Corona-Warn-App wochenlang (fast) ohne Funktion
Probleme mit Corona-App
Foto: coronawarn.app / SAP Deutschland
Mitte Juni - und damit rechtzeitig vor dem Beginn der Hauptreisezeit - wurde die offizielle deutsche Corona-Warn-App veröffentlicht. Wie die Bild-Zeitung berichtet, funktionierte diese allerdings wochenlang nicht so, wie es eigentlich gedacht ist. Betroffen von der Fehlfunktion war demnach nur die Android-Version der Anwendung - und auch hier ist die Fehlerursache eher beim Betriebssystem auf den Geräten und weniger bei der Corona-Warn-App zu suchen.
Hintergrund sind Stromspar-Mechanismen, wie sie von Herstellern wie Samsung und Huawei eingesetzt werden, um Akku-Kapazität zu sparen. So werden Apps, die nicht im Vordergrund ausgeführt werden, teilweise automatisch geschlossen - ein Problem, das bei der Corona-Warn-App auf den ersten Blick nicht auffällt, sehr wohl aber beispielsweise bei Streaming-Programmen, die die Wiedergabe dann einfach beenden.
SAP und Robert-Koch-Institut bestätigen Problem
Probleme mit Corona-App
Foto: coronawarn.app / SAP Deutschland
Ein Sprecher der Softwarefirma SAP, die die Corona-Warn-App mitentwickelt hatte, sagte der Bild-Zeitung: "Es gab in der Tat ein Problem mit früheren Versionen der Corona-Warn-App in Sachen Hintergrundaktualisierung auf Android-Geräten." Auch das Robert-Koch-Institut, das die App herausgibt, sagte der Zeitung: "Der automatische Abgleich im Hintergrund wurde von einem Teil von Android-Smartphones unterbunden." Dadurch wurden die Anwender nicht oder stark verspätet vor dem Kontakt mit Corona-Infizierten gewarnt.
Nutzer haben zwar grundsätzlich die Möglichkeit, in den Tiefen der Smartphone-Menüs diese Stromspar-Funktionen für jede einzelne App abzuschalten. Vor allem technisch weniger versierte Anwender werden das aber kaum machen, sondern eher auf ein Update der jeweiligen App warten. Auch die Programmierer können nämlich dafür sorgen, dass ihre Anwendungen im Hintergrund aktiv bleiben.
App-Update sorgt für Besserung
Die Corona-Warn-App hat jetzt ein Update erhalten, das seit Mittwoch im Google Play Store zum Download bereitsteht und das Problem löst - allerdings nicht automatisch. So teile das Gesundheitsministerium mit, Nutzer müssten die App nach dem Update einmal kurz öffnen, in die Einstellungen gehen und die "priorisierte Hintergrundaktivität" aktivieren. Für die ältere App-Version habe man auf der Webseite schon zuvor erklärt, wie sich die Hintergrundaktualisierung aktivieren lasse.
Professor Hannes Federrath, Präsident der Gesellschaft für Informatik, sprach gegenüber der Bild-Zeitung von einem sehr ärgerlichen Fehler, der "gefährlich für die Gesundheit" der Verbraucher sein könnte. Auch er sieht die Schuld für das wochenlange Versagen der Corona-Warn-App bei den Smartphone-Herstellern. Wie berichtet will Google bei der neuen Android-Version 11 für eine bessere Verwaltung von Apps sorgen, die im Hintergrund laufen.
Probleme auch unter iOS
Wie es auf der Webseite zur Corona-Warn-App heißt, kommt es auch am iPhone vereinzelt zu Problemen. Wörtlich heißt es: "Nach dem Update auf die aktuelle iOS-Version 13.6 melden einige Nutzer, dass die Risiko-Ermittlung nicht mehr aktiviert werden kann, weil Begegnungsaufzeichnungen in ihrer Region nicht verfügbar seien. Das Problem haben wir umgehend an Apple gemeldet. Apple versichert uns, mit Hochdruck an der Beseitigung des Fehlers zu arbeiten." iOS 13.6 ist seit Mitte Juli verfügbar.
Inzwischen hat sich gezeigt, dass das Ausmaß des Fehlers unter iOS auf dem iPhone noch deutlich größer ist als gedacht.