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Editorial: Höhen und Tiefen bei Nokia

Smartphone-Situation schwierig - Basisfunktionen aber gut implementiert
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Nokia ist - nach Stückzahlen gemessen - weiterhin der unangefochtene Weltmarktführer bei Handys. Doch bei den margenträchtigen Smartphones haben die Finnen den Konkurrenten Apple (iPhone), RIM (Blackberry) und den immer zahlreicher werdenden Android-Geräten aktuell wenig entgegenzusetzen. Dabei war der Smartphone-Markt ebenfalls jahrelang fest in den Händen des Communicator-Erfinders.

Auch in anderen Gerätekategorien gelang Nokia in den letzten Jahren kein Durchbruch. Beispielhaft sei die Entwicklung bei den Internet Tablets angeführt: Immerhin stellte Nokia bereits 2005 (!) das 770 vor, zwei Jahre später den Nachfolger N800. Beide Geräte wurden zum Ladenhüter, dafür boomt das Apple iPad umso mehr.

Über die Gründe für Nokias Fehlstart darf spekuliert werden. Wahrscheinlich Mitschuld hat, dass die Internet Tablets 770 und N800 noch zu Handy-ähnlich waren: Die CPU für ein auf Internet-Nutzung optimiertes Gerät zu schwachbrüstig, das Display zu klein. Letztendlich fehlte der radikale Schritt zu einem wirklich neuen Formfaktor und die konsequente Durchentwicklung.

Auch Nokias aktuelle Smartphone-Betriebssystemstrategie gibt wenig Hoffnung auf baldige Besserung: Ein bisschen Maemo hier, viel Symbian dort. Dabei ist Nokia - zu recht - mit Symbian unzufrieden. Und für den Maemo-Nachfolger MeeGo setzt Nokia ausgerechnet auf eine Kooperation mit Intel. Die sind zwar finanzkräftig, haben aber mit ihrer Handy-Chip-Strategie in den letzten Jahren kein glückliches Händchen gehabt. Intel wird versuchen, mit MeeGo auch ihre eigenen Chips zu verkaufen, während Nokia daran interessiert ist, die jeweils beste Hardware-Plattform einzusetzen. Streit, der dann auch die Software-Entwicklung belastet, erscheint vorprogrammiert.

Erfolg mit Brot-und-Butter-Geräten

Ganz anders hingegen das Geschäft mit Standard-Geräten und einfachen Smartphones: Hier liegt Nokias Anteil am Weltmarkt seit Jahren konstant zwischen 30 bis 40 Prozent. Alle anderen Hersteller mussten viel höhere Schwankungen hinnehmen.

Besonders clever war der Schritt von Nokia, die eigene Navigationslösung Ovi Maps kostenlos für die eigenen Handys freizugeben und auch im unteren Segment Navigationshandys wie das Nokia 2710 (siehe auch unseren Test) anzubieten. Die Übernahme von Navteq durch Nokia hat zwar viel Geld gekostet; das dürfte durch die Handy-Verkäufe aber wieder reinkommen.

Auch mit anderen Basis-Funktionen - und dazu gehört immer noch die Telefonie - kann Nokia punkten: Empfangsprobleme, nur, weil man das Gerät falsch in der Hand hält, wie sie Apple für das iPhone 4 jüngst bestätigen musste, waren von Nokias letzten Geräten jedenfalls nicht zu berichten.

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