Leserfall

teltarif hilft: Gebrauchte Prepaidkarten waren nicht nutzbar

Eine Prepaid­karte gebraucht zu kaufen, kann einen gewissen Reiz haben, beispiels­weise wenn man einen gewissen alten Tarif möchte. Doch das birgt zahl­reiche Risiken - teltarif.de musste einem mobilcom-debitel-Kunden helfen.
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Die beiden vom teltarif.de-Leser erworbenen Prepaid-Pakete Die beiden vom teltarif.de-Leser erworbenen Prepaid-Pakete
Bild: teltarif.de / Leserzuschrift, Bearbeitung: teltarif.de
Welchen Sinn hat es heut­zutage noch, Prepaid-Karten gebraucht zu kaufen, wo es doch nicht nur im Internet, sondern in zahl­rei­chen Super­märkten, Kiosken und Tank­stellen massen­weise Prepaid-Star­ter­pakete gibt?

Die anonyme Nutz­bar­keit der gebraucht erwor­benen SIM ist offi­ziell kein Grund mehr, da streng genommen jeder Inha­ber­wechsel einer Prepaid­karte beim Provider gemeldet werden muss, was in der Regel eine Neu-Iden­tifi­kation des neuen Inha­bers nach sich zieht. Kontrol­liert wird das in der Praxis aller­dings kaum. Ein weit wich­tigerer Grund ist: Mit alten Prepaid-Karten, die weder vom bishe­rigen Inhaber noch vom Provider umge­stellt wurden, gibt es mögli­cher­weise noch ältere Tarif­modelle, die viel­leicht inter­essant sein könnten.

Dass ein Gebraucht­kauf von Prepaid­karten aber auch gehörig schief gehen kann, zeigt unser heutiges Beispiel eines Lesers.

SIM-Karten-Pakete hatten wohl schon länger herum­gelegen

Die beiden vom teltarif.de-Leser erworbenen Prepaid-Pakete Die beiden vom teltarif.de-Leser erworbenen Prepaid-Pakete
Bild: teltarif.de / Leserzuschrift, Bearbeitung: teltarif.de
Im Juli schrieb uns ein teltarif.de-Leser:

Ich habe zwei mobilcom-debitel Voda­fone WebSessions SIM-Karten gekauft. Die eine SIM lässt sich nicht frei­schalten, weil sie schon von mobilcom-debitel frei­geschaltet wäre, was aber nicht stimmt. Bei der zweiten SIM konnte ich den Tarif WebSessions mit 1 Monat Surfen inklu­sive nicht buchen, sondern nur CallYa. Zudem meldet mein Smart­phone bei der zweiten SIM den Fehler "SIM ist nicht einge­richtet", da bei mobilcom-debitel eine ganz andere Karten­nummer hinter­legt ist. Ich frage mich, wie das sein kann. Ich komme bei mobilcom-debitel nicht weiter und weiß auch nicht, was ich noch tun soll.
Im Verlauf der Geschichte stellte sich heraus, dass der Kunden­ser­vice wirk­lich gegen­über dem Kunden behauptet hatte, dass auf der einen SIM nur ein CallYa-Tarif gebucht werden könne, obwohl auf der SIM-Verpa­ckung Voda­fone WebSessions steht.

Ein grund­sätz­liches Problem bei gebraucht gekauften Prepaid­karten ist (egal ob die Packung vom Vorbe­sitzer schon einmal geöffnet wurde oder nicht): Wenn die SIM längere Zeit irgendwo unge­nutzt herumlag und der Zweit­kunde erst jetzt die Erst­akti­vie­rung der SIM durch­führt, ist es nicht gewähr­leistet, dass tatsäch­lich noch die auf der Verpa­ckung aufge­druckten Tarife erhält­lich sind.

mobilcom-debitel löst unge­wöhn­liches Problem

In unserem Fall stellte sich dann aller­dings heraus, dass in dieser Sache ein weiteres Problem lange herum­gele­gener Prepaid­karten hinzukam: Als wir den Fall an mobilcom-debitel weiter­lei­teten, musste man dort erst einmal etwas im System graben, um den Fall voll­ständig aufklären zu können. Dann erhielten wir Mitte August von unserem Ansprech­partner folgende Nach­richt:

