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Umfrage: Wahlkampf im Web ist Wählern wichtig

Politiker werden immer aktiver bei Twitter und Co.
Von Steffen Herget mit Material von dpa

Ein guter Auftritt im Internet entscheidet immer stärker über den Ausgang von Wahlen. Dies ist die zentrale Erkenntnis einer Forsa-Umfrage im Auftrag des Branchenverbandes Bitkom, bei der im Juni per Telefon 1 005 repräsentativ ausgewählte Bürger ab 18 Jahren befragt wurden. Vier von fünf Wahlberechtigten sind der Ansicht, dass ein guter Politiker im Internet präsent sein muss. Fast jeder zweite (44 Prozent) meint, dass eine Partei ohne den Einsatz des Internets keine Wahl gewinnen kann.

Internet im Schnitt nur Medium Nummer 5

Für junge Wähler ist das Internet schon heute die wichtigste Informationsquelle, betonte Bitkom-Präsident August-Wilhelm Scheer. 77 Prozent der 18- bis 29-jährigen beziehen daraus ihre politischen Informationen. Der Durchschnitt der Bevölkerung informiert sich zunächst aus dem Fernsehen und der Zeitung und erst an fünfter Stelle aus dem Internet. Im weltweiten Netz sind mit Abstand zuerst die Internetseiten der klassischen Medien wie Zeitungen, Zeitschriften, Radio und Fernsehen sowohl für die Gesamtbevölkerung (81 Prozent) als auch für die Jüngeren (71 Prozent) von Bedeutung.

Die elektronischen Medien können der Umfrage zufolge auch die Kommunikation zwischen Bürgern und Politik verbessern. Kontakt zu einem Politiker würden 63 Prozent der Jüngeren (Durchschnitt 43 Prozent) über das Internet (Mail oder Kontaktformular) suchen. Nach Ansicht von Forsa-Geschäftsführer Manfred Güllner kann das Internet auch ein Mittel gegen Wahlmüdigkeit sein. Laut Umfrage hätten sich 80 Prozent der Nichtwähler an der Europawahl beteiligt, wenn sie online hätten wählen können.

Deutsche Politiker werden im Netz aktiv

Die Politiker in Deutschland scheinen sich diesem Trend zu öffnen, sie nutzen das Internet immer mehr zur Vermittlung von persönlichen und inhaltlichen Botschaften. Bei der anstehenden Landtagswahl in Sachsen etwa versuchen sämtliche Spitzenkandidaten auf Twitter, Facebook und anderen Communitys die Wähler von sich zu überzeugen. Nicht jeder Politiker vermag jedoch seine positiven Seiten im Netz herauszustellen, wie etwa Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU), der auf der Video-Plattform YouTube unangeschnallt am Steuer seines Dienstwagens durch die Lande fährt. Fake-Profile wiederum sorgen oft für Verwirrung. Die Relevanz des Online-Wahlkampfes ist allerdings unbestritten, der Bundeswahlleiter befürchtet gar eine unzulässige Beeinflussung der Bundestagswahl im September durch zu frühe Veröffentlichung von Hochrechnungen.

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