Mangelnde Beteiligung

Falsche Wahlprognosen durch geändertes Telefonieverhalten?

Wahlforscher: Schuld ist zu geringe Beteiligung an Telefonumfragen
Von Marc Kessler

Wahlurne Kommt es zu ungenauen Wahlprognosen durch zu geringe Beteiligung an Telefon-Befragungen?
Foto: dpa
Kurios: Das veränderte Telefonie­verhalten der Deutschen soll Schuld sein an falschen Wahlprognosen. Das jedenfalls berichtet das Magazin Der Spiegel in seiner heute erschienenen Ausgabe unter Berufung auf Meinungs­forschungs-Institute.

Viele Bürger buchten zwar über Flatrates einen Internet- plus (NGN-) Telefonanschluss, telefonierten aber häufiger mit dem Handy. Manche indes seien über das Festnetz gar nicht oder nur schlecht zu erreichen. Ein noch größeres Problem seien diejenigen Menschen, die bei den Telefon-Stichproben nicht mehr mitmachen wollten, wird Klaus-Peter Schöppner, Geschäftsführer von TNS Emnid [Link entfernt] , zitiert.

Bürger nehmen immer seltener an Telefon-Befragungen teil

Wahlurne Kommt es zu ungenauen Wahlprognosen durch zu geringe Beteiligung an Telefon-Befragungen?
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Viele Angerufene hätten unterwegs keine Zeit oder Lust, Auskunft zu geben, andere wollten schlicht ihre Akku-Ladung schonen. "Stellenweise nur zehn Prozent der Angerufenen nehmen an einer Umfrage teil", sagte Politikwissenschaftler Joachim Behnke von der Universität Friedrichshafen. Die Umfrage-Institute würden die Zahlen dann "durch Erfahrung und alte Umfragewerte interpretieren", ihre Ursprungszahlen aber nicht offenlegen.

Auch dadurch, so Behnke, könne es zu Fehlprognosen wie bei der Wahl im Saarland vor zwei Wochen kommen, als Meinungs­forschungs­institute SPD und CDU gleichauf sahen, diese am Ende jedoch fast fünf Prozentpunkte auseinanderlagen. Eine deutliche Diskrepanz erlebten die Demoskopen auch bei der Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus 2011. Die meisten Institute sahen die Piratenpartei bei fünf Prozent, bei der Wahl erreichte diese dann knapp neun Prozent.

Bringen Online-Befragungen bessere Ergebnisse?

Meinungsforscher sehen die telefonischen Befragungen laut Spiegel mit wachsender Skepsis. Solche Umfragen hätten ihre "methodische Unantastbarkeit verloren", sagte Thomas Schwabl, dessen Markt- und Meinungsforschungsinstitut marketagent.com auf Online-Umfragen setzt. Man müsse "durch massive Veränderungen in der Kommunikations­landschaft laufend mit Weiterentwicklung rechnen".

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