Digitaler Impfpass soll noch vor den Sommerferien kommen
Die Menschen in Deutschland sollen noch vor
den Sommerferien in die Lage versetzt werden, einen vollständigen
Impfschutz unkompliziert durch eine Smartphone-App nachzuweisen. Das
verlautete heute aus Regierungskreisen. Die digitale
Bescheinigung soll den Betroffenen die Möglichkeit geben, schnell und
fälschungssicher nachzuweisen, dass sie vollständig geimpft sind und
deshalb wieder bestimmte Grundrechte in Anspruch nehmen zu können,
etwa bei Urlaubsreisen.
Digitaler Impfpass kommt dieses Jahr
Bild: picture alliance/dpa | Sina Schuldt
Die Zertifikate sollen dabei nicht zentral auf einem Server
gespeichert werden, sondern jeweils auf dem Smartphone der Anwender.
Menschen, die kein Smartphone besitzen, erhalten zusätzlich zu dem
Eintrag im analogen gelben Impfpass einen Ausdruck der digital
einlesbaren Impfbescheinigung als QR-Code auf Papier. Auch bei einem
Verlust oder Wechsel des Smartphones kann das Zertifikat über den
ausgedruckten QR-Code erneut ins Handy eingelesen werden.
Impfbescheinigungen in Impfzentren und Arztpraxen
Die digitalen Impfbescheinigungen sollen in den Impfzentren und Arztpraxen ausgestellt werden. Derzeit sucht die Bundesregierung noch nach einem Verfahren, wie bereits vollständig Geimpfte ihre Bescheinigung nachträglich erhalten können. In der Bundesregierung wird zudem noch diskutiert, ob auch überstandene Corona-Infektionen wie ein vollständiger Impfschutz gewertet werden. Dabei sei man noch auf Forschungserebnisse angewiesen, hieß es.
Wie bereits zuvor im Amtsblatt der Europäischen Union zu lesen war, wird der digitale Impfpass in Deutschland unter der Führung des amerikanischen Technologiekonzerns IBM entstehen. Beteiligt sind auch das Kölner Start-up Ubirch, der schwäbische IT-Dienstleister Bechtle und Govdigital, ein genossenschaftlicher Zusammenschluss von zehn IT-Dienstleistern der öffentlichen Hand.
Impfnachweis in Corona-App oder separate App
Ähnlich wie bei der offiziellen Corona-Warn-App des Bundes soll die
Entwicklung des Systems als Open-Source-Projekt programmiert und
transparent gemacht werden. Der Impfnachweis soll dann entweder in
der Corona-Warn-App oder einer separaten Anwendung hinterlegt werden,
die von der IBM programmiert wird.
Impfpass soll künftig digital verfügbar sein
picture alliance/dpa/Landratsamt Altoetting |
Entgegen den ursprünglich diskutierten Konzepten soll bei der Lösung
nicht auf die Verschlüsselungstechnik von so genannten Blockchains
gesetzt werden, sondern auf traditionelle Verschlüsselungstechnik.
EU-weite Anerkennung des Impfnachweises
Der deutsche Impfpass soll kompatibel sein mit dem Covid-Zertifikat, an dem im Moment auf EU-Ebene gearbeitet wird. Die EU-Staaten hatten dazu heute ihre Position für die Verhandlungen mit dem Europaparlament festgelegt, wie die Deutsche Presse-Agentur aus Diplomatenkreisen erfuhrt. Das Dokument soll Impfungen, Ergebnisse zugelassener Tests und Informationen zu überstandenen Infektionen festhalten und EU-weit anerkannt werden. Vor allem Urlaubsländer wie Griechenland oder Spanien, deren Wirtschaft stark vom Tourismus abhängt, hatten sich dafür eingesetzt.
Das Zertifikat soll kostenfrei ausgestellt werden, wie aus der Position der EU-Staaten hervorgeht. Welche Vorteile - etwa Quarantäne-Befreiung - die EU-Staaten gewähren, sollen die Länder selbst entscheiden können. Die jeweiligen Länder sollen zudem selbst festlegen, ob sie auch Impfungen mit Präparaten anerkennen, die nur in bestimmten Ländern, aber nicht in der gesamten EU zugelassen sind - beispielsweise das russische Sputnik V. Die Regeln sollen zunächst für zwölf Monate gelten. Das Europaparlament könnte Ende des Monats seine Position festlegen, anschließend dürften die Verhandlungen mit den EU-Staaten beginnen.
Die Corona-Warn-App kann bald auch Ergebnisse von Schnelltests und den Impf-Status des Nutzers erfassen. Die Version 2.0 der Anwendung wird Mitte April erwartet.