iPhone-Deal

Editorial: Der iPhone-Deal - Dammbruch oder Flopp?

Wie attraktiv sind Exklusiv-Modelle für die Anbieter wirklich?
Von Marie-Anne Winter

Bei höherwertigen Geräten sieht die Sache eventuell anders aus - allerdings ist auch bei einem durchschnittlichen Musik- oder Kamerahandy eher unwahrscheinlich, dass sich die Kunden dermaßen bevormunden lassen, um bestimmte Handys zu bekommen. Auch hier ist die Konkurrenz so groß, dass die Kunden dann halt ein anderes Handy nehmen werden, das entweder ohne Vertrag oder beim Anbieter seiner Wahl günstig zu bekommen ist.

Apple iPhone 8GB

Bei hochklassigen Handys mit Kultcharakter dagegen ist es durchaus möglich, dass die Hersteller in Versuchung kommen, das iPhone-Modell zu kopieren. Gerade bei Geräten, die für Geschäftskunden interessant sind, weil sie bestimmten Funktionen bieten, greift die anvisierte Zielgruppe unter Umständen auch tiefer in die Tasche, wenn sie sich einen entsprechenden Mehrwert verspricht. Für interessierte Privatkunden wird es dann allerdings schwieriger, an solche Geräte heran zu kommen, sofern sie nicht bereit sind, ebenfalls entsprechende Summen zu investieren. Anderseits bedeutet das für die Hersteller, dass sie unter Umständen gerade diese Zielgruppe verprellen.

Im Fall des iPhone ist das offenbar nicht so, denn dieses Gerät ist definitiv ein Kultgegenstand für stil- und statusbewusste Privatnutzer, die bereit sind, für ihr neues Statussysmbol eine Menge Geld auf den Tisch zu legen. Hier kommt allerdings dazu, dass in der Gemeinde eingefleischter Apple-Fans genau dieser Typus relativ häufig anzutreffen ist. Ob dieser Erfolg von anderen Herstellern reproduzierbar sein wird, erscheint nicht sehr wahrscheinlich. Schließlich muss sich auch erst noch zeigen, ob dieses Exklusiv-Modell auch dauerhaft funktioniert - denn möglicherweise haben bald alle, die unbedingt ein iPhone haben wollen und dafür die derzeitigen Konditionen akzeptieren, ein Gerät gekauft - ob in ein paar Monaten noch nennenswerte Verkaufszahlen erreicht werden, ohne dass der Preis entsprechend gesenkt wird, ist noch nicht absehbar.

Blackberry ist schon lange Kult

Bei einem anderen Kultgerät funktioniert ein ähnliches Modell allerdings schon seit einer ganzen Weile - beim Blackberry. Um den Blackberry auch als solchen benutzen zu können, braucht man entweder die komplette Blackberry-Mobile-E-Mail-Lösung vom kanadischen Blackberry-Anbieter RIM selbst oder zumindest einen entsprechenden Blackberry-Push-Dienst beim jeweiligen Netzbetreiber, der wiederum mit RIM kooperiert. Der Blackberry ist also nur ein Bestandteil einer umfassenden Komplett-Lösung, die offenbar den Nerv der Zeit getroffen hat und sich daher seit Jahren erfolgreich am Markt hält, obwohl auch andere Anbieter in diesen Bereich vorstoßen.

Zwar gehen die Bemühungen der Netzbetreiber schon länger in eine ähnliche Richtung - eben bestimmte Endgeräte im Paket mit zusätzlichen mobilen Dienstleistungen zu verkaufen - allerdings scheint der Mehrwert, den auf Privat-Nutzer zugeschnittene komplett-Angebote bieten sollen, für die anvisierte Zielgruppe noch nicht so recht erkennbar zu sein. Bislang ist es nicht so, dass die Kunden, die ein subventioniertes Musikhandy kaufen, dann auch über das Portal des jeweiligen Anbieters massenhaft Songs mobil herunterladen oder jede Menge MMS versenden, nur weil sie ein tolles Kamerahandy dazu bekommen haben. Wer sich einen Blackberry zulegt, nutzt dann aber definitiv mobile E-Mail. Ob es den Herstellern gemeinsam mit den Netzbetreibern gelingen wird, für bestimmte Geräte auch exklusive Angebote zu entwickeln, die für die Kunden ähnlich attraktiv sind, wie die Push-E-Mail auf dem Blackberry, ist bislang nicht abzusehen. Beim iPhone scheint der Mehrwert derzeit noch im Gerät an sich zu liegen. Ob T-Mobile damit dann auch die erwarteten Umsätze generieren kann, bleibt abzuwarten.

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