gesichert

Editorial: Wie sichern?

Datenschutzskandale bei der Deutschen Telekom verunsichern Verbraucher
Von

In letzter Zeit häufen sich Datenschutzskandale bei der Deutschen Telekom: Mal gelangen bei der Mobilfunktochter T-Mobile zig Millionen Kundendatensätze auf Abwege, mal klafft eine Sicherheitslücke in den Systemen, die vom Prinzip her beliebige Manipulationen und Abfragen erlauben, mal werden sogar Ex-Stasi-Spitzel angeheuert, um undichte Stellen in Vorstand und Aufsichtsrat aufzuspüren. Und so ist es durchaus angemessen, dass Chef Obermann die Flucht nach vorne antritt und für Datenschutz sogar einen eigenen Vorstandsposten einrichtet.

Generell ist die Sicherung von Daten im elektronischen Zeitalter ein schwieriges Problem. Auf USB-Stick, Speicherkarte oder Daten-DVD passen jeweils Abermillionen von Datensätzen, die sich binnen weniger Minuten kopieren lassen. Selbst, wenn illegale Adresshändler für Name, Adresse, Geburtsdatum, nicht im Telefonbuch eingetragene Telefonnummer oder vergleichbare Angaben jeweils nur wenige Cent bezahlen: In der Summe lohnt sich der Datendiebstahl aufgrund der Masse an Einzeldaten allemal, zumal die möglichen Strafen eher gering ausfallen, wenn die Tat überhaupt auffällt und dann auch noch aufgeklärt werden kann.

Zwar gibt es noch deutlich lukrativere Ziele für Datendiebe, insbesondere Banken in Steueroasen. Das ändert aber nichts daran, dass auch die Datenberge bei den Tk-Unternehmen ihren Wert haben und folglich geeignet gesichert werden müssen.

Daten sichern, ohne den Service zu behindern?

Doch wie soll verhindert werden, dass ein Systemverwalter oder anderer Mitarbeiter mit Zugang zum Datenzentrum mal schnell Abermillionen Datensätze kopiert? Schließlich sollen die Administratoren in der Lage sein, bei einem Ausfall eine Kopie auf einem Ersatzsystem einzuspielen. Doch was macht man, wenn ein Systemverwalter auch ohne Ausfall ein solches "Ersatzsystem" bei sich zu Hause aufsetzt, um dann die Daten aus diesen zu extrahieren?

Ähnliches gilt auch an der Hotline: Auf der einen Seite möchte man es den Kunden möglichst einfach machen, ihren Vertrag zu verwalten. Auf der anderen Seite können so zahllose Service- und Vertriebsmitarbeiter jeweils die Kundendaten einsehen. Zwar ist hier die Zahl der Kontenaufrufe pro Mitarbeiter und Zeitraum in der Regel limitiert. Gegen gezielten Diebstahl besonders interessanter Einzeldaten hilft das jedoch nicht: Geheime Telefonnummern, E-Mail-Adressen oder Kontenverbindungen hochgestellter Persönlichkeiten haben durchaus ihren Wert.

Generelles Branchenproblem

Und so ist die Deutsche Telekom mit Sicherheit nicht das einzige Tk-Unternehmen mit Datenleck, auch wenn sie derzeit in Deutschland im Zentrum der Aufmerksamkeit der Medien steht. Damit möglichst wenige Daten auf Abwege gelangen, sollte der Bund die Vorratsdatenspeicherung und die Telekommunikationsüberwachung auf das absolut notwendige Minimum reduzieren oder gar ganz abschaffen. Damit wäre allen - Kunden wie Unternehmen - erheblich geholfen. Eine Schnittstelle, die dazu geschaffen wurde, nach richterlicher Anordnung wahrscheinlich gefährliche Straftäter abzuhören, kann von dem zuständigen Mitarbeiter immer auch für andere Überwachungszwecke missbraucht werden.

Weitere Artikel zur aktuellen Situation der Deutschen Telekom

Weitere Editorials