In diesem Fall ist es augen­schein­lich so, dass der Kunde über ein Aukti­ons­haus zwei bereits regis­trierte aber seit langer Zeit nicht mehr genutzte SIM Karten erworben hat. Da die Karten entspre­chend von ihren Vorbe­nut­zern bereits regis­triert waren, wäre eine Nutzung ohne Vertrags­über­tra­gung nicht möglich gewesen. Im vorlie­genden Fall führte wahr­schein­lich die lange Nicht­nut­zung dazu, dass die entspre­chenden Nummern der Karten wieder in den Rufnummer-Karten­pool zurück­gefallen sind. Eine dieser Nummern befand sich in der Sperre, eine andere Nummer wurde zwischen­zeit­lich aber wieder einer neuen SIM-Karte - tatsäch­lich auch einer Prepaid­karte, aber in einem CallYa Tarif - zuge­ordnet. Herr [...] hat dann mit der alten Rufnummer diese SIM-Karte akti­viert, die jedoch gar nicht in seinem Besitz war. Unser Kunden­ser­vice hat mit Herrn [...] bereits Kontakt aufge­nommen. Da dies ein wirk­lich unge­wöhn­licher Fall ist, haben wir unsere Logistik gebeten, dem Kunden zwei neue, buch­bare Karten zukommen zu lassen.
Für die Frei­schal­tung der Ersatz­karte(n) musste der Kunde zunächst einen Betrag über­weisen, der dann anschlie­ßend wieder erstattet werden sollte. Diese Erstat­tung zog sich dann aller­dings etwas hin, erst in der zweiten Oktober-Hälfte konnte uns der Kunde melden: "Ich habe die Erstat­tung erhalten. Ich danke Ihnen viel­mals in dieser Sache."

Gebrauchte Prepaid­karten: Diverse Risiken bleiben

Auch wenn der Kauf gebrauchter Prepaid­karten aufgrund der beschrie­benen Gründe (güns­tiger Preis, alter und nicht mehr neu vermark­teter Tarif, anonyme Nutz­bar­keit) für manche Verbrau­cher einen gewissen Reiz hat, bleiben damit also mehrere Rest­risiken, und zwar nicht nur für den Käufer, sondern auch für den Verkäufer:

Risiken für den Käufer:

  • eine Prepaid­karte kann jeder­zeit mit Monats­frist vom Provider ohne Angabe von Gründen abge­schaltet werden - dann ist der inves­tierte Betrag futsch
  • wenn die SIM lange herumlag und der Provider den aufge­druckten Tarif bei der SIM-Akti­vie­rung nicht mehr anbietet, muss ein anderer Tarif genommen werden
  • regulär muss dem Provider der Inha­ber­wechsel mitge­teilt werden, was eine Iden­tifi­zie­rung des Neube­sit­zers zur Folge hat. Doch nicht alle Prepaid-Anbieter machen diesen Prozess mit gebrauchten Prepaid­karten nach Einfüh­rung der Iden­tifi­zie­rungs­pflicht. In diesem Fall nutzt man die SIM-Karte "illegal".
  • wenn der Vorbe­sitzer die SIM nicht gut behan­delt und viel­leicht die Kontakte zerkratzt hat, fallen Kosten für eine Ersatz-SIM an
  • selbst wenn man die SIM im Hinblick auf einen gewissen Tarif gekauft hat, kann der Provider diesen jeder­zeit mit Monats­frist umstellen oder kündigen, gege­benen­falls fällt die SIM dann in den Prepaid-Basis­tarif zurück

Risiko für den Verkäufer:

  • wenn der Provider keinen Prozess zum Inha­ber­wechsel anbietet, nutzt der Käufer die SIM einfach auf den Namen des Verkäu­fers, was bei Straf­taten in Verbin­dung mit dieser SIM unan­genehm werden kann

Auch wenn eine Prepaid­karte abge­schaltet oder gekün­digt wird: Das Guthaben darf nicht verfallen. Der Provider ist gesetz­lich dazu verpflichtet, es dem Kunden auszu­bezahlen. So kommen Sie an Ihr Geld.

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