Interview

o2-Verschlechterungen: "Die Kunden nehmen uns das nicht übel"

o2-Chef René Schuster setzt zudem weiter auf Gratis-Tarif-Programm NetzClub
Aus Duisburg berichtet Marc Kessler

René Schuster Der deutsche Telefónica-Chef, René Schuster
Foto: Telefónica
René Schuster, CEO von Telefónica Deutschland samt seiner Marke o2, sieht das Smartphone "als zentrales Device der Zukunft". Das sagte der Telekommunikations-Manager auf dem gestrigen Kongress des Zentrums für Telekommunikations- und Medienwirtschaft (ZfTM) in Duisburg. Die "Mobile Internet Revolution", so Schuster, berge sowohl Herausforderungen als auch Chancen für den Mobilfunk-Markt.

o2-Chef sieht Wachstumschancen mit "Next Generation Services"

Vor allem abseits des reinen Internet-Zugangs würden in Zukunft mehr und mehr komplimentäre Dienste ("Next Generation Services") entstehen und angeboten - Schuster nannte hier Schlagworte wie Connected Home, E-Health, M2M, aber auch Mobile Payment. Beim letzten Thema kooperiert man mit dem mobilen Bezahlsystem mpass bereits mit Vodafone und Telekom Deutschland. Schuster strebt hier eine weitgehende Akzeptanz des Bezahldienstes an.

Indes nannte der o2-Chef auch einige wichtige Barrieren, die beseitigt werden müssten, um die "mobile Revolution" nicht zu gefährden: Öffentliche Bedenken zur Datenverwendung (Privacy) müssten ausgeräumt werden, Kinder vor schädlichen Kontakten und gefährlichem Content geschützt werden. Zudem müsse das Problem hoher Datenkosten außerhalb des eigenen Landes eliminiert werden.

Statement zu (Tarif-) Verschlechterungen: "Die Kunden nehmen uns das nicht übel"

René Schuster Der deutsche Telefónica-Chef, René Schuster
Foto: Telefónica
Wir hatten die Gelegenheit, mit René Schuster ein kurzes Interview am Rande der Veranstaltung zu führen. Wir sprachen den deutschen Telefónica-Chef hierbei auf die diversen (Tarif-) Verschlechterungen der letzten Monate wie die Erhöhung der Portierungsgebühr, die Herausnahme der Global-Friends-Gespräche aus dem Kosten-Airbag des o2 o, die Reduzierung der Inklusiv-Minuten beim o2 Blue, die Einführung der kostenpflichtigen Hotline sowie die neuen Restriktionen beim Tarifwechsel an und wollten wissen, welche Strategie hinter all diesen Einzelmaßnahmen steht.

Schuster verneinte jedoch, dass es sich bei den angeführten Maßnahmen um eine spezielle Strategie handele. Vielmehr "experimentiere" man mit unterschiedlichen Preisen für unterschiedliche Leistungen. "Jedes Unternehmen macht das", sagte Schuster. Der deutsche o2-Chef ist indes überzeugt: "Wir glauben, die Kunden nehmen uns das nicht übel. (...) Wir glauben, wir haben mit die wettbewerbsfähigsten Preise auf dem Markt."

"E-Care" kommt ab Herbst / Winter dieses Jahres

In Hinsicht auf die Einführung der kostenpflichtigen Hotline kündigte René Schuster uns gegenüber an, man werde ein neues "E-Care"-System einführen, über das sich Kunden künftig umfassend informieren könnten, so dass viele Hotline-Anrufe überflüssig würden. "70 Prozent der Anrufer wollen nur Informationen", so Schuster. Und denjenigen Kunden, die "mehr wollen" - nämlich einen 'echten' Menschen am Telefon -, "denen macht die Gebühr dann aber nichts aus".

Das neue Kundensystem namens "E-Care" solle aber nicht als "Big Bang" eingeführt werden, sondern Schritt für Schritt. Schuster rechnet mit der Umsetzung ab Herbst / Winter dieses Jahres.

NetzClub wird nicht eingestampft

Wir sprachen René Schuster auch auf das von o2 gemeinsam mit dem auf Mobile Advertising spezialisierten Berliner Unternehmen YOC AG realisierte Gratis-Tarif-Produkt NetzClub an. Hier befürchten Kunden - auch aufgrund der Tatsache, dass nur sehr wenige Werbebotschaften versendet werden - immer wieder, dass das Programm wieder eingestellt werden könnte.

Solchen Bedenken erteilte Schuster jedoch eine Abfuhr: Mobile Advertising sei gerade erst am Anfang und werde "ein großes Thema". Mit NetzClub gehe es daher in jedem Fall weiter, das Programm bleibe zunächst auch grundsätzlich so, wie es aktuell angeboten wird. In der Zukunft, sagte der o2-Manager, müsse man noch transparenter werden und dem Kunden konkret "sagen, was er geben muss und was er davon hat".

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