Wieder mehr SMS in den Handy-Netzen - das ist der Grund
Die Arbeit im Homeoffice (auch im Garten) hat Auswirkungen auf die TK-Statistiken der BNetzA
picture alliance/dpa
Wenn die Bundesnetzagentur ihren Jahresbericht vorlegt, könnte man denken: Das kennen wir alles schon. Es wird mehr im Internet gesurft, weniger übers Festnetz telefoniert - und Messenger ersetzen die SMS. Doch wer genau hinschaut, entdeckt, dass in Wahrheit alles etwas anders ist.
Denn die Pandemie hat zu einer Renaissance der Festnetztelefonie geführt - und es gibt auch Gründe, warum inzwischen wieder mehr SMS verschickt werden als noch vor einigen Jahren.
Gesprächsminuten im Festnetz und Mobilfunknetz
Das über Festnetz abgewickelte Gesprächsvolumen war bis zum Jahr 2019 rückläufig, berichtet die Behörde. Doch im Homeoffice griffen viele Bürger wieder vermehrt zum Hörer des Festnetztelefons. Auch im Pandemie-Jahr 2021 sei mit insgesamt etwa 102 Mrd. Gesprächsminuten (2020: 104 Mrd.) wieder ein höheres Gesprächsvolumen übers Festnetz geführt worden.
Das Gesprächsvolumen im Mobilfunk übersteigt aber schon seit mehreren Jahren deutlich das übers Festnetz abgewickelte Volumen. Über die Mobilfunknetze im Inland wurden laut dem Jahresbericht rund 163 Mrd. abgehende Gesprächsminuten geführt. Dies entspricht 127 Gesprächsminuten monatlich je SIM-Karte.
Die Arbeit im Homeoffice (auch im Garten) hat Auswirkungen auf die TK-Statistiken der BNetzA
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Verbrauchtes Datenvolumen im Festnetz und Mobilfunknetz
Das Datenvolumen im Festnetz ist im Jahr 2021 erneut gestiegen, was vermutlich auch nicht nur auf Streaming, sondern auch auf die Arbeit im Homeoffice zurückzuführen ist. Das durch die Pandemie bedingte veränderte Nutzungsverhalten der Verbraucher führte nach Angaben der BNetzA unter anderem dazu, dass sich das festnetzbasierte Gesamtvolumen bis zum Jahresende 2021 nochmals deutlich auf schätzungsweise 100 Mrd. Gigabyte steigerte. Umgerechnet auf die einzelnen Breitbandkunden in Festnetzen entsprach dies einem durchschnittlichen Datenverbrauch von 226 Gigabyte pro Anschluss und Monat. Wer seinen monatlichen Verbrauch ermitteln will, findet hierzu möglicherweise in seinem Router eine Statistik (bei den FRITZ!Boxen von AVM auf jeden Fall).
Das mobile Datenvolumen steigt offenbar weiter steil an. Während zum Jahresende 2020 das Datenvolumen 3972 Mio. Gigabyte betrug, lag es Ende 2021 bei 5457 Mio. Gigabyte. Dies entspricht einer Zuwachsrate von 37 Prozent. Die absolute Steigerung ist mit 1485 Mio. Gigabyte die höchste je von der Bundesnetzagentur erhobene. Der überwiegende Teil (95 Prozent) des Datenverkehrs sei dabei über LTE realisiert worden. Das ist nicht verwunderlich, da in vielen Regionen über GPRS/EDGE kaum noch nennenswert Daten fließen und die UMTS-Netze 2021 abgeschaltet wurden.
Im Jahr 2021 habe sich das durchschnittlich genutzte Datenvolumen pro aktiver SIM-Karte und Monat gegenüber dem Vorjahr um etwa 39 Prozent auf 4,3 Gigabyte erhöht.
Überraschend: Vermehrte Nutzung von SMS
In Deutschland wurden im vergangenen Jahr 7,8 Milliarden SMS verschickt und damit 0,8 Milliarden mehr als 2020. Als Grund für die zunehmende SMS-Nutzung vermutet die Behörde unter anderem die Zwei-Faktor-Authentifizierung, mit der sich Handy-Nutzer zusätzlich zum normalen Passwort ausweisen können oder (bei Finanz-Transaktionen) müssen.
Der SMS-Versand hatte 2012 mit 59,8 Milliarden verschickter Kurznachrichten seinen Höhepunkt erreicht. Seither sank die Zahl der verschickten SMS aufgrund der Verbreitung von Smartphone-Messengern
Glasfaseranschlüsse und Breitbandausbau
Die Investitionen auf dem Telekommunikationsmarkt seien im Jahr 2021 weiter gestiegen. Mit 11 Mrd. Euro hätten sie den Wert des Vorjahres um knapp zwei Prozent (0,2 Mrd. Euro) übertroffen. Die Unternehmen hätten überwiegend in neue Breitband-Netzinfrastrukturen investiert. Im Jahr 2021 habe ihr Anteil an den Gesamtinvestitionen ungefähr 70 Prozent betragen. Die Investitionstätigkeit habe sich im Bereich des Festnetzes auf den Glasfaserausbau und die Aufrüstung der Kabelnetze auf Gigabit-Datenübertragungsraten konzentriert. Der Fokus im Mobilfunk habe auf dem Ausbau der 5G-Netze gelegen.
Zum Jahresende 2021 sei die Verbreitung aktiver Glasfaseranschlüsse auf prognostizierte 2,6 Mio. gestiegen und habe den Bestand von Ende 2020 um ca. 600.000 übertroffen. Interessant in der Statistik ist, dass die BNetzA zwischen FTTB und FTTH unterscheidet: Zum Ende des Jahres 2021 entfielen den Angaben zufolge rund 1,7 Mio. Anschlüsse auf FTTH (65 Prozent) und rund 0,9 Mio. auf FTTB (35 Prozent). Die Zahl der mit Glasfaser versorgten bzw. unmittelbar erreichbaren Kunden habe sich nach vorläufigen Berechnungen der Bundesnetzagentur auf 8,9 Mio. zum Ende des Jahres 2021 erhöht. Damit konnte im Vergleich zum Vorjahr (6,7 Mio.) ein Anstieg von 2,2 Mio. erzielt werden.
Infolge der Nachfrageentwicklung sei der Anteil der aktiven Glasfaser-Anschlüsse an den gesamten aktiven Breitbandanschlüssen in Festnetzen von 5,5 Prozent im Jahr 2020 auf 7,1 Prozent zum Jahresende 2021 gestiegen. Für die kommenden Jahre erwartet die Behörde, dass sich der FTTH/FTTB-Anteil deutlich erhöhen wird. Die Take-up-Rate liegt zum Ende des Jahres 2021 bei etwa 29 Prozent. Damit sind die Verbraucher gemeint, bei denen ein Glasfaseranschluss verfügbar ist und die diesen auch tatsächlich buchen und nutzen.
Für den Verbraucherschutz war das im vergangenen Jahr novellierte Telekommunikationsgesetz ein Schritt nach vorn. Doch zufrieden sind Kunden und Verbraucherschützer längst noch nicht: Die Preisminderung muss reformiert werden.