Unpopuläre Software

Kaum Interesse der Deutschen an Corona-Warn-App

Trotz gestei­gertem Werbe­budget und stei­gender Infek­tions­zahl dringt die Corona-Warn-App nur bis zu einem Teil der Einwohner durch. Manche User tragen hingegen ihre posi­tiven Ergeb­nisse nicht ein.
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Die Probleme der Regie­rung, der Corona-Pandemie effektiv entge­gen­zuwirken, könnten teil­weise aus der verschmähten Warn-App resul­tieren. Einer neuen Umfrage zufolge waren bislang weniger als 50 Prozent der Bundes­bürger dazu bereit, sich die Anwen­dung herun­ter­zuladen. Auch zukünftig hätten die Befragten nicht vor, die Corona-Warn-App zu instal­lieren. Die Instal­lation allein ist aber nur ein Teil des Puzzles für eine Entschär­fung von COVID-19, posi­tive Test­ergeb­nisse sollten nämlich digital über­mit­telt werden. Rund 40 Prozent der Anwender versäumen diese Maßnahme.

Corona-Warn-App wird von vielen Deut­schen igno­riert

Wird von zu wenigen Einwohnern genutzt: Corona-Warn-App Wird von zu wenigen Einwohnern genutzt: Corona-Warn-App
Andre Reinhardt
Ohne ein Mitwirken der Einwohner ist es kaum möglich, der aktu­ellen Krise Herr zu werden. In der realen Welt sind Masken­ver­wei­gerung oder ille­gale Corona-Partys nicht förder­lich, in der digi­talen Welt hingegen der Umgang mit der Warn-App. Seit fünf Monaten steht die Soft­ware für Android und iOS bereit, etwa 22 Millionen Bürger haben sie herun­ter­geladen. Das entspricht etwas mehr als einem Viertel der Einwoh­ner­zahl. In der Welt am Sonntag wurde über eine neue Studie von Infra­test Dimap über die Nutzung der Corona-Warn-App berichtet, die eben­falls ernüch­ternd klingt.

Rund 44 Prozent der Teil­nehmer war die Anwen­dung keinen Down­load wert, nach­holen wollen sie diesen auch nicht. Vier Prozent gaben an, dass sie die Corona-Warn-App zwar instal­liert, anschlie­ßend aber in den virtu­ellen Papier­korb verfrachtet hätten. Tech­nische Probleme gab es hingegen bei fünf Prozent der Befragten. Es wurden mehr als 1000 Deut­sche über 18 Jahre befragt. Gert Wagner, dessen Sach­ver­stän­digenrat für Verbrau­cher­fragen die Erhe­bung in Auftrag gab, schätzt die Lage noch kriti­scher ein. Da die Umfrage digital statt­fand, hätte sie haupt­säch­lich Personen erreicht, welche einer App-Nutzung posi­tiver gegen­über­stehen als der Bevöl­kerungs­durch­schnitt.

Anwender nutzen die Corona-Warn-App nicht korrekt

Die App führt nicht nur Begeg­nungen mit poten­ziell infi­zierten Personen auf, sondern bietet auch die Möglich­keit für Infi­zierte, ihr Ergebnis einzu­tragen. Davon machen aller­dings 40 Prozent der User keinen Gebrauch. So gaben etwa vom 2. bis 8. November ledig­lich 2200 Menschen an, an COVID-19 erkrankt zu sein. In diesem Zeit­raum regis­trierte die Bundes­regie­rung aller­dings durch­schnitt­lich 18 000 neue Erkran­kungen pro Tag. Corona-Warn-App: Jetzt auch länderübergreifende Ermittlung Corona-Warn-App: Jetzt auch länderübergreifende Ermittlung
Andre Reinhardt
Seit kurzem voll­zieht die Corona-Warn-App übri­gens länder­über­grei­fende Risiko-Ermitt­lungen in Deutsch­land, Däne­mark, Italien, Spanien, Irland und Lett­land. Weitere Länder sollen folgen.

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