Unwürdig

Minister Wissing will besseres Internet im ICE

Bundes­minister Wissing macht Druck auf den Netz­ausbau an Eisen­bahn­stre­cken und in Zügen. Von seinen Vorgän­gern hat er viel uner­ledigte Probleme geerbt.
Von mit Material von dpa

Der Bundes­minister für Digi­tales und Verkehr, Volker Wissing (FDP), ist mit der Inter­net­ver­bin­dung in Fern­ver­kehrs­zügen unzu­frieden. Deswegen hat er am Wochen­ende Verbes­serungen ange­kün­digt. Wissing findet, dass man in Fern­ver­kehrs­zügen noch immer nicht unter­bre­chungs­frei tele­fonieren oder das Internet verwenden könne und das sei für ein modernes Indus­trie- und Tech­nolo­gie­land wie Deutsch­land "unan­gemessen", erklärte der Minister gegen­über der Boule­vard-Zeitung "Bild am Sonntag".

Bahn­funk kann Mobil­funk nicht mehr blockieren

Bundesminister für Digitales und Verkehr Volker Wissing (rechts) und Deutsche Bahnchef Richard Lutz (links) Bundesminister für Digitales und Verkehr Volker Wissing (rechts) und Deutsche Bahnchef Richard Lutz (links)
Foto: Picture Alliance/dpa
Wissing habe sich dafür einge­setzt, dass der (GSM-R-)Bahn­funk nicht mehr den Mobil­funk blockieren könne. Was die Boule­vard­zei­tung so genau nicht erläu­tert: Bisher war es nicht möglich, LTE-800-Sender nahe an Eisen­bahn­stre­cken zu bauen. Die Bahn befürch­tete nämlich, dass Inter­modu­lati­ons­pro­dukte (unge­wollte Mischung von Signalen, die Geis­ter­signale erzeugen und damit stören) den eigenen Bahn­funk nach GSM-R-Stan­dard (eben­falls bei 800 MHz) stören könnten.

Neue ICE-Züge mit besserem Empfang

Wissing wieder­holte eine bekannte Tatsache: "Die neuen ICE sind so konzi­piert, dass die Wärme­iso­lie­rung der Fenster nicht mehr die Funk­signale abblockt." Doch dazu mussten und müssen Züge umge­rüstet werden. Solange können sie keine Passa­giere trans­por­tieren.

Erste Besse­rungen seien spürbar, betonte der Minister. Für die neuen Züge kündigte er laut Bild am Sonntag den neuesten Mobil­funk­stan­dard "5G Plus" in den Zügen an. Unter diesem Begriff vermarktet der Netz­betreiber Voda­fone werbe­wirksam die 5G-Stan­dalone-Tech­nologie. Derzeit bietet Voda­fone diese Technik an wenigen Basis­sta­tionen bereits für private Endkunden mit passenden Endge­räten und Tarifen an. Auch Telekom und o2 haben diese Technik schon in ihrem Netz reali­siert, haben diese aber für Endkunden noch nicht frei­gegeben.

Vorgänger haben vieles verschlafen

Wissing übte zudem scharfe Kritik an seinen Vorgän­gern im Verkehrs­minis­terium: „Ich habe die Verkehrs­infra­struktur in einem deso­laten Zustand von meinen Amts­vor­gän­gern über­nommen. Wir haben 4000 marode Auto­bahn­brü­cken, ein veral­tetes Bahn­netz und Flug­häfen, an denen es zu wenig Personal für die Urlaubs-Saison gibt. Und mit Verlaub: Mir muss das nicht pein­lich sein. Ich gehe die Heraus­for­derung entschlossen und konse­quent an.“

Eine Einschät­zung (von Henning Gajek)

Deutsch­land hat im euro­päi­schen Vergleich recht hohe Preise bei Mobil­funk­tarifen. Wenn das viele Geld nun endlich dafür verwendet wird, gene­ral­stabs­mäßig und flächen­deckend das Land mit Mobil­funk auszu­bauen, wäre das Geld gut ange­legt. Für Rendite hung­rige Inves­toren wird da weniger übrig bleiben. Auch Inves­toren möchten oder müssen einmal tief in der Land­schaft tele­fonieren und sich infor­mieren. Spätes­tens dann sollte ihnen klar werden, wofür ein Netz­ausbau notwendig ist.

Aber Geld alleine wird es nicht richten: Geneh­migungs­behörden und Anwohner müssen endlich verstehen, dass Geneh­migungen schneller erteilt werden müssen und nahe­lie­gende Masten direkt an Bahn­stre­cken oder Wohn­sied­lungen zur Daseins­vor­sorge gehören, auch wenn sie viel­leicht nicht so "hübsch" aussehen sollten.

Das Unter­nehmen Open­signal hat das Nutz­erlebnis von 5G mit 4G vergli­chen und bewertet.

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