Rückblick 2014

Weichenstellung für schnelles Internet: 2014 war entscheidend

Das Jahr 2014 hat in Bezug auf "schnelles Internet für Alle" viele wichtige Zwischenschritte geliefert. So steht inzwischen fest, dass es LTE 700 geben wird, die Anbieter bauen an vielen Ecken Glasfaser aus und bieten hohe Datenraten. Wir fassen die wichtigsten Schritte des Jahres zusammen.
Von Thorsten Neuhetzki

Wenn in einigen Jahren hoffentlich jeder Deutsche Zugriff auf eine schnelle Internetleitung hat könnte es sein, dass man bei einer Rückbetrachtung auf das Jahr 2014 zurückblickt. Denn in diesem Jahr wurde so viel wie noch nie über den Breitbandausbau in der Fläche diskutiert. Das sprichwörtliche "Fibre to the Bauernhof" war innerhalb der Branche in aller Munde und viele Weichen wurden gestellt, die hoffentlich in den kommenden Jahren dazu führen, dass es keine Breitbandlücken mehr gibt. Doch eins ist schon heute klar: In absehbarer Zeit wird es Fibre to the Bauernhof - das Glasfaser bis zum extrem ländlich gelegenen Hof - nur in Ausnahmefällen geben. Die Branche setzt auf einen Technologiemix und bietet schon heute in vielen Regionen Deutschlands auf die eine oder andere Art schnelles Internet an - wenngleich es immer noch Regionen gibt, in denen sich ein Ausbau nicht rechnet.

Ein Meilenstein für die Versorgung mit schnellem Internet in kleineren Städten und Dörfern war in diesem Jahr die regulatorische Freigabe des VDSL-Vectoring-Standards. Er ermöglicht es den Anbietern, in der Nähe der Kabelverzweiger bis zu 100 MBit/s im Downstream anzubieten. Vor allem in Regionen, in denen kein Kabelnetz liegt ist das ein wichtiger Bestandteil beim Breitbandausbau. Entsprechend groß war das Gezerre um die regulatorischen Rahmenbedingungen. Damit VDSL 100 angeboten werden kann, muss nicht nur die Technik im Kabelverzweiger dafür geeignet sein, auch der Kabelverzweiger muss entsprechend angebunden werden. Das wiederum rechnet sich in extrem ländlichen Regionen, in denen sich nur eine kleine zweistellige Zahl der Kunden einen solchen Kvz teilt, nicht. Denn die Zuführung erfolgt im Idealfall auch hier per Glasfaser, das neu zum Kabelverzweiger gelegt werden muss.

Doch es gibt auch Alternativen - etwa per Richtfunk-Zuführung. Hier sind die Kapazitäten jedoch auch begrenzt und die Technik auch nicht zum Schnäppchen-Preis verfügbar. Somit wird in ländlichen Regionen auch LTE als mögliche Technologie gesehen, um schnelles Internet in die Häuser zu bringen. E-Plus hat als letzter der noch vier Netzbetreiber in diesem Jahr LTE aktiviert, womit der Dienst bei allen Betreibern zur Verfügung steht. Doch auch bei LTE gibt es zwei Probleme: Zum einen sind auch die Kapazitäten in den Mobilfunknetzen begrenzt und zum anderen sind genau deswegen die Tarife zumeist gedrosselt. Doch bei beiden Punkten hat die Branche in diesem Jahr begonnen, gegenzusteuern.

Fernsehen verliert Frequenzen zugunsten des Internet

VDSL wird zu einem wichtigen Bestandteil des Breitbandausbaus und kann nun Tempo 100 VDSL wird zu einem wichtigen Bestandteil des Breitbandausbaus und kann nun Tempo 100
Foto: teltarif.de / Thorsten Neuhetzki

Um mehr Kapazität "in der Luft" bereitstellen zu können, sollen in den kommenden Jahren weitere Funkfrequenzen für LTE zur Verfügung stehen. Dabei handelt es sich um Frequenzen aus dem 700-MHz-Bereich, derzeit werden in ländlichen Regionen 800-MHz-Frequenzen genutzt. Doch diese neuen Frequenzen bereitzustellen und zu nutzen, ist nicht von heute auf morgen möglich. Nachdem das Fernsehen bei Jüngeren durch Inhalte auf Abruf schon viele Zuschauer an das Internet verloren hat, sollen nun auch Frequenzen für das Internet abgeben werden.

In diesem Jahr wurden die Weichen gestellt: Die derzeit noch von TV-Sendern für DVB-T genutzten Frequenzen sollen den Mobilfunkern übergeben werden, die damit mobile Internetversorgung realisieren werden. Die Frequenzumstellung wird durch die Umstellung auf DVB-T2 möglich. Streit gibt es noch um den Übergangszeitraum, in dem DVB-T und DVB-T2 gesendet werden. Erst wenn dieser vorbei ist, stehen die Frequenzen anderen Diensten zur Verfügung. Doch bis dieser Prozess beginnt, wird es noch ein Jahr dauern, abgeschlossen sein wird er wohl erst 2019. Bis dahin werden die Endgeräte dann auch LTE auf 700 MHz unterstützen - heute ist das noch nicht der Fall.

Hybrid-Angebot kombiniert DSL und LTE

Als echter Ersatz für eine Festnetzleitung gilt LTE bei vielen Kunden aber auch deswegen nicht, weil pro Monat nur einige Gigabyte Datenvolumen zur Verfügung stehen, die mit Highspeed-Datenraten versurft werden können. Damit wollen die Anbieter Überlastungen eindämmen. Doch die Telekom hat in diesem Jahr den ersten Schritt unternommen, LTE als Datenturbo für das Festnetz zu nutzen. In ersten Regionen können Kunden, denen ihr DSL-Anschluss zu langsam ist, jetzt ein Hybrid-Angebot nutzen. Hier wird LTE hinzugeschaltet, wenn die DSL-Geschwindigkeit nicht ausreicht. Auf Datendrosseln hat die Telekom hier verzichtet. Die Einschränkung: Es muss beim Kunden sowohl DSL als auch LTE verfügbar sein, um das Angebot nutzen zu können.

Vodafone hat sich unterdessen im Jahr 2014 zur Aufgabe gemacht, sein Netz generalzuüberholen. Der Anbieter hatte es in der Vergangenheit versäumt, sein Netz den gestiegenen Anforderungen der Kundschaft anzupassen. Netzüberlastungen und Qualitätseinbußen waren die Folge, unzufriedene Kunden die Konsequenz. Nun investiert Vodafone täglich fünf Millionen Euro in sein Netz, tauscht an fast allen Sendern in Deutschland wichtige Komponenten aus und erhöht so die Leitungsfähigkeit seines Netzes, was sich auch im unlängst vorgelegten Test der Connect bemerkbar gemacht hat.

Auf der nächsten Seite beschäftigen wir uns mit heute schon real existierenden 200-MBit/s-Angeboten und erklären, warum ein Technolgiemix auf Glasfaser, LTE, VDSL und Kabel die Lösung für die Breitbandversorgung sein muss.

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