Regulierung

Besteuerung der Digitalkonzerne: Nichts geht voran

Deutsch­land hat sich für seine EU-Rats­prä­sident­schaft einiges vorge­nommen. Dazu zählt eine faire Besteue­rung von Online-Geschäften und der Kampf gegen Geld­wäsche. Bei einem Projekt jedoch geht nichts voran.
Von dpa /

Digitalsteuer: Ein Projekt des deutschen EU-Ratsvorsitzes Digitalsteuer: Ein Projekt des deutschen EU-Ratsvorsitzes
Bild: dpa
Bundes­finanz­minister Olaf Scholz will rasch neue EU-Regeln zur konse­quenten Besteue­rung von Online-Geschäften. Eine Eini­gung solle im Dezember stehen, sagte der SPD-Poli­tiker heute nach Bera­tungen mit seinen EU-Kollegen. "Wir wollen also der Steu­erhin­ter­zie­hung auf digi­talen Platt­formen einen Riegel vorschieben." Die seit langem disku­tierte Digi­tal­steuer dürfte sich hingegen bis mindes­tens Mitte 2021 verzö­gern.

Scholz bestä­tigte, dass man bei der Besteue­rung inter­natio­naler Digi­tal­kon­zerne weiter auf eine globale Lösung setze, obwohl die Verhand­lungen im Rahmen der Orga­nisa­tion für wirt­schaft­liche Zusam­men­arbeit und Entwick­lung lang­samer voran­kommen als geplant. Ursprüng­lich wollte die EU selbst handeln, wenn auf OECD-Ebene bis Jahres­ende nichts passiert.

Melde­pflicht für große Internet-Portale

Digitalsteuer: Ein Projekt des deutschen EU-Ratsvorsitzes Digitalsteuer: Ein Projekt des deutschen EU-Ratsvorsitzes
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Bei den neuen EU-Regeln für digi­tale Platt­formen geht es hingegen um eine Melde­pflicht für die Betreiber von Ange­boten wie Airbnb, eBay und Co, damit die Behörden die Einkünfte nach bereits geltendem Recht besteuern können. Die EU-Kommis­sion hatte im Juli entspre­chende Vorschläge gemacht. Deutsch­land hat bis Jahres­ende den Vorsitz der EU-Länder und kann deshalb Projekte voran­treiben.

Einig wurden sich die EU-Staaten über Ansätze zum verstärkten Kampf gegen Geld­wäsche und Terror-Finan­zie­rung. Dazu sollen einheit­liche EU-Regeln, die Schaf­fung einer EU-Aufsichts­behörde sowie EU-Unter­stüt­zung für natio­nale Finanz­ermittler-Einheiten gehören. Das konkrete Konzept soll die EU-Kommis­sion nun ausar­beiten und 2021 vorlegen. Der Beschluss der Wirt­schafts- und Finanz­minister soll eine poli­tische Linie vorgeben, wie Scholz sagte.

Weitere Akti­ons­pläne der EU

Darüber hinaus berieten die Minister über den Abbau fauler Kredite in Bank­bilanzen. Dieses Thema werde mit der Corona-Krise noch einmal wich­tiger, sagte Scholz. Ein Akti­ons­plan von 2017 sollte helfen, die nicht bedienten Kredite in Bank­bilanzen abzu­bauen.

Dabei gab es nach Angaben der EU-Kommis­sion auch Fort­schritte. Es sei jedoch absehbar, dass sich die Lage wegen der Pandemie verschlech­tere, sagte Kommis­sions­vize Valdis Dombrovskis. "Bank­bilanzen könnten für eine längere Zeit belastet bleiben." Das Problem müsse man so früh wie möglich anpa­cken.

Als faule Kredite - im Engli­schen Non-Performing Loans oder NPL genannt - gelten Bank­dar­lehen, die mehr als 90 Tage über­fällig sind oder wahr­schein­lich nicht zurück­gezahlt werden. Die Kommis­sion will dazu demnächst einen neuen Akti­ons­plan vorlegen.

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