Rechtevergabe

Editorial: Sky-Bundesliga-Monopol ist Gewinn für den Fan

Rechte-Monopol verhindert Zersplitterung des Spieltages
Von Thorsten Neuhetzki

Die Bundesliga-TV-Rechte sind vergeben Die Bundesliga-TV-Rechte sind vergeben
Foto: teltarif.de
Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) hat am vergangenen Dienstag die TV-Rechte für die Übertragung der Spiele der Bundesliga ab der Saison 2013/2014 neu vergeben. Die Laufzeit für die Verträge liegt bei vier Spielzeiten. Die größte Überraschung dabei - neben dem enormen Erlös von durchschnittlich 628 Millionen Euro pro Jahr - ist, dass die Deutsche Telekom ihre Rechte komplett verloren hat. Doch für den Fan ist die jetzt abgeschlossene Rechtevergabe trotzdem ein Gewinn!

Die Bundesliga-TV-Rechte sind vergeben Die Bundesliga-TV-Rechte sind vergeben
Foto: teltarif.de
Der Grund: Vor der Rechtevergabe bestand die Gefahr, dass der Spieltag aufgesplittert wird. Die DFL hatte drei Rechte-Pakete geschnürt: Gold, Silber und Bronze. Sie beinhalteten unterschiedliche Spiele eines Spieltages. Das Problem dabei: Es hätte passieren können, dass alle drei Spielblöcke für die Übertragung per Kabel und Satellit an drei unterschiedliche Bieter gehen. Die Folge für den Fan: Er hätte im schlimmsten Fall drei Verträge und drei Receiver von drei unterschiedlichen Anbietern benötigt. Ein Worst-Case-Szenario für Vereine, Fans und Anbieter. Das ist nun vom Tisch, denn Sky hat sich alle angebotenen Pay-TV-Pakete auf einmal gesichert.

Sky könnte IPTV-Absatz fördern

Dadurch, dass der Sender mit Sitz in Unterföhring die Telekom nicht nur bei den umkämpften Broadcast-Rechten, sondern überraschend auch bei IPTV ausgestochen hat, hat Sky nun ein Monopol. Doch es ist unwahrscheinlich, dass Sky auf seinem Monopol glucken wird. Gerade für Mobile-TV und IPTV muss der Sender sich nach aktuellen Gesichtspunkten Partner ins Boot holen. Mobile-TV würde ohne entsprechende Abkommen mit Mobilfunknetzbetreibern aufgrund des entstehenden Datentraffics unattraktiv sein. Und ein IPTV-Netz hat Sky aktuell nicht vorzuweisen. Einzig mit den eigenen Receivern könnte Sky ein IPTV-Angebot starten und so etwa HDTV-Sender auch dort anbieten, wo sich mit Kabelnetzbetreibern wie Unitymedia keine Einigungen erzielen lassen. Ob es sich allerdings für diesen Fall gelohnt hat, die IPTV-Rechte zu kaufen, ist fraglich.

Die Telekom hat bereits Interesse bekundet, Rechte von Sky zu kaufen. Sky steht nun vor der Entscheidung, diese zur Exklusiv-Nutzung an die Telekom zu geben, oder sie auch anderen existierenden oder kommenden IPTV-Anbietern zu offerieren. Beide Szenarien hätten ihren Reiz für Sky. Im Exklusiv-Szenario könnte Sky den Preis nach oben treiben, in einem Non-Exklusiv-Szenario kann sie so viele potenzielle Kunden wie noch nie mit ihrem Bundesliga-Signal versorgen - die Kundenzahlen würden in die Höhe gehen. Für den Fan wäre eine möglichst breite Streuung positiv. So könnten auch Vodafone-TV-Kunden erstmals in den Genuss von Bundesliga-Live-Übertragungen kommen. Ein Umstand, der den Absatz von IPTV fördern könnte.

Im Mobile-TV-Bereich sieht es ähnlich aus: Eine exklusive Sublizenzierung an die Telekom würde zumindest am aktuellen Szenario nicht viel ändern, eine nicht-exklusive Vergabe wäre ein Gewinn für alle interessieren Netzbetreiber und ihre Kunden. Die Chance, dass zukünftig deutlich mehr Fußballfans die Bundesliga auch auf mobilen Endgeräten sehen können, ist mit der neuen Rechtevergabe also deutlich größer als bislang. Zu hoffen bleibt nur, dass sich Sky mit mindestens einem Mobilfunkanbieter einigen kann, so dass es nicht zu einem Traffic-Kosten-Problem kommt.

