Breitband: 3 850 Euro Anschlusskosten pro Haushalt
Wichtigste Herausforerung ist die Sicherstellung der Finanzierung
Bild: Vodafone
In den aktuellen Koalitionsverhandlungen zwischen den Unions-Parteien und der
SPD wird die Breitband-Grundversorgung in Deutschland
zum Thema. Wie wir gestern bereits berichtet haben, soll bis
2018 eine Datenrate von 50 MBit/s flächendeckend zur Verfügung stehen.
Aktuell sieht es hier nach Angaben der Initiative D21 noch
eher spärlich aus. Bis Ende 2012 waren 55 Prozent der
Haushalte entsprechend versorgt - überwiegend in städtischen Gebieten.
Die Vorgaben der Breitbandstrategie sind aus Expertensicht noch zu schaffen. Es bedürfe jedoch gemeinsamer Anstrengungen von Politik und Wirtschaft. Die Ergebnisse der "Kostenstudie Breitband" im Auftrag des Bundeswirtschaftsministerium zeigen: Für eine hundertprozentige Flächendeckung müssen selbst bei optimiertem Technologie-Mix noch rund 20 Milliarden Euro aufgebracht werden. Dabei ist die volle Flächendeckung besonders teuer: Der Anschluss der letzten fünf Prozent kostet 3 850 Euro pro zusätzlichem Haushalt. Würde jeder Haushalt in Deutschland Glasfaser bekommen, so wären es übrigens 93 Milliarden Euro Gesamtinvestition. Das errechnete der TÜV Rheinland im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums.
Mit Zeithorizont 2018 stellen sich jedoch noch andere Fragen: Welche Bandbreite brauchen wir in Zukunft, auch über 2018 hinaus, und wie erreichen wir diese? Investieren Staat und Wirtschaft genug und vor allem an der richtigen Stelle? Unter dem Motto "Herausforderung Breitband - Strategien für zukunftsfähige Netze" diskutierten Vertreter namhafter Unternehmen und der EU-Kommission die Rahmenbedingungen und Potenziale des Breitbandausbaus in Deutschland heute auf der Herbstkonferenz der Deutschen Breitbandinitiative in Berlin.
Frequenzpolitik wird wichtig für Breitbandausbau
Wichtigste Herausforerung ist die Sicherstellung der Finanzierung
Bild: Vodafone
Der Anteil der Breitbandnutzer liegt 2013 bei 58,3 Prozent. Die Zugänge zum
Hochleistungsinternet sind innerhalb Deutschlands jedoch sehr ungleich verteilt, so
die Ergebnisse des aktuellen D21-Digital-Index. Im
Bundesvergleich ist Berlin mit 62,9 Prozent das Bundesland mit dem höchsten Anteil
an Breitbandnutzern. Der Rest des Ostens Deutschlands ist jedoch vergleichsweise
abgeschnitten: In Sachsen-Anhalt etwa liegt die Breitbandnutzung bei nur
48,9 Prozent.
Die wichtigste Herausforderung für den weiteren Breitbandausbau sei deshalb, die erforderlichen Investitionen sicherzustellen. Aber auch über die künftige Nutzung von Frequenzen wurde auf der Konferenz der Deutschen Breitbandinitiative intensiv diskutiert. "Durch den Einsatz der Mobilfunk-Technologie LTE-Advanced zur Breitbandversorgung im ländlichen Raum lassen sich immerhin 14 Milliarden Euro an Kosten einsparen. Voraussetzung hierfür ist aber, dass ausreichend Frequenzspektrum dafür zur Verfügung steht", sagte Sigurd Schuster, Projektleiter der Deutschen Breitbandinitiative und Head of Technology Strategy and Operations bei Nokia Solutions und Networks, im Hinblick auf die Herausforderungen in ländlichen Gebieten.
"Ohne dieses Spektrum müssen wir mit Investitionen in Höhe von insgesamt 34 Milliarden Euro rechnen, oder etwa fünf Prozent unserer Haushalte werden nicht mit 50 MBit/s versorgt werden können." Der Frequenzpolitik werde somit zukünftig eine Schlüsselrolle bei der Breitbandversorgung zufallen. Derzeit gibt es im Bereich Frequenzpolitik zwei Herausforderung. Zum einen stehen die derzeitigen GSM-Frequenzen zur erneuten Ausschreibung, zum anderen gibt es Diskussionen, weitere Fernsehfrequenzen für Mobilfunknutzung freizugeben.
Glasfaserkosten für den Kunden: Beispiele aus Sindelfingen und Nordwest-Deutschland
Auf einer Panel-Diskussion der Deutschen Breitbandinitiative diskutierten verschiedene Anbieter auch über die Kosten, die man den eigenen Kunden für die Erschließung auferlegen könnte. So berechnen die Stadtwerke Sindelfingen ihren Kunden mehrere hundert Euro. "Bei tausend Euro ist aber die Grenze für Hausbesitzer erreicht", sagt Dr. Karl-Peter Hoffmann, Geschäftsführer der Stadtwerke. Das Unternehmen schließe in Sindelfingen Haushalte mit Glasfaser an - auch und vor allem, wenn ohnehin eines der anderen Leitungsnetze modernisiert werden muss. So habe man den Kunden bei der Modernisierung des Glasfasernetzes auch Glasfaser angeboten, was mehr als die Hälfte der Kunden angenommen hätte.
"Im Nordwesten Deutschlands können wir die Einmalpreise nicht erzielen", entgegnete Norbert Westfal, Geschäftsführer der EWE Tel. Der Anbieter habe in Westerstede vor einigen Jahren Glasfaser ausgebaut. "Nahezu jedem dort können wir das anbieten, die Nachfrage ist aber überschaubar." Das liege jedoch auch daran, dass man wohl bei der ersten Vermarktungsrunde vor der Zeit gewesen sei. Vor fünf bis sechs Jahren habe noch niemand gewusst, wofür man Glasfaser benötigt. In einer zweiten Vermarktungswelle verlangt man von den Neukunden nun 300 Euro Anschlusskosten. Doch auch hier sind die Buchungsraten überschaubar, wie Westfal sagte.
Einen Überblick von ausgewählten verfügbaren Angeboten im Glasfasermarkt haben wir übrigens in unserem Hintergrundbereich für Sie zusammengestellt. Möglicherweise wird ja Ihre Region auch schon mit Glasfaser versorgt.