Pikant

Pikant: Telekom nutzte zwangsabgeschaltete Callcenter-Nummern

Vier von sieben durch BNetzA gesperrte Rufnummern nutzte der Bonner Konzern
Von Marc Kessler

Die Bundesnetzagentur (BNetzA) hat - wie berichtet - die Abschaltung von insgesamt sieben Rufnummern verfügt, die von Callcentern genutzt worden waren. Der entscheidende Punkt: Callcenter nutzen Wählprogramme - sogenannte Predictive Dialer -, die mehrere Kunden zeitgleich anrufen, damit der Callcenter-Agent zeitnah den nächsten Anrufer in der Leitung hat und zudem nicht selbst wählen muss. Mit den Predictive Dialern sollen die Mitarbeiter also in erster Linie besser ausgelastet und die Effizienz von Callcentern erhöht werden. Die hinter den sieben Rufnummern stehenden Callcenter hatten Kunden per Predictive Dialer allerdings bis zu 70 Mal pro Tag angerufen - eine "unzumutbare Belästigung" und rechtswidrige Nummern-Nutzung, so die BNetzA.

Predictive Dialer: Vor allem gut für den Callcenter-Betreiber

Der Haken am Predictive Dialer: Immer nur der erste von mehreren Kunden, die zeitgleich angerufen werden, erhält die Leitung zum Callcenter-Agent. Alle anderen Gespräche werden zu diesem Zeitpunkt abgebrochen, so dass andere Kunden entweder nur ein Klingeln hören oder, falls sie den Hörer bereits abgehoben haben, keinen Gesprächspartner in der Leitung haben. Die Callcenter-Wählsoftware indes kann aber auch so programmiert werden, dass nur eine bestimmte Anzahl von Rufnummern gleichzeitig und jede Nummer auch nur mit einer bestimmten Häufigkeit pro Tag angerufen wird.

Vier der sieben Rufnummern wurden ausgerechnet von der Telekom genutzt

Die Bundesnetzagentur hat unterdessen die Liste [Link entfernt] derjenigen Rufnummern veröffentlicht, die aufgrund der missbräuchlichen Verwendung von Predictive Dialern zum 23. September abgeschaltet wurden. Darunter finden sich vier 0800-Rufnummern und drei 01805-Nummern. Pikant: Wie teltarif.de herausgefunden hat, wurden die 0800-Nummern von Callcentern genutzt, die im direkten Auftrag der Deutschen Telekom arbeiten. Unseren Informationen zufolge wurde eine Rufnummer für die Mobilfunk-Tochter T-Mobile genutzt, die anderen für die Festnetz-Sparte T-Home.

Dass die Callcenter von der Deutschen Telekom beauftragte Dienstleister sind, bestätigte auf Anfrage von teltarif.de zwischenzeitlich auch der Magenta-farbene Konzern selbst. Wie Pressesprecher Philipp Blank uns gegenüber mitteilte, habe die Telekom sowohl für interne als auch externe Callcenter "strenge Regeln" festgelegt. So dürften Kunden generell maximal fünf Mal am Tag angerufen werden - werktags zwischen 8 und 20 Uhr und samstags von 10 bis 18 Uhr. Zudem gebe es bei den Telekom-Callcentern sehr geringe Abbruchquoten, so dass nur wenige Kunden erfolglos zum Hörer griffen.

Betroffene Dienstleister wurden "ermahnt"

Man bedauere es, wenn Kunden verärgert seien, so Blank. "Kunden dürfen nicht belästigt werden", sagt der Telekom-Sprecher. Daher habe man die Dienstleister noch einmal darauf hingewiesen, die von der Telekom aufgestellten Regeln auch einzuhalten. Neben dieser "Ermahnung" schließe man aber zum jetzigen Zeitpunkt nicht aus, weitere Konsequenzen aus der Angelegenheit zu ziehen.

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