut" mit 773 Punkten. Den gesamten Festnetztest hat die connect auf ihrer Homepage veröffentlicht.
Wer ist zafaco?
Das Unternehmen zafaco nutzen viele Internetanwender, ohne es zu wissen. Die Seite breitbandmessung.de wurde von zafaco im Auftrag der Bundesnetzagentur entwickelt und wird seit dem Jahr 2015 betrieben, um die Leistungsfähigkeit der stationären oder mobilen Internetzugangsdienste in Deutschland zu erfassen und zu bewerten.
Endkunden können mit Hilfe der Breitbandmessung der Bundesnetzagentur schnell und einfach die Geschwindigkeit ihres Internetzugangs ermitteln und dadurch die Leistungsfähigkeit ihres stationären und/oder mobilen Breitbandanschlusses bestimmen. Neben der Bundesnetzagentur hat das Unternehmen auch weitere Regulierungsbehörden in Europa auf der Kundenliste.
connect hat kürzlich ausgewählte Personen zur Zufriedenheit mit ihrem Telekommunikationsanbieter befragt. Wer dort gewonnen hat, lesen Sie in einer weiteren News.