E-Plus verzichtet offenbar auf weitere D-Netz-Frequenzen
E-Plus verzichtet offenbar auf weitere D-Netz-Frequenzen
Bild: E-Plus / teltarif.de
Der Mobilfunk-Netzbetreiber E-Plus verzichtet offenbar auf die
Zuteilung zusätzlicher D-Netz-Frequenzen (900-MHz-Spektrum) ab dem
Jahr 2017. Das erfuhr teltarif.de von der Vizepräsidentin der
Bundesnetzagentur (BNetzA), Dr. Iris Henseler-Unger, am
Rande des Fachkongresses TK Europa in
Düsseldorf. Die bisherigen GSM-Frequenzrechte der vier
Mobilfunk-Netzbetreiber laufen zum 31. Dezember 2016 aus.
E-Plus will sich offenbar mit bisherigem 900-MHz-Spektrum begnügen
E-Plus verzichtet offenbar auf weitere D-Netz-Frequenzen
Bild: E-Plus / teltarif.de
E-Plus, das bislang immer über die "historische Ungerechtigkeit" der bisherigen
Frequenzverteilung klagte und mehr Spektrum im 900-MHz-Band verlangt,
hat seine Forderung mittlerweile offenbar überdacht. Iris Henseler-Unger teilte unserer Redaktion
am Rande des Kongresses mit: "E-Plus hat seinen Bedarf angepasst."
Seit 2006 nutzt E-Plus 2 x 5 MHz gepaarte
Frequenzen im D-Netz-Spektrum.
Henseler-Unger meint die sogenannte Bedarfsanmeldung, im Rahmen derer die Mobilfunker der Bundesnetzagentur ihren Frequenzbedarf für die Zeit nach 2016 mitteilen mussten. Hierzu hatte der deutsche Regulierer im Dezember vergangenen Jahres ein formales Bedarfsermittlungsverfahren für die beiden Frequenzbänder gestartet. E-Plus wollte sich auf Anfrage von teltarif.de nicht offiziell zu dem Vorgang und den Gründen für den Frequenzverzicht äußern. Nach Angaben der BNetzA sind innerhalb des Bedarfsabfrageverfahrens noch Änderungen möglich. Vor der Festlegung eines Verfahrens für die Neuvergabe der GSM-Frequenzen holt die Regulierungsbehörde derzeit weitere Stellungnahmen aus der Telekommunikationsbranche ein.
GSM-Frequenzen würden nach aktuellem Stand für die vier Netzbetreiber ausreichen
Dr. Henseler-Unger beim Euroforum in Düsseldorf
Foto: EUROFORUM/St. Hergenröder
Wie berichtet, will die Bundesnetzagentur die Vergabe der GSM-Frequenzen
nach 2016 schon bis Ende kommenden Jahres klären. "Wir wollen den Unternehmen Planungssicherheit
bieten", bestätigte BNetzA-Vizepräsidentin Henseler-Unger heute noch einmal. Durch den Rückzieher
seitens E-Plus könnte es "kein knappes Spektrum bei den GSM-Frequenzen, was die vier
Mobilfunker angeht", geben. Insofern ließe sich eine - für die Branche womöglich sehr teure -
Versteigerung der Frequenzrechte vermeiden. Das fordert auch Jürgen Grützner, Geschäftsführer des Branchenverbands VATM,
und warnt: "Eine Frequenzversteigerung würde für Investitionen benötigte Beträge aus dem Markt ziehen."
Abseits von GSM: TK-Branche diskutiert bereits über Digitale Dividende II
Unterdessen ist der LTE-Ausbau gerade erst im Gange, die ersten Bewohner von Großstädten und Ballungsräumen können erst seit kurzem von LTE profitieren, da wird in der Telekommunikationsbranche bereits über weiteren Frequenzbedarf und eine notwendige Digitale Dividende II diskutiert. "Die Digitale Dividende II wird notwendig werden", sagte Markus Reinisch, Head of Regulatory Affairs beim Düsseldorfer Konzern Vodafone auf dem heute stattfindenden Fachkongress.
Diese könnte im 700-MHz-Band realisiert werden, das bislang noch dem Rundfunk zugewiesen ist. Reinisch sieht in der mobilfunkbasierten Breitband-Abdeckung derzeit deutliche Vorteile gegenüber Breitband-Anbindungen per Kupferleitung. "Die Bandbreiten mit LTE sind höher als über die Kupfer-TAL", sagt Reinisch. "Das Festnetz hängt hinterher. Es ist der Dinosaurier der Breitband-Industrie."
Grützner: Durch LTE-Ausbau kommt Glasfaser auch aufs Land
Jürgen Grützner, Geschäftsführer des Branchenverbands VATM, sieht zudem Synergie-Effekte in punkto Breitband-Ausbau. Denn die Mobilfunk-Basisstationen müssten per Glasfaser angebunden werden, um die hohen Datenmengen bei LTE auch ins Kernnetz abführen zu können. "Das wird Glasfaser auch aufs Land bringen", gibt sich Grützner überzeugt.
Bundesnetzagentur-Vizepräsidentin Dr. Iris Henseler-Unger hält die Realisierung einer neuen Digitalen Dividende vor dem Jahr 2016 indes für nicht realistisch. Zunächst müssten noch viele Fragen geklärt werden, mit den Rundfunk-Gesellschaften strebe man zudem einen "konsensualen Weg" an.