Prognose

Corona-Warn-App kostet den Bund rund 20 Millionen Euro

Bei großen staat­li­chen Soft­ware-Projekten kann Deutsch­land nicht unbe­dingt auf eine große Erfolgs­ge­schichte zurück­bli­cken. Bei der mit Span­nung erwar­teten Corona-Warn-App läuft es offenbar besser. Selbst die Kosten laufen nicht aus dem Ruder.
Von dpa /

Startbildschirm einer Corona-Warn-App Startbildschirm einer Corona-Warn-App (Symbolbild)
Bild: dpa
Die Entwick­lung der Corona-Warn-App des Bundes durch den Soft­ware­kon­zern SAP und die Deut­sche Telekom wird rund 20 Millionen Euro kosten. Dazu kommen Betriebs­kosten in Höhe von 2,5 bis 3,5 Millionen Euro monat­lich, hieß es heute in Regie­rungs­kreisen in Berlin. Der Groß­teil davon entfällt auf den Betrieb von zwei Hotlines bei der Deut­schen Telekom. Die App soll in der kommenden Woche nach etwa sechs­wö­chiger Entwick­lungs­zeit frei­ge­schaltet werden und helfen, Corona-Infek­ti­ons­ketten schneller zu erkennen, nach­zu­ver­folgen und zu durch­bre­chen.

Anwender können sich bei den Hotlines bei der Instal­la­tion der App und dem Eintrag eines posi­tiven Test­ergeb­nisses in die App helfen lassen. Die Infi­zierten erhalten dabei von dem Call­center einen Frei­schalt­code. Mit dem Verfahren soll verhin­dert werden, dass nicht Infi­zierte sich verse­hent­lich als positiv getestet bezeichnen. Alter­nativ können die Betrof­fenen den Frei­schalt­code aber auch digital direkt vom Test­labor als QR-Code erhalten, wenn das Labor bereits entspre­chend ausge­stattet ist.

Call­center mehr­spra­chig ohne Warte­zeit

Startbildschirm einer Corona-Warn-App Startbildschirm einer Corona-Warn-App (Symbolbild)
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Die Kosten für die Soft­ware-Entwick­lung der Corona-Warn-App des Robert Koch-Insti­tuts bewegen sich am unteren Ende der von der Bundes­re­gie­rung prognos­ti­zierten Größen­ord­nung in Höhe eines "zwei­stel­ligen Millio­nen­be­trags". Bei den Kosten für die Call­center müsse berück­sich­tigt werden, dass die Anwender nicht in langen Warte­schlangen landen sollten. Außerdem wolle man den Service nicht nur auf Deutsch, sondern auch auf Englisch und Türkisch zur Verfü­gung stellen.

Wird ein Nutzer positiv getestet und dieser Status in der App erfasst, sollen andere Anwender infor­miert werden, dass sie sich in der Nähe eines Infi­zierten aufge­halten haben. Aus Regie­rungs­kreisen hieß es weiter, die App sei nur ein Baustein in der Bekämp­fung der Pandemie und kein Allheil­mittel. Die Verwen­dung sei voll­kommen frei­willig, der Programm­code als "Open Source" völlig trans­pa­rent.

Nach der Veröf­fent­li­chung der App soll die Anwen­dung in den kommenden Wochen immer wieder opti­miert und aktua­li­siert werden. Dabei soll insbe­son­dere die Funk­ti­ons­weise über Länder­grenzen hinweg eine große Rolle spielen. Nach­bar­staaten wie die Nieder­lande, die Schweiz und Öster­reich setzen wie Deutsch­land auf das von Google und Apple vorge­ge­bene Konzept einer dezen­tralen Spei­che­rung der anony­mi­sierten Kontakt­daten auf den Smart­phones selbst. Nur die Liste der anony­mi­sierten IDs der Infi­zierten wird auf einem zentralen Server zum Abruf durch die Smart­phones vorge­halten.

Wohl keine Kompa­ti­bi­lität in Frank­reich

Frank­reich hingegen hat sich für eine zentrale Spei­che­rung der Kontakt­daten entschieden und von dem tech­ni­schen Konzept von Google und Apple abge­grenzt. Hier werde es schwierig sein, eine grenz­über­grei­fende Kompa­ti­bi­lität herzu­stellen, hieß es.

Die Veröf­fent­li­chung der App ist für die kommende Woche geplant, hatte zuletzt auch Bundes­ge­sund­heits­mi­nister Jens Spahn (CDU) bekräf­tigt. Bis zum Start der App laufen noch Tests durch SAP und die Deut­sche Telekom, an der auch das Bundesamt für Sicher­heit in der Infor­ma­ti­ons­technik (BSI) betei­ligt ist. Hier geht es vor allem um Daten­si­cher­heit, also beispiels­weise um die Frage, ob Hacker Daten abgreifen können oder mit Atta­cken das Backend-System lahm­legen können.

Neben dem Programm-Code sind inzwi­schen auch Screen­shots der deut­schen Corona-Warn-App verfügbar.

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