Rückblick, Ausblick

Editorial: 10 Jahre mobiles Internet - noch keine komplette Erfolgsgeschichte

Technische Hürden sind überwunden, nun folgen die wirtschaftlichen
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Ein Meilenstein für die mobile Internet-Nutzung war schließlich die Einführung des UMTS-Netzes. Anstelle einer Analog-Modem-ähnlichen Geschwindigkeit stand plötzlich ein mobiler Internet-Anschluss zur Verfügung, der das Niveau von DSL light erreichte. Inzwischen sorgen die UMTS-Erweiterungen HSDPA und HSUPA für Download-Raten von 7,2 MBit/s und Uploads mit bis zu 2 MBit/s. Die Performance soll in naher Zukunft sogar noch weiter verbessert werden.

Vor knapp vier Jahren, am 1. September 2005, startete E-Plus die erste Flatrate für die Internet-Nutzung über GPRS und UMTS. Zu Monatspreisen ab 40 Euro konnten die Kunden damals unbegrenzt online gehen. Dabei war die Nutzung nicht auf das Handy oder Smartphone begrenzt. In erster Linie war der neue Tarif für die Laptop-Nutzung gedacht.

Anfang 2006 legte auch die E-Plus-Zweitmarke Base eine mobile Online-Flatrate auf. Diese kostete sogar nur 25 Euro, war aber zunächst nur in Verbindung mit einem Base-Sprachtarif zu bekommen. Erst später, mit wachsendem Konkurrenzdruck, wurde diese Regelung aufgehoben.

WAP hat ausgedient: Echtes mobiles Internet auf dem Handy ist "in"

Das Apple iPhone 3G S
Foto: Apple
Heute spricht niemand mehr von WAP. Viele aktuelle Handys verfügen schon von Haus aus über einen kleinen Browser, der zumindest für die mobile Nutzung optimierte Internet-Inhalte darstellen kann. Mit kostenlosen Zusatz-Programmen wie Opera Mini lässt sich die mobile Internet-Nutzung noch verbessern und komfortabler gestalten.

Dazu kommen Handys wie das Apple iPhone, das Samsung Galaxy, das Nokia N97, das Samsung Omnia oder der Blackberry Storm, die speziell für die mobile Internet-Nutzung gedacht sind. Zu diesem Zweck verfügen die Smartphones über ein großes Display bzw. einen Touchscreen. Dazu kommen bei den inzwischen drei verschiedenen iPhone-Modellen die Multitouch-Bedienung und der Safari-Browser, bei dem die Nutzer stufenlos auf den Webseiten zoomen können. Zudem verfügen die Handys über weitere Multimedia-Funktionen wie einen MP3-Player, eine Digitalkamera, die neben Fotos auch Videos aufzeichnet und ein integriertes Radio.

Online-Flatrate für die Handy-Nutzung ab 10 Euro

Zwar gibt es die WAP-Flatrate von o2 für 5 Euro nicht mehr. Dafür bekommen E-Plus- und o2-Kunden heute zum Preis von 10 Euro eine echte mobile Internet-Flatrate, bei der es im Gegensatz zu WAP keine Port-Begrenzungen gibt, so dass sich alle Online-Dienste nutzen lassen. Die Discounter simyo und Blau bieten für 9,90 Euro ein 1-GB-Datenpaket und mobile Internet-Flatrate-Tarife sind zu Monatspreisen ab etwa 20 Euro zu bekommen. Wer dabei auf ein Prepaid-Angebot setzt, geht nicht mal eine lange Vertragslaufzeit ein, sondern kann die Option flexibel immer nur dann buchen, wenn er sie benötigt.

Für Gelegenheitsnutzer bieten Discounter wie klarmobil, ALDI-Talk und Fonic mobiles Internet-by-Call zu Preisen zwischen 19 und 24 Cent je übertragenem Megabyte. Fonic, o2, T-Mobile und Vodafone haben zudem Tages-Flatrates zu Preisen zwischen 2,50 und 4,95 Euro. So sollte sich für fast jeden Nutzer sowohl ein passendes Handy, als auch ein geeigneter Tarif finden.

Pro: Einfachere Endgeräte und billigere Tarife - Contra: Fehlende Transparenz

Zehn Jahre nach dem Start des mobilen Internet ist der Zugriff auf Webseiten, E-Mail, Unternehmensanwendungen und andere Datendienste unterwegs für Technik-Freaks, Geschäftsleute und mobile Nomaden zum Alltag geworden. Dank immer einfacherer Bedienung und nicht zuletzt auch aufgrund der deutlich gesunkenen Preise nutzen auch immer mehr andere Zielgruppen das mobile Internet zumindest gelegentlich.

Das mobile Internet ist aber längst noch kein Massenmarkt für die Mobilfunk-Industrie, obwohl viele Voraussetzungen geschaffen sind, für ein Massenpublikum nützliche Inhalte und Anwendungen einfach, verständlich und nutzenstiftend zu übermitteln. Trotzdem schrecken viele Bürger zurück. Der Grund hierfür liegt in der mangelnden Transparenz. Solange immer noch einige Anbieter quer durch alle Reihen substanzielle Preise pro Mega- oder Kilobyte berechnen und auch zehn Jahre nach Einführung des mobilen Internets immer noch Horror-Rechnungen wie "1000 Euro für einen einzigen Download" verschickt werden, wird sich "Otto-Normal-Kunde" zweimal überlegen, mit dem Handy ins Internet zu gehen - oder es eben lassen. Das mobile Internet wird erst dann ein Massenprodukt, wenn jeder Kunde vor dem Gang ins mobile Netz weiss, was er am Ende bezahlen muss. Diese letzte Hürde zu überwinden, wird wohl aber noch etwas dauern, sicherlich aber auch keine weiteren zehn Jahre mehr.

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