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teltarif hilft: Talkline umgeht den Kosten-Airbag

Verbindungen aus ausgeschöpftem Kosten-Airbag erst zwei Monate später berechnet
Von Marc Kessler

Talkline-Logo Talkline umging den Kosten-Airbag
Screenshot: teltarif.de
Kosten-Airbag-Tarife liegen derzeit voll im Trend und sind für den Kunden - sofern er den Kosten-Airbag mit seinem Nutzungsverhalten auch tatsächlich ausnutzt - durchaus von Vorteil. Was aber, wenn der Anbieter Verbindungen eines Monats, in dem der Kosten-Airbag erreicht und außer dem vereinbarten Höchstbetrag nichts mehr berechnet wurde, einige Monate später plötzlich nachberechnet?

Genau das ist teltarif-Leser Ralph V. aus Baden-Württemberg passiert: Er besitzt einen Vertrag bei der freenet-Mobilfunkmarke Talkline im Kosten-Airbag-Tarif o2 o. Dieser begrenzt - in der Tarif-Version unseres Lesers - den monatlichen Rechnungsbetrag für innerdeutsche Telefonate und SMS auf 60 Euro.

Talkline-Logo Talkline umging den Kosten-Airbag
Screenshot: teltarif.de
Im September vergangenen Jahres profitierte Ralph V., dessen Rechnungszeitraum immer vom 28. eines Monats bis zum 27. Tag des Folgemonats reicht, von dieser Regelung: Schon am 7. September hatte er die Kostenobergrenze von 60 Euro erreicht. Die bis einschließlich 27. September rechnerisch entstandenen Mehr-Kosten von immerhin 185,05 Euro musste er durch den Kosten-Airbag des Tarifs nicht zahlen. Da unser Leser noch ein kurzes Gespräch ins Ausland geführt hatte, belief sich seine September-Rechnung auf insgesamt 60,89 Euro.

Völlig unerwartet: September-Verbindungen im November berechnet

Soweit hätte alles seine Ordnung gehabt - doch dann geschah es: Rund zwei Monate später erhielt Ralph V. seine November-Rechnung. Diese belief sich insgesamt auf 27,75 Euro. Bei der Durchsicht des Einzelverbindungsnachweises stutzte unser Leser jedoch: Denn alle Posten, die hier aufgelistet waren, bezogen sich auf Telefonate und SMS, die vom 10. September bis 27. September geführt bzw. versendet worden waren. Talkline-Rechnung September Der ausgeschöpfte Kosten-Airbag auf der September-Rechnung (Netto-Preise)...
Foto: teltarif.de
De facto hatte Talkline also Gespräche und SMS, die eigentlich auf die September-Rechnung gehört hätten und folglich vom Kosten-Airbag abgedeckt und damit kostenfrei gewesen sein müssten, auf die November-Rechnung verlagert - und dort separat in Rechnung bestellt. Ralph V. verstand die Welt nicht mehr.

Unser Leser reklamierte die Rechnung bei Talkline und schrieb sehr zutreffend: "Sämtliche berechneten Gespräche in der November-Rechnung fallen in den Abrechnungszeitraum 28.08.2010 bis 27.09.2010 (September). In diesem Zeitraum hatte ich aber bereits den Kostenairbag von 60 EUR erreicht! Wenn Sie im November für Gespräche im September 27,75 EUR nachberechnen, hätte ich einen Kostenairbag von 87,75 EUR! Diese Vorgehensweise führt einen Kostenairbag ad absurdum. Ich bitte um Überprüfung und Korrektur der zuviel berechneten 27,75 EUR."

Talkline-Kundenservice weist Rechnungs-Reklamation ab

Der Kundenservice der zur freenet AG gehörenden Mobilfunkmarke bügelte die Reklamation von Ralph V. jedoch ab und teilte ihm mit: "Aus technischen Gründen besteht in Einzelfällen die Möglichkeit, dass Gespräche oder SMS aus vorherigen Abrechnungszeiträumen nachträglich berechnet werden. Talkline ist grundsätzlich berechtigt, Verbindungsentgelte auch nachträglich zu berechnen, da uns beispielsweise die Daten zu im Ausland geführten Talkline-Rechnung November ...und die nachberechneten September-Verbindungen auf der November-Rechnung von Ralph V.
Foto: teltarif.de
Gesprächen häufig erst mit Verspätung übermittelt werden. Einen entsprechenden Hinweis finden Sie auch in unseren Rechnungen. Daher bezieht sich die in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen aufgeführte monatliche Rechnungserstellung auf das Erstellen und Versenden der Rechnungen, jedoch nicht auf die exakte Abrechnung der für diesen Zeitraum angefallenen Gebühren."

Bei den Verbindungen unseres Lesers hatte es sich jedoch mitnichten um Auslandsgespräche gehandelt - bei deren Rechnungsstellung eine Verzögerung tatsächlich vorstellbar wäre -, sondern ausschließlich um Inlandsgespräche und -SMS. Es fiel unserem Leser schwer, an eine echte Verzögerung bei der Berechnung zu glauben; vielmehr ging er davon aus, dass Talkline den - durch Ralph V. im September reichlich in Anspruch genommenen - Kosten-Airbag unterlaufen wollte und wandte sich schließlich an unsere Redaktion.

Pressesprecher: "Automatisierter technischer Prozess" ist Schuld

Wir fragten bei freenet nach und baten um Aufklärung. Die folgte dann auch relativ bald und endete für unseren Leser Ralph V. mit einem positiven Ergebnis. freenet-Pressesprecher Rüdiger Kubald teilte mit: "Nach eingehender Recherche konnten wir feststellen, dass aufgrund eines automatisierten technischen Prozesses bei der Datenübermittlung und -verarbeitung zwischen dem Netzbetreiber und uns, Herrn V. bedauerlicherweise auch noch im Monat November Kosten aus seinem o2-o-Vertrag berechnet worden sind. Wir bedauern diesen Vorfall und bitten Herrn V. für die ihm entstandenen Unannehmlichkeiten in aller Form um Entschuldigung. Hiermit bestätigen wir, dass wir dem bei uns geführten Kundenkonto von Herrn V. den berechneten Betrag in Höhe von 27,75 Euro gutgeschrieben haben. (...) Wir gehen davon aus, dass es sich hier um ein einmaliges Versehen handelt."

Doch was ist der mysteriöse "automatisierte technische Prozess bei der Datenübermittlung und -verarbeitung", der Schuld an dem Vorfall sein soll? Auf unsere Nachfrage wurde Rüdiger Kubald etwas präziser: Im Falle von Ralph V. seien die Abrechnungsdaten tatsächlich verspätet durch den Netzbetreiber - in diesem Falle also o2 - geliefert worden. "Sie kamen ungewöhnlich spät", so Kubald. Unser Leserfall sei aber "der einzig bekannte Fall" in dieser Form.

Ralph V. indes ist erfreut über den für ihn zufriedenstellenden Ausgang. "Für Ihre Bemühungen bedanke ich mich recht herzlich, denn ohne diese Unterstützung würde ich sicher noch lange meinem Geld hinterher rennen!", schreibt unser Leser. Für uns bleibt zu hoffen, dass der hier dargestellte Leserfall wirklich ein Einzelfall bleibt. Denn ein Kosten-Airbag-Tarif, der auf diese Art und Weise unterlaufen wird, ist in der Tat nicht sinnvoll.

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