Ausgewertet

BNetzA: ADSL- und schnelle Kabel-Anschlüsse versprechen zu viel

Die Bundesnetzagentur hat mehr als 100 000 Breitbandmessungen der Nutzer ausgewertet. Das Ergebnis spiegelt das Bild vieler Nutzer wider: DSL-Anbieter und Kabelanbieter mit hohen Bandbreiten können ihre Versprechen oftmals nicht halten.
Von Thorsten Neuhetzki

Kabelnetze sind abends häufig überlastet Kabelnetze sind abends häufig überlastet
Foto: teltarif.de / Thorsten Neuhetzki
Die Bundesnetzagentur hat heute erstmals detaillierte Ergebnisse ihrer Breitbandmessung veröffentlicht. Das Ergebnis, das der Präsident der Bundesnetzagentur Jochen Homann zusammenfasst, klingt ernüchternd: "Über alle Bandbreiteklassen und Anbieter hinweg erreichen Kunden die maximale Geschwindigkeit oft nicht, die ihnen in Aussicht gestellt wurde. Allerdings fallen die Ergebnisse bei einzelnen Bandbreiten und zwischen den Anbietern unterschiedlich aus. Immerhin habe die Hälfte der Nutzer bei allen betrachteten Anbietern im Festnetz mindestens 60 Prozent der vertraglich vereinbarten maximalen Datenübertragungsrate erreicht, bei einzelnen Anbietern über 90 Prozent.

Die Festnetz-Ergebnisse

Kabelnetze sind abends häufig überlastet Kabelnetze sind abends häufig überlastet
Foto: teltarif.de / Thorsten Neuhetzki
Je nach Bandbreite erreichten nur zwischen 4 und 25 Prozent der Kunden wirklich die vereinbarte maximale Datenrate. Besonders mies war der Wert dabei bei ADSL-Anschlüssen mit gebuchten Bandbreiten zwischen 8 und 18 MBit/s. Technisch lässt sich das einfach erklären: Bei ADSL sind die Strecken der Kupferleitung am längsten und können mehrere Kilometer betragen. Mit zunehmender Länge fällt aber das Signal ab - vermarktet werden oftmals dennoch 16 MBit/s.

Im Tagesverlauf fiel insbesondere in der Bandbreiteklasse 200 bis 500 MBit/s die Leistung in der abendlichen Peak-Zeit stark ab. Dieses Phänomen tritt bei verschiedenen Anbietern immer wieder auf. Es ist darauf zurückzuführen, dass die Kabelnetze stärker als DSL und VDSL als Shared Medium ausgelegt sind. Nutzen viele Kunden gleichzeitig die Netze mit Streaming-Diensten oder Downloads wird der Zugang für alle Kunden dieses Anschlussbereiches (Cluster) langsamer. Hier können seitens des Anbieters zwei Dinge helfen: Einerseits können mehr Übertragungskanäle für das Internet geschaltet werden. Andererseits können auch die Cluster weiter segmentiert werden - das Glasfaserkabel also näher zu den Kunden gelegt und die Zahl der Kunden pro Cluster so deutlich verkleinert. Letzteres ist in aller Regel mit Tiefbauarbeiten verbunden, die sich hinziehen können.

65 Prozent mit ihrem Anbieter zufrieden

Im Vorfeld der Messung wurde die Kundenzufriedenheit abgefragt. Rund 65 Prozent der Kunden waren mit der Leistung ihres Anbieters zufrieden und bewerteten diese mit "sehr gut", "gut" oder "zufriedenstellend". "Es hat sich gezeigt, dass zufriedene Endkunden einen besseren Verhältniswert der tatsächlichen gemessenen Datenübertragungsrate im Vergleich zur vereinbarten maximalen Datenübertragungsrate erzielten", heißt es in einem Resümee der BNetzA. Der Bericht umfasst den Zeitraum vom 25. September 2015 bis zum 25. September 2016. Für stationäre Breitbandanschlüsse wurden 106 159 valide Messungen berücksichtigt.

Der vollständige Bericht ist auf der Internetseite der Bundesnetzagentur unter www.bundesnetzagentur.de/breitbandmessung veröffentlicht. Er enthält neben den Ergebnissen auch umfangreiche Ausführungen zur Validierung und Methodik sowie die Messungen in den Mobilfunknetzen. Diese werden wir in einer weiteren Meldung zusammenfassen.

Wenn Sie mit ihrem Anbieter unzufrieden sind, sollten Sie sich nach einem anderen umschauen, der idealerweise nicht die gleiche Technologie einsetzt. Als Orientierung dabei kann Ihnen unser Internetanbieter-Vergleich dienen.

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