Die möglichen Nachteile eines Sky-Monopols

Sky, Sky, Sky: Ab 2013 gibt es ein Bundesliga-Live-Monopol Sky, Sky, Sky: Ab 2013 gibt es ein Bundesliga-Live-Monopol
Foto: teltarif.de
Doch nicht alles ist an der von der DFL getroffenen Entscheidung positiv: Sky hat nun ein Monopol. Monopole haben per se das Problem, dass es keinen Wettbewerb gibt - also auch keinen Preiswettbewerb. Sky könnte also die Preise nach Belieben nach oben ziehen und die Fans müssten es akzeptieren oder könnten keine Bundesliga mehr sehen. Tatsächlich dürfte Sky aber einen größeren Erfolg haben, wenn der Sender die Preise senkt. Dass dem so ist, zeigt sich immer wieder in schöner Regelmäßigkeit, wenn Sky seine Komplett-Abos statt für etwa 65 Euro im Monat für dann unter 35 Euro verkauft: Der Run auf die Abos ist dann groß.

Dass die Telekom die Rechte verloren hat, hat ein weiteres Problem: Innovationskraft geht verloren. Die Telekom hatte zahlreiche interaktive Elemente in ihr Liga-total!-Angebot integriert. So kann der Zuschauer während des Spiels an Umfragen teilnehmen, sich die Blitztabelle anschauen wann er will und einiges mehr. Derartige Innovationen bietet Sky nicht an. Und vermutlich wird die Telekom diese Features nun auch nicht mehr weiterentwickeln, da sie sie wohl auch bei einer erfolgreichen Sublizenzierung durch Sky ohnehin nicht mehr anbieten kann. Zudem war die Telekom die einzige Möglichkeit, alle Spiele in HD sehen zu können.

Sky pokert mit den gezahlten Lizenzkosten hoch

Eines darf zudem nicht vergessen werden: Sky hat mit dem Kauf der Rechte eine Menge riskiert. 486 Millionen Euro muss der Sender im Schnitt pro Spielzeit überweisen. Das ist weitaus mehr, als eigentlich angedacht war und stellt den Sender, der noch nie Gewinne gemacht hat, vor riesige finanzielle Aufgaben. Es müssen dringend Kunden und Abos her. Ein Grund mehr, möglich schnell Wholesale-Partnerschaften verkünden zu müssen, die gewisse Einnahmen garantieren. Gelingt eine Steigerung der Kundenzahlen nicht, könnte das die letzte Bundesliga-Rechte-Vergabe für Sky gewesen sein. Für die Liga wäre das ein Albtraum, da ein langjähriger Partner, der die Rechtepreise enorm hochgetrieben hat, wegfallen würde.

Hat der Fan gewonnen? Das Fazit

Auf die Frage, ob der Fußball-Fan mit der Vergabe der Rechte in dieser Form gewonnen hat, gibt es unterm Strich also nur eine Antwort: Ja. Zwar hatte auch die Telekom angekündigt, die Rechte im Fall eines Zuschlages an Partner vergeben zu wollen, doch ob diese daran wirklich Interesse gehabt hätten, ist eine andere Frage. So sind die Rechte nun bei einem Sender, der schon heute zahlreiche bestehende Kunden hat und unlängst knapp 2 Millionen Zuschauer zu einem Bundesliga-Top-Spiel vor dem Fernseher begrüßen durfte. Nur 160 000 Liga-total!-Kunden müssen nun bangen, ob sie künftig über Entertain noch Fußball sehen können. Da eine Einigung als wahrscheinlich gilt, müssen sie sich nur mit etwas Neuem anfreunden: Dem Sendesignal, den Moderatoren und Kommentatoren von Sky. Vor allem aber ist die Zersplitterung vom Tisch und der Kunde bekommt alles aus einer Hand (auch die Champions League, Europa League und DFB-Pokal) und muss nicht für Internet oder Mobile-TV-Signale oder andere Wettbewerbe nach einem anderen Anbieter suchen.